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In Krampnitz sollen in den sogenannten Klinkerhöfen Neubauten in Holzbauweise entstehen.

© Andreas Klaer

Kritik am geplanten Potsdamer Stadtviertel: Krampnitz-Brandbrief der Naturschützer

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland will einen Bau- und Genehmigungsstopp für das geplante Stadtviertel erreichen - das Rathaus lehnt ab.

Potsdam - In einem Brandbrief an die Rathausspitze fordert der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) einen sofortigen Bau- und Genehmigungsstopp für das geplante Stadtviertel Krampnitz. Die „unreflektierte Fortführung des Großvorhabens“ sei angesichts zu vieler offener Fragen ökonomisch, ökologisch sowie natur- und denkmalschutzfachlich untragbar, erklärt BUND-Kreischef Axel Kruschat in dem den PNN vorliegenden Schreiben. Die Stadtverwaltung weist die Kritik zurück.

"Ununkehrbare Handlungen"

In dem Brandbrief kritisiert Kruschat, jeder noch so begründeten ablehnenden Stellungnahme von Umweltschützern würden "unumkehrbare Handlungen" entgegengestellt – zum Beispiel Baumfällungen. Der BUND bescheinigt der Stadtverwaltung mangelnden Willen, sich auf eine konstruktive Auseinandersetzung zu kritischen Fragen des Projekts einzulassen. 

So werde zwar ein ökologischer und klimaneutraler Stadtteil beworben, obwohl man zum Beispiel auf Erdgas als Energieform setze. Auch Fragen zur langfristigen Trinkwasserversorgung des Viertels oder zum Schutz der Flora und Fauna vor Ort seien offen. Stattdessen würden wichtige Dokumente für das Vorhaben zurückgehalten. Kruschat fordert mehr Transparenz und Nachvollziehbarkeit. Der BUND-Chef sieht einen „Tunnelblick der Beteiligten“, der durch die Festlegung auf eine bestimmte Einwohnerzahl bedingt sei. 

Bekanntlich sollen in Krampnitz bis zu 10.000 Menschen wohnen, falls eine Straßenbahntrasse dorthin gebaut werden sollte - wogegen es aber viel Widerstand gibt. Hier fordert Kruschat eine Neuplanung: Die Frage dürfe dabei nicht sein, wie man Lebensraum für 10.000 Menschen schaffe, sondern wie viel Bebauung und Verkehr dort verträglich seien. „Wie viele Menschen können dort mit Strom und Wasser klimaneutral und nachhaltig versorgt werden, und dies ohne großflächig Naturräume zu zerstören?“

In Krampnitz sollen zunächst bis zu 5000 Menschen wohnen.
In Krampnitz sollen zunächst bis zu 5000 Menschen wohnen.

© Ottmar Winter

Eigentlich hatte das Rathaus besser erklären wollen

Auslöser für den Ärger sind mehrere Gesprächsrunden zwischen Rathaus und einigen Umweltverbänden, die laut Stadtverwaltung „außerhalb formaler Beteiligungsverfahren“ von Februar bis April stattgefunden haben – etwa zum Thema Arten- und Baumschutz. Dabei seien „grundlegend gegensätzliche Auffassungen“ deutlich geworden, sagte Rathaussprecherin Christine Homann auf PNN-Anfrage. 

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So kritisiere der BUND die Pläne für eine hohe Verdichtung und Einwohnerzahl in Krampnitz. Die Kritik nehme das Rathaus „zwar zur Kenntnis“ – in der Abwägung mit den Zielen der Entwicklung könne man ihr aber nicht zustimmen, so Homann. Denn mit der Reduzierung der Einwohnerzahl würde dringend benötigter Wohnraum für Potsdamer und Zuzügler wegfallen: „Nur im neu errichteten Geschosswohnungsbau lässt sich mietpreisgedämpfter oder sozialer Wohnraum bauen.“

Auch den Vorwurf, dass mit Krampnitz „großflächig Naturräume zerstört“ würden, könne man nicht nachvollziehen. Einmal finde die Entwicklung auf einem ehemaligen Kasernengelände statt und „greift damit gerade nicht in bisher unbeanspruchten Landschaftsraum ein“, so Homann. Die Nähe zu anderen Schutzgebieten würde beachtet. Ferner seien naturschutz- oder waldrechtliche Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen in einem Gesamtwert von 47 Millionen Euro vorgesehen. 

Auch das Bergviertel in der Kaserne Krampnitz woll wieder mit Leben gefüllt werden.
Auch das Bergviertel in der Kaserne Krampnitz woll wieder mit Leben gefüllt werden.

© Sebastian Gabsch PNN

Zudem ermögliche erst eine Einwohnerzahl von 10.000 eine wirtschaftlich machbare und förderfähige Möglichkeit, das Straßenbahnnetz in den Potsdamer Norden zu erweitern. Ebenso sei für die klimaneutrale Wärmeversorgung des Viertels betriebswirtschaftlich eine ausreichende Einwohnerzahl nötig, so Homann. Trotz der Kritik wolle man den Dialog mit den Umweltverbänden fortsetzen, hieß es.

Das Großvorhaben ist bekanntermaßen durch Stadtverordnetenbeschlüsse legitimiert. In den nächsten Wochen sollen sich die Kommunalpolitiker unter anderem mit einem Masterplan für das sogenannte Bergviertel in dem Stadtteil befassen, wo möglichst Genossenschaften rund 600 Wohneinheiten errichten sollen, davon rund 500 im Neubau. 

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