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Landeshauptstadt: Kritik an Initiative gegen Flüchtlingsheim

Politik und Vereine verteidigen Plan, auf Hermannswerder eine neue Asylbewerberunterkunft zu errichten

Die neue Bürgerinitiative gegen ein geplantes Flüchtlingsheim auf Hermannswerder erhält viel Widerspruch. Die Halbinsel sei sehr wohl als Standort für eine solche Unterkunft geeignet, teilte jetzt etwa der Paritätische Wohlfahrtsverband Brandenburg mit, der seinen Sitz in unmittelbarer Nachbarschaft des geplanten Asylbewerberheims hat. „Es gibt durch die vielen sozialen Einrichtungen auf Hermannswerder langjährige gute Erfahrungen im Umgang miteinander und eine besondere Integrationskompetenz der Bewohner“, sagte Andreas Kaczynski vom Vorstand des Paritätischen Verbands.

Wie berichtet hatte sich eine neue Initiative „Pro Tornow“ in einem Brief an Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) gegen den von den Stadtverordneten bereits für ein Flüchtlingsheim vorgesehenen Standort Tornowstraße 55 ausgesprochen und mit rechtlichen Schritten gedroht. Angefügt war eine Liste mit den Unterschriften von 177 Anwohnern, darunter bekannte Potsdamer wie Kanu-Olympiasieger Jürgen Eschert oder Burkhard Scholz, Geschäftsführer des Vier-Sterne-Inselhotels auf Hermannswerder. Das Hauptargument der Gegner: Das „über Jahre gewachsene Gleichgewicht“ zwischen Anwohnern, Schulen sowie den auf Hermannswerder befindlichen Sozialeinrichtungen für Behinderte und Suchtkranke würde durch ein neues Asylheim „erheblich“ gestört, wie es in dem Schreiben heißt. In dem Haus könnten ab Mitte 2015 hundert Flüchtlinge leben.

Dazu teilte Linke- Kreischef Sascha Krämer mit, die Initiative verwende – um Flüchtlinge von Hermannswerder fernzuhalten – „fadenscheinige Argumente“. Wie berichtet hatte bereits die Hoffbauer-Stiftung als Betreiber mehrerer sozialer Einrichtungen auf Hermannswerder beruhigt, es seien keine Probleme wegen des geplanten Flüchtlingsheims erwartbar. Krämer sagte, an diesem Skandal zeige sich, „welches Menschenbild einige haben“. Dabei gehe es um Flüchtlinge, die ihr Land verlassen, weil sie um ihr Leben fürchten. Die Standorte für die Unterbringung seien gleichmäßig über das Stadtgebiet verteilt, so Krämer. „Warum sollen sie ausgerechnet nicht auf Hermannswerder wohnen?“

Wie berichtet hatten die Stadtverordneten zuletzt mit breiter Mehrheit zehn neue Standorte für Sammelunterkünfte beschlossen. In diesem Jahr muss die Stadt knapp 400 Flüchtlinge unterbringen, nächstes Jahr mindestens noch einmal so viele Menschen. Kaczynski vom Paritätischen Verband sagte, natürlich müsse man Ängste und berechtigte Forderungen – etwa wegen der Versorgung der Neuankömmlinge – ernst nehmen. Hier sei einerseits die Stadt gefordert, Lösungen zu entwickeln, andererseits sollten sich die Anlieger auf der Insel frühzeitig darüber verständigen, was sie konkret leisten können. Kaczynski weiter: „Wir werden die neuen Bewohner auf jeden Fall willkommen heißen und uns aktiv für ihre Integration einsetzen.“ Von „Pro Tornow“ hat sich bereits eine weitere Anwohnerinitiative distanziert, der etwa die frühere Grünen-Landeschefin Katrin Vohland angehört.

Bei der SPD will man wegen der rasch steigenden Flüchtlingszahlen einen Willkommensverein für die Flüchtlinge gründen. Diese Idee würde in anderen Städten bereits umgesetzt, sagte der Stadtverordnete und Mitinitiator David Kolesnyk. Mit solchen Vereinen lasse sich bürgerschaftliches Engagement bündeln, etwa bei der Organisation von Kleidersammlungen oder anderer Unterstützung. Für Hermannswerder müssten nun offene Fragen beantwortet werden, um Ängste abzubauen. Der Standort sei aber grundsätzlich geeignet, so Kolesnyk: „Vor Ort sind viele soziale Träger aktiv, die ihre Kompetenzen mit einbringen können.“ Die Hilfe für Flüchtlinge sei aus seiner Sicht auch keine Last, „sondern menschliche Pflicht und Bereicherung für unsere Stadt“.

Nicht jeder sieht das so: Unterschriften wurden bisher schon gegen ein geplantes Wohnprojekt für Flüchtlinge in der Grotrianstraße mit 40 Plätzen gesammelt. Ebenso gibt es Anwohnerbedenken gegen ein für die Groß Glienicker Waldsiedlung vorgesehenes Heim mit 100 Plätzen. Dort wird etwa argumentiert, es gebe nur eine schlechte Nahverkehrsanbindung und keine Kita oder Schule in der Nähe. HK

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