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Kritik an Schießplatz in der Döberitzer Heide: Michael Beier: „Bundeswehr hat nichts aus Bombodrom gelernt“

Die Bundeswehr plant in der Döberitzer Heide einen Schießplatz. Unweit von dem neuen Übungsgelände befindet sich die Heinz-Sielmann-Stiftung, die sich für Naturschutz einsetzt - und von den neuen Plänen alles andere als begeistert ist.

Herr Beier, die Bundeswehr plant in direkter Nachbarschaft zur Naturlandschaft der Heinz-Sielmann-Stiftung in der Döberitzer Heide einen Schießplatz. Welche Auswirkungen hat das Vorhaben auf die seltenen Tiere und Pflanzen?

Wir sehen den Umstand einer Sammelstandortschießanlage als direkten Eingriff, der die Planungen der Stadt Potsdam und umliegender Gemeinden zum Wohnstandort sowie den Naturschutz der Heinz-Sielmann-Stiftung wesentlich stört. Dadurch werden die Entwicklung der Wohnstandorte in Krampnitz sowie Groß Glienicke und Seeburg entwertet. Die Bundeswehr verschießt uns die Offenlandhaltung von Wisenten und Wildpferden. Zehn Jahre Naturschutzarbeit und 13 Millionen Euro an Spendengeldern fallen der Bundeswehr zum Opfer.

Könnte ein guter Schallschutz die Lärmbelästigung nicht deutlich senken und damit die Auswirkungen minimieren? Derzeit läuft ja ein Gutachten dazu.

Die Frage ist doch, wer das Gutachten bestellt und bezahlt und ob die Bundeswehr auf die Befindlichkeiten der Umgebung Rücksicht nimmt. Sie betitelt sich als familienfreundliches Unternehmen, aber wie bürgernah ist sie mit dieser Investition in einem urbanem Raum zu den Familien vor Ort? Die zuständigen Stellen haben auch versichert, dass die Naturlandschaft in der Döberitzer Heide unangetastet bleibt. Das ist doch albern. Unangetastet bleibt das Eigentum des Nachbarn immer. Aber es wird in jedem Fall durch den Lärm und die Bauarbeiten beeinträchtigt. Durch den Eingriff der Bundeswehr verändern sich die Lebensräume für Flora und Fauna. Auch das Bundeswehr-Gelände ist ein Naturraum erster Güte. Wir verlangen, dass auch dort ein Arten- und Naturschutzgutachten durchgeführt wird. Wir haben den Steinschmelz als seltene Vogelart und den Urkrebs in der Döberitzer Heide. Diese Arten sind europaweit einzigartig. Und vielleicht gibt es sie mittlerweile auch auf dem Bundeswehrgelände. Artenschutz könnte die Baumaßnahme noch verhindern.

ZUR PERSON: Michael Beier (51) ist seit 2012 Chef der Heinz-Sielmann-Stiftung. Die Einrichtung betreibt deutschlandweit mehrere Arten- und Naturschutzprojekte, so auch in der Döberitzer Heide.

Sie kritisieren, dass Sie zu dem Vorhaben nicht gefragt wurden. Warum hätte die Bundeswehr das im Vorfeld der Planungen machen sollen?

Wenn man so einen wesentlichen Eingriff in die Landschaft plant, wäre es sinnvoll, die direkten Nachbarn einzubeziehen und um ihren Expertenrat zu fragen. Die Bundeswehr muss doch aus dem Widerstand gegen das Bombodrom in der Kyritz-Ruppiner Heide gelernt haben. Warum soll es jetzt nicht wieder eine Bürgerinitiative Freie Heide geben?

Wie könnte ein möglicher Kompromiss aussehen?

Die Bundeswehr hätte sich auf den bereits bestehenden Schießstandort in Lehnin rund 25 Kilometer von Potsdam entfernt fokussieren und Mobilität im wahrsten Sinne leben können. Da muss man nur etwas weiter fahren.

Die Fragen stellte Stefan Engelbrecht.

Lesen Sie hier den Hintergrund: die Pläne der Bundeswehr.

Stefan Engelbrecht

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