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DDR-Kunst. Das Mosaik „Der Mensch bezwingt den Kosmos“ erstreckt sich über drei Seiten des Rechenzentrums an der Breiten Straße und stellt ausgehend von einem Marx-Zitat in 18 Bildern den Aufbruch der sozialistischen Gesellschaft ins All dar. Das Rechenzentrum soll Ende 2017 abgerissen werden. Nun wird diskutiert, ob und wie das Glasmosaik am Standort erhalten werden kann.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Kosmonauten sollen bleiben

Der Historiker Martin Sabrow hat eine Debatte um den Erhalt des DDR-Mosaiks am Standort des geplanten Neubaus der Garnisonkirche entfacht

Innenstadt – Die Bilder zeigen Ingenieure am Schreibtisch, Kosmonauten im All und allerhand Technik, umrahmt von einem Marx-Zitat. Das 18-teilige Mosaik „Der Mensch bezwingt den Kosmos“ schmückt das Rechenzentrum in der Breiten Straße, das abgerissen werden soll. Die Zukunft des denkmalgeschützten Wandschmucks schien längst besiegelt: Es sollte auf den Campus der Stadtverwaltung in der Hegelallee umziehen. Doch nun beginnt eine Debatte darüber, ob das Mosaik nicht doch am bisherigen Standort erhalten werden könnte – trotz des geplanten Wiederaufbaus der Garnisonkirche an dieser Stelle.

Anlass ist die Forderung des renommierten Potsdamer Zeithistorikers Martin Sabrow, das Glasmosaik des DDR-Malers Fritz Eisel (1929-2010) am Ort zu erhalten. So legitim der umstrittene Wiederaufbau der Garnisonkirche auch sei, so wichtig sei ihm auch der der Erhalt von diesem Teil des 1968 errichteten Rechenzentrums, hatte der Direktor des Zentrums für Zeithistorische Forschung (ZZF) am Mittwoch in den PNN erklärt. „Wer die Vergangenheit im Potsdamer Stadtbild bewahren will, sollte sich für das ganze Gedächtnis der Stadt engagieren und nicht nur für das halbe“, so der Zeithistoriker, der sich in der Vergangenheit schon ähnlich geäußert hatte.

In der Stiftung für den Wiederaufbau des Gotteshauses kann man sich vorstellen, das Mosaik – in welcher Form auch immer – in der Nähe der künftigen Kirche aufzustellen oder aufzuhängen. Das sagte Stiftungsvorstand Peter Leinemann den PNN auf Anfrage. „Wir wollen schließlich mit der Geschichte anders umgehen als andere Generationen vor uns – und dieses Mosaik ist Teil der Geschichte des Ortes“, sagte Leinemann – auch in Anspielung auf die 1968 erfolgte Sprengung der Garnisonkirche auf Geheiß der DDR-Führung. Bereits schon im ersten Nutzungskonzept für die künftige Kirche war angeregt worden, das Rechenzentrum-Mosaik als Anknüpfungspunkt für Gottesdienste und Veranstaltungen zu erhalten.

Die Potsdamer Stadtverordneten haben bereits 2007 auf Antrag der Linken beschlossen, das Mosaik zu retten – und zwar an einer „adäquaten Stelle im Stadtbild“. 2012 hatte die Stadt auf Anfrage der Linken den Verwaltungscampus als künftigen Standort ins Spiel gebracht. In Betracht kämen dabei die Giebelwände der Häuser 1 oder 2, so die Stadtverwaltung damals. Es handelt sich dabei um zwei wuchtige Plattenbauten, in denen verschiedene Ämter ihren Sitz haben. Eine Debatte, ob dieser Ort auch sinnvoll ist, gab es seither nicht.

Doch die Diskussion ist noch möglich, nichts ist entschieden. Stadtsprecher Stefan Schulz sagte den PNN, da sich der Abriss des Rechenzentrums ohnehin verzögere, habe die Stadtverwaltung noch Zeit, einen geeigneten neuen Standort für das Mosaik zu finden. „Wir sind gegenüber neuen Vorschlägen offen“, sagte Schulz. Bisher ist geplant, dass das Rechenzentrum spätestens Ende 2017 abgerissen wird – es steht unter anderem dem originalgetreuen Wiederaufbau der Garnisonkirche im Weg. Der Abriss des 1970 aufgebauten Rechenzentrums hat sich bereits um Jahre verzögert, weil das zuständige Finanzministerium für die dortigen Computerserver der Landesverwaltung noch keinen geeigneten Ersatzstandort gefunden hat.

Sympathien für den Vorschlag Sabrows zum Erhalt des Mosaiks am jetzigen Standort hegt auch Hans-Jürgen Scharfenberg, Fraktionschef der kirchenkritischen Linken. „Ich halte das für eine interessante Überlegung und einen naheliegenden Gedanken.“ Für die laufende Debatte zum Wiederaufbau der Kirche seien gerade solche Anregungen wichtig.

Stiftungsvorstand Leinemann beschäftigt sich mit dem Mosaik derzeit auch aus rein praktischen Erwägungen – wie sich das zerbrechliche Kunstwerk überhaupt bewegen lässt, ohne es zu beschädigen. „Keiner weiß bisher, wie man die einzelnen Platten überhaupt abnehmen kann“, so Leinemann. Für eine Lösung dieses Problems wolle er Fachleute beauftragen. Dazu habe er bei der Stadtverwaltung und dem kommunalen Sanierungsträger für die Innenstadt bereits eine Genehmigung beantragt. Tatsächlich sind die 18 Mosaik-Platten jeweils 2,80 mal drei Meter groß und ziehen sich großflächig über drei Seiten des Rechenzentrums.

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