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Das Handwerk sucht händeringend nach Nachwuchs.

© picture alliance / arifoto UG/dp

Konjunktur in Potsdam: Preise für Handwerk gestiegen

Der Boom hält an, die Auftragsbücher sind voll. In Potsdam fürchtet die Handwerkskammer jedoch ein Verkehrschaos - und stellt Forderungen an den neuen Oberbürgermeister.

Die Handwerkskammer Potsdam erwartet vom frisch gewählten Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) Verbesserungen des öffentlichen Nahverkehrs. „Der Handwerker kann die Heizung nicht mit der Tram zum Kunden bringen, aber wenn Privatpersonen umsteigen, ist das gut“, sagte Ralph Bührig, Hauptgeschäftsführer der Kammer, am gestrigen Dienstag vor Pressevertretern. Sein Argument: „Straße frei fürs Handwerk.“ 

Wer in Potsdam die Dienste eines Maurers oder Klempners braucht oder beim Bäcker Brötchen holt, muss dafür mehr zahlen als noch vor einem Jahr. 39 Prozent der Brandenburger Handwerksbetriebe haben ihre Preise erhöht. 27 Prozent erwarten eine weitere Preissteigerung bis Jahresende. Das geht aus dem gestern veröffentlichten Herbstkonjunkturbericht der Handwerkskammer hervor, für den 4000 Betriebe befragt wurden. Nach Landkreisen aufgeschlüsselt werden die Daten nicht. Als Gründe für die Verteuerung nannte Kammerpräsident Robert Wüst die Mehrkosten für Rohstoffe, Material, Energie und Entsorgung. „Gerade die Nahrungsmittelpreise sind höher geworden, auch durch den trockenen Sommer“, so Wüst.

Volle Auftragsbücher

Insgesamt ist die Lage des Handwerks ausgesprochen gut: Der Boom hält an, so die Kernbotschaft des Berichts. 95,6 Prozent der Handwerksbetriebe wertet die eigene Geschäftslage als gut oder befriedigend. Die Auftragsbücher sind voll, voller noch als vor einem Jahr. Elf Wochen im Voraus sind diese ausgebucht, vermelden die Betriebe, zwei Wochen mehr als im Herbst 2017. Hauptgrund dafür sei der Bauboom, gerade in Potsdam und dem Umland sowie dem Berliner Speckgürtel. Die Betriebe rechnen damit, dass das auch so weiter geht. „Die Zukunftsaussichten sind fast uneingeschränkt rosig“, erklärte Ralph Bührig, Hauptgeschäftsführer der Kammer. 

Warnung vor Fahrverboten

Trotz guter Konjunktur fürchten die Handwerksbetriebe die Folgen von Dieselfahrverboten in Berlin. „Die Arbeit der Brandenburger Handwerker, die nach Berlin pendeln oder dort Zweigstellen haben, wird stark erschwert. Letztendlich müssen die Kunden dann noch länger warten“, sagte Bührig. Er fordert von der Großen Koalition eine unbürokratische Ausnahmeregelung für die Betriebe. Denn gerade im Nutzfahrzeugbereich gebe es keine Alternative zum Diesel. Für Hardware-Nachrüstungen sieht er die Automobilindustrie in der Pflicht. 
Großes Problem für Handwerksbetriebe bleibt der Fachkräftemangel. Zwar könne Zuwanderung und auch die Flüchtlinge – 250 Flüchtlinge absolvieren derzeit bei Betrieben im Land eine Ausbildung – das abmildern. Lösen aber könne das Problem nur mehr Azubis. „Auch im Handwerk kann man Karriere machen“, warb Wüst. 

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