zum Hauptinhalt
Die Biosphäre soll für 17 Millionen Euro zu einer Klima-Erlebniswelt umgebaut werden.

© Andreas Klaer

Kritik an den Plänen wächst: Kann sich Potsdam den Umbau der Biosphäre leisten?

Die Biosphäre in Potsdam soll für 17 Millionen Euro zu einem Lernzentrum mit sieben Erlebniswelten umgebaut werden. Doch das gefällt nicht jedem.

Potsdam - Die Kritik an dem für rund 17 Millionen Euro geplanten Umbau der Biosphäre wächst. Die Potsdamer Grünen teilten am Dienstag mit, die Modernisierung der Tropenhalle zu einem Lern- und Erlebniszentrum mit den Hauptthemen Klimawandel und Artenvielfalt sei zwar eine tolle Idee – doch könne sich das Rathaus ein solches defizitäres Mammutprojekt wegen der bedenklichen Pro-Kopf-Verschuldung der Stadt und dem Zustand anderer Bildungseinrichtungen nicht leisten, fasste Kreischefin Carolin Hermann zusammen.

Ähnlich äußerte sich Grünen-Fraktionsvorsitzende Janny Armbruster: „Bedenkt man, wie wenig Geld für Kultur, Stadtteilzentren, das Mitmachmuseum Extavium oder andere Klimaprojekte zur Verfügung stehen, gibt es noch erheblichen Redebedarf.“ Angesichts der in der Biosphäre geplanten zusätzlichen Erlebniswelten für verschiedene Klimazonen könnten die ohnehin hohen Betriebskosten der Tropenhalle weiter steigen – im neuen Konzept wird mit 3,1 Millionen Euro pro Jahr gerechnet.

Die Modernisierung soll für mehr Gäste sorgen 

Der Umbau der Halle soll mehr Besucher anlocken – damit könnte der aktuelle städtische Zuschussbedarf auf rund 450.000 Euro pro Jahr halbiert werden, zwischenzeitlich waren sogar bis zu 1,5 Millionen Euro pro Jahr Zuschuss fällig. Zur Bilanzverbesserung wird mit einem Besucherstrom von 260.000 Gästen pro Jahr kalkuliert, jetzt sind es 110.000 weniger. Die Attraktivität will die Stadt durch zusätzliche Erlebniswelten in der Tropenhalle erhöhen, ferner ist ein neues Hotel geplant.

Auf dieses Konzept hatte sich ein mit Stadtverordneten besetzter Experten-Workshop verständigt, auch Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) hatte die Pläne am vergangenen Freitag gelobt - zumal man ein Einvernehmen erzielt habe.

Bedenken auch in der SPD

Doch Schuberts Parteifreund Pete Heuer, Finanzauschuss- und SPD-Fraktionschef, hatte bereits am Sonntag sein verbales Veto eingelegt und vor einem „millionenschweren Risiko“ für den Kommunaletat gewarnt. Noch drastischer äußerte sich via Facebook der CDU-Stadtverordnete Horst Heinzel – mit dem millionenteuren Umbau würde nur der „Weg zum Abriss der Halle“ verlängert. Bis auf das Hotel sei das geplante Konzept nur eine Weiterführung des Betriebs in abgewandelter Form. Auch CDU-Fraktionschef Matthias Finken, der als Sprecher der Interessenvertretung für das Bornstedter Feld zunächst von einem „richtigen Weg“ gesprochen hatte, zeigte sich am Dienstag reservierter: Aus dem Grobkonzept müsse nun ein Feinkonzept werden: „Wir sind noch nicht auf der Zielgraden.“ Unter anderem müssten Kostenfragen geklärt, mögliche Fördergelder angeworben werden. Auch der Mehrwert für das Wohngebiet sei noch nicht ausreichend definiert: „Eine rein touristische Einrichtung würde das Wohngebiet nur belasten.“  Zu lösen wären auch noch die Synergien mit dem Volkspark, "wenn nicht sogar eine Verzahnung, die städtebauliche Gestaltung des Eingangsbereichs zum Volkspark sowie die Verkehrsfragen", so Finken.

Kein Verständnis bei Die Andere

Kein Verständnis für die Debatte zeigte André Tomczak von der Fraktion Die Andere: Es sei befremdlich, dass nun das Ergebnis eines Werkstattverfahrens torpediert werde, obwohl dieses dort auch SPD, CDU und Grüne mitgetragen hätten. In der Halle könnten sich gerade die mit Potsdamer Forschungshäusern verbundenen Themen wie Klimawandel und Nachhaltigkeit attraktiv präsentiert werden: "Das Workshopergebnis berührt alle Aspekte von Nachhaltigkeit - ökologischer, ökonomischer, sozialer und (bau-)kultureller - und hält zudem enorme Chancen für die Nachbarschaft im Bornstedter Feld bereit." Allerdings müsse der Neustart auch in einem neuen Namen für die Biosphäre sichtbar werden, forderte Tomczak. Zudem zeigte sich: Selbst in den Fraktionen ist man sich uneins. Beispiel SPD. Für diese war der Stadtverordnete und Landtagskandidat Uwe Adler zuletzt im Workshop dabei. Dieser sagte auf Anfrage, das neue Konzept setze auf das Prinzip eines Themenparks.

Das Hotel samt Wellness werde den Standort aufwerten und auch für die Anwohner erlebbar sein. Gleichwohl werde bei der Biosphäre ein Defizit bleiben, so Adler: "Das können wir jetzt kritisch sehen und das Werkstattverfahren infrage stellen - oder wir betrachten diese Entscheidung als ein klares und positives Bekenntnis der Stadt zur Biosphäre und wofür sie steht. Neu erfunden wurde hier jedoch nichts."

Zur Startseite