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In der Turnhalle des Bornimer Sportclubs gibt es laut Geschäftsführer Julian Päpke-Alisch kaum Energiesparmöglichkeiten.

© Andreas Klaer

Kostendruck bei Potsdamer Clubs: Sportvereine schlagen Energie-Alarm

Die massiv gestiegenen Energiekosten stellen Potsdams Sportvereine vor Herausforderungen. Sie müssen wohl ihre Beiträge anheben und fürchten Insolvenzen. 

Potsdam - Die Energiekrise wird auch für Potsdams mehr als 160 Sportvereine mit ihren über 30.000 Mitgliedern zur Belastungsprobe. „Gerade Vereine, die selbst für Betriebskosten aufkommen müssen, werden sehr große, teilweise existenzielle Probleme haben“, fürchtet Anne Pichler, die langjährige Geschäftsführerin des Stadtsportbundes. Auf PNN-Anfrage sagte sie, bei manchen Vereinen gebe es bereits die Sorge, auf Grund der gestiegenen Kosten zum Ende des Jahres in Insolvenz gehen zu müssen. „Eine Beitragserhöhung ist für die meisten unvermeidlich“, so Pichler. 

Ein Beispiel ist der SC Potsdam, der größte Sportverein im Land Brandenburg und in Potsdam auch Betreiber zweier Fitnesscenter sowie einer Schwimmschule. Für die Einrichtungen in der Innenstadt, Drewitz und im Bornstedter Feld laufen Ende des Jahres die Energielieferverträge aus – würde man nun zu den aktuellen Börsenpreisen neue Verträge abschließen, droht eine Verzehnfachung der Kosten ab Januar. 

SC-Präsident Andreas Klemund sagte den PNN auf Anfrage, insbesondere den Betrieb der Sportstätten würde das in Schieflage bringen. Denn man könne die Beiträge nicht ins Unermessliche erhöhen. „Und wenn man die Saunen abschaltet, verliert man auch Nutzer.“ Alles sei ungewiss, auch wegen noch fehlender Hilfsprogramme. Bleibe es bei den angekündigten Erhöhungen, müsse man sich um den wirtschaftlichen Fortbestand des Vereins Gedanken machen. „Das ist ein echtes Problem.“ 

ESV Lok Potsdam schließt Beitragserhöhungen nicht aus

Auch beim ESV Lokomotive Potsdam mit Sitz in der Berliner Straße sind die Sorgen groß. Denn dort laufen die Verträge ebenfalls nur bis Jahresende. „Dann fürchten wir eine Verdopplung oder Verdreifachung der Kosten“, sagte Vereinssprecher Burkhard Naschke den PNN. 

Blick auf das Vereinsgelände des ESV Lok Potsdam.
Blick auf das Vereinsgelände des ESV Lok Potsdam.

© Sebastian Gabsch

Daher mache sich die Vereinsspitze bereits Gedanken, wie man Energie sparen könne – zum Beispiel durch das Herunterregeln der Duschtemperaturen. „Dabei könnte man alle 72 Stunden die Heizung wieder hochfahren, um Legionellen vorzubeugen.“ Auch die Heizung wolle man herunterdrehen. Gleichwohl seien angesichts der befürchteten Kostensteigerungen auch Beitragserhöhungen nicht mehr ausgeschlossen, sagte Naschke. 

Eine „saftige Erhöhung“ bei der Vorauszahlung für Gas hat der Bornimer SC bereits erhalten, wie Geschäftsführer Julian Päpke-Alisch erzählt. Der SC betreibt eine eigene Sporthalle an der Potsdamer Straße. Geheizt wird diese mit einem sogenannten Dunkelstrahler, der mit Gas betrieben wird. „Direkt darunter ist der Zähler, das Rädchen dreht sich und dreht sich“, so Päpke-Alisch. Zum Glück habe der Verein schon Anfang des Jahres mit höheren Kosten gerechnet und einen kleineren finanziellen Puffer angelegt.

Allerdings habe man nicht mit einer Verdreifachung der Energiekosten gerechnet. Gleichwohl könne der SC Sport noch möglich machen, ohne sofort die Mitglieder zu belasten. „Die Frage ist, wie lange man das durchhält.“ Die Sparmöglichkeiten seien in der Halle begrenzt, man könne diese nicht viel kälter stellen – zumal man Sportarten wie Karate oder auch viele Kinderkurse anbiete. Man hoffe auf Unterstützung, etwa vom Landessportbund (LSB). 

Dachverband hofft auf Förderprogramme des Landes

Der Dachverband erhebe gerade bei seinen Mitgliedsvereinen die erwarteten Mehrkosten, sagte Pichler vom Stadtsportbund. „Wir hoffen auf Förderprogramme des Landes. Der LSB befindet sich bereits in Verhandlungen.“ Im Rahmen der Sporttage im Stern Center wolle man am morgigen Samstag bei einer Podiumsdiskussion die Öffentlichkeit und die Politik für das Thema sensibilisieren, kündigte Pichler an. Hilfreich wären Förderprogramme, um den Vereinen energieeffiziente Sanierungen oder den Kauf von zum Beispiel Solaranlagen zu ermöglichen. 

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Pichler geht von Austritten aus den Vereinen aus, sollte es Sparmaßnahmen und Beitragserhöhungen geben. „Besonders betroffen sein wird der Seniorensport.“ Auch könnten Schwimmangebote für Kinder für viele Familien bald unerschwinglich werden, sagte sie weiter. Allerdings profitierten die meisten Vereine jetzt noch von den laufenden Verträgen, die „Stunde der Wahrheit“ werde vermutlich vielfach erst im kommenden Jahr schlagen, befürchtet sie. 

Die denkmalgeschützte Turnhalle des Bornimer SC.
Die denkmalgeschützte Turnhalle des Bornimer SC.

© Andreas Klaer

Pichler gegen weitere Schließungen von Sportstätten 

Pichler appellierte an die Stadtverwaltung, nach der verfügten Schließung des Kiezbads am Stern nicht noch weitere Sportstätten zu schließen – schon im Sinne der Vereine, die diese nutzen. „Aktionismus spart langfristig leider kein Geld, er verschiebt lediglich die Probleme und die Kosten“, so Pichler. Wie berichtet will der Krisenstab im Rathaus vermutlich nächste Woche weitere Energiesparmaßnahmen für die Stadt bekanntgeben. Ähnliche Probleme wie die Sportvereine hatten in dieser Woche bereits Kulturträger, Wirtschaftsunternehmen und soziale sowie Gesundheitseinrichtungen in den PNN geschildert. Wie die Mehrkosten geschultert werden sollen, ist dabei vielfach noch unklar. 

So geht es nach PNN-Informationen auch beim kommunalen Sportpark Luftschiffhafen um Mehrkosten von aktuell bis zu einer Million Euro für den Betrieb der dortigen Sportanlagen inklusive einer Schwimmhalle. Auch das müsste im Zweifelsfall aus dem wie berichtet sehr angespannten Kommunalhaushalt getragen werden.

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