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Blick auf das Kunst-und Kulturzentrum "Rechenzentrum".

© Andreas Klaer

Kritik an Oberbürgermeister-Vorschlag: Kontroverse über Rechenzentrum-Vorstoß

Potsdams Oberbürgermeister wird für sein Bekenntnis zum Rechenzentrum und seinen Vorschlag für die Gestaltung der Garnisonkirchen-Fläche kritisiert. Eine Künstlerin hat noch einen anderen Vorschlag.

Potsdam - Der neue Vorstoß von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) zum Thema Garnisonkirche hat für unterschiedliche Reaktionen gesorgt. Wie berichtet hatte Schubert erklärt, der „weitestgehende Erhalt“ des eigentlich ab 2023 für den Abriss vorgesehenen Rechenzentrums soll künftig Grundlage der Debatte über die Fläche des ehemaligen Kirchenschiffs der Garnisonkirche sein. Vor allem die Befürworter eines originalgetreuen Wiederaufbaus der 1968 gesprengten Barockkirche reagieren irritiert, geben sich aber auch kämpferisch.

"Rückwärtsgewandt, polarisierend und ausgrenzend"

So machte die Potsdamer CDU nun im sozialen Netzwerk Facebook deutlich, man werde sich weiter für ein originales Kirchenschiff einsetzen – und wie beim Landtagsstadtschloss „mit langem Atem“ für die eigene Überzeugung eintreten. „Demokratie ist eben nicht nur die Kunst des Möglichen, sondern die Kunst zu überzeugen und das für richtig Erkannte möglich zu machen.“ Zugleich attackiert man in der CDU die Position von Schubert, der auf dem Areal des Ex-Kirchenschiffs eine noch nicht näher definierte Art Gedenk-, Lern- und Jugendstätte mit modernem Antlitz entwickeln will – als Bruch mit der Geschichte der einstigen Militärkirche. Diese Agenda Schuberts brandmarkt die CDU nun als „rückwärtsgewandt, polarisierend und ausgrenzend“, man selber unterstütze „mit aller Kraft die progressiven Bürgerinnen und Bürger Potsdams“ – die nach dieser Lesart für ein barockes Kirchenschiff eintreten. Diesem würde etwa ein Viertel des Rechenzentrums im Wege stehen, weswegen Schubert und andere auch einen Teilerhalt ins Spiel gebracht hatten. Aber: Angesichts der Mehrheitsverhältnisse im gewählten Stadtparlament gegen einen originalen Wiederaufbau hatte die Union zuletzt einen Antrag für so ein Schiff zurückgezogen.

Bürgerbündnis fordert einen Wirtschaftsplan

Kritik an den Überlegungen für einen Erhalt des als Kreativhaus genutzten Rechenzentrums kommt auch von der zweiköpfigen Bürgerbündnis-Fraktion. Bei einer Sanierung oder einem Neubau an der Stelle würde „für eine kleine wirtschaftliche Minderheit Vorzugslösungen geschaffen werden, die mehrere Millionen Euro kosten werden“, fürchtet die Fraktion. Das Bürgerbündnis verweist auch darauf, dass die Stadt Potsdam in der Nähe einen Investor für die Errichtung von Ersatzquartieren für die Künstler des Rechenzentrums beauftragt habe. „Hier wurde deutlich, dass die Wirtschaftlichkeit nur funktioniert, wenn genügend gut verdienende Künstler solidarisch die anderen Mieter des Quartiers unterstützen.“ So müsse ein Wirtschaftsplan und eine Rentabilitätsvorausschau erstellt werden, bevor über bauliche Konzepte gestritten wird. Der Bürgerbündnis-Fraktionschef Wolfhard Kirsch verwies auch darauf, dass Potsdam in vielen Bereichen dringend Geld benötige – etwa beim Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs.

Hingegen veröffentlichten dutzende Nutzer des Rechenzentrums ein gemeinsames Video nach Schuberts Ankündigung, auf dem sie mit Sektgläsern anstießen. „Das lassen wir jetzt mal so stehen“, lautete der Titel. Die für das Rechenzentrum kämpfende Künstlerin Annette Paul erklärte gegenüber den PNN, dass sie sich auf dem Grundstück des ehemaligen Kirchenschiffs auch einen modernen Anbau zwischen dem entstehenden Turm der Kirche und dem Rechenzentrum vorstellen könne – wie dies am Haus der Versöhnung am Augustinerkloster in Erfurt beispielsweise realisiert sei.

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Die Debatte geht diese Woche weiter: Am Donnerstagabend treffen sich die Potsdamer Grünen bei einer Mitgliederversammlung für eine finale Positionierung. Gerade der Nachwuchs der Partei will einen Erhalt des Rechenzentrums – genau wie die Jusos der SPD. Auch die Sozialdemokraten planen zu dem strittigen Thema eine Mitgliederbeteiligung.

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