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Mit einer Codierung auf dem Rahmen eines Fahrrads könnten sich potenzielle Diebe abschrecken lassen.

© Ottmar Winter

Kriminalität in Potsdam: Sechs gestohlene Fahrräder pro Tag

Die Zahlen in Potsdam sind auf einem Rekordhoch. Besonders Babelsberg ist häufig betroffen. Wie man sich vor einem Diebstahl schützen kann.

Potsdam - Potsdam ist eine Hochburg für Fahrraddiebe: 2021 wurden im Schnitt sechs Fahrräder pro Tag gestohlen. Gleichzeitig lag die Aufklärungsquote bei nur fünf Prozent. „Damit können wir nicht zufrieden sein“, sagte Polizeisprecherin Stefanie Wagner-Leppin am Dienstag bei einem Pressetermin am Fahrradladen „Räderei“, bei dem über Möglichkeiten zum Diebstahlschutz aufgeklärt wurde. 2311 Fahrräder wurden 2021 in Potsdam gestohlen – ein Anstieg von rund 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit wurde sogar das bisherige Rekordjahr 2015 übertroffen; damals wurden 2200 Diebstähle gezählt.

Eine Erklärung für die Zunahme sieht die Polizei darin, dass sich Radfahren wachsender Beliebtheit erfreut; durch die Zahl der vorhandenen Räder steige auch die Zahl der Diebstähle. „Außerdem gab es zuvor eine Abnahme der Fälle“, sagte Polizeihauptkommissarin Juliane Mutschischk. Tatsächlich waren die Diebstähle im Jahr 2020 auf 1626 Fälle gesunken, Mutschischk erklärt dies durch die Pandemie: Als das öffentliche Leben heruntergefahren war, waren weniger Menschen mit dem Rad unterwegs.

Polizeihauptkommissarin Juliane Mutschischk.
Polizeihauptkommissarin Juliane Mutschischk.

© Ottmar Winter

Oft werden Räder aus Kellern gestohlen

Besonders häufig griffen die Kriminellen in Babelsberg zu: Dort wurden 2021 mit Abstand die meisten Raddiebstähle gemeldet, die Polizei erfasste 502 Fälle. Auf dem zweiten und dritten Platz landeten die Nördliche und die Südliche Innenstadt. Immer wieder wurden Diebstähle aus Kellern gemeldet, so Mutschischk. Wer sein Rad im Keller aufbewahrt, sollte es dort an eine Befestigung anschließen. Sollte keine vorhanden sein, könne man einen Wandanker installieren, einen Metallring, der im Mauerwerk steckt: „Das kann man mit seinem Vermieter absprechen“, sagte Steffen Linke, Geschäftsführer der Räderei.

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Wer sein Rad in der Öffentlichkeit abstellt, sollte möglichst belebte und ausgeleuchtete Plätze wählen und zwei unterschiedliche Schlösser benutzen. Wirklich vor Diebstahl schützt aber nur das Fahrradparkhaus im Hauptbahnhof, zu dem man über die Babelsberger Straße gelangt: „Soweit ich weiß, wurde dort erst einmal ein Rad gestohlen“, sagte Linke. Allerdings ist der Stellplatz nicht kostenlos: Eine Tageskarte kostet einen, ein Monatsticket zehn, eine Jahreskarte 99 Euro.

Polizei bietet regelmäßig kostenlose Codierung an

Eine weitere Möglichkeit ist die Codierung, die regelmäßig kostenlos von der Polizei angeboten wird. Dabei wird ein Code auf den Rahmen graviert, mit dem die Besitzerin oder der Besitzer des Rades ermittelt werden kann. Polizeihauptmeister Karsten Döring demonstrierte das anhand des Rades von Linke: Mit einem Gravierstift wurde die Mittelstange bearbeitet, ein Sticker mit der Aufschrift „Finger weg! Rad ist codiert“ aufgeklebt.

Es gibt keine Statistiken dazu, ob die Codierung potenzielle Diebe abhalte, sagte Mutschischk: „Aber die Räder, die in den letzten Jahren bei uns als gestohlen gemeldet wurden, waren alle nicht codiert. Daher gehen wir schon davon aus, dass es eine abschreckende Wirkung hat.“ 2021 habe man rund 100 Codierungen vorgenommen, in diesem Jahr seien es schon 530. Ein Codierungstermin für diese Woche ist bereits ausgebucht, der nächste findet am 25. Juni in Werder statt. Auch der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) bietet Codierungen an.

Ihre Empfehlungen zur Prävention hat die Polizeidirektion West in einem Flyer gebündelt, von denen ein großer Packen an Steffen Linke übergeben wurde. Auch andere Fahrradläden sollen sie erhalten und an Kund:innen weitergeben. „Es ist ein gutes Gefühl für mich als Händler, dass ich den Kunden alles Wichtige dazu in die Hand geben kann“, so Linke.

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