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Majid Djahani lebt seit rund 30 Jahren in Deutschland. 

© privat

Konflikt zwischen den USA und dem Iran: Zwei Exil-Iraner aus Potsdam über die Lage in ihrer Heimat

Die Exil-Iraner Majid Djahani und Saheb Vardan leben in Potsdam. Beide denken, dass die Mehrheit der Iraner froh über den Tod von General Soleimani ist.

Von Katharina Wiechers

Potsdam - Hunderttausende Trauernde in Teheran, „Tod Amerika“-Rufe auf den Straßen – die Tötung des Generals Qassem Soleimani durch die USA empört viele Menschen im Iran. Doch viele sind auch erleichtert über den Tod Soleimanis, so zumindest die Einschätzung zweier Exil-Iraner, die in Potsdam leben.

„Ich bin kein Fan von Donald Trump, aber ich bin wie die Mehrheit der Iraner froh, dass endlich jemand gehandelt hat“, sagt der Ingenieur und ehrenamtliche Dolmetscher Majid Djahani, der schon seit rund 30 Jahren in Deutschland lebt. Soleimani sei als Kommandeur der iranischen Al-Quds-Einheit verantwortlich für viele Morde. Als Beispiel nannte er die Proteste im Iran Ende vergangenen Jahres. „Sein Paramilitär hat die Menschen wahllos erschossen, teilweise von hinten in den Kopf. Das sind Barbaren“, so der Deutsch-Iraner. „Das klingt vielleicht radikal, aber ich bin erleichtert, dass die nicht machen können was sie wollen.“

Djahani hält Trumps Pläne für richtig

Nach dem Abschuss einer US-amerikanischen Drohne und dem Angriff auf die US-Botschaft in Bagdad habe er wie viele eine Reaktion erwartet, so Djahani im PNN-Gespräch. Dass Trump nun drohe, weitere Ziele im Iran anzugreifen, bezeichnet er als richtig. „Die Sprache der Gewalt ist die einzige, die diese Menschen verstehen.“ Trump hatte mit Gegenschlägen auf 52 Ziele im Iran gedroht, darunter auch kulturelle Einrichtungen. Die Zahl kommt nicht von ungefähr: Am 4. November 1979 nahmen iranische Studenten 52 Mitarbeiter der US-Botschaft in Teheran als Geiseln, erst nach 444 Tagen konnten sie nach mühsamen Verhandlungen ausgeflogen werden.

„Erst wenn das Regime mit dem Rücken zur Wand steht, kommt es zur Vernunft“, so Djahanis Einschätzung. Revolutionsführer Chamenei habe viele Möglichkeiten gehabt, Reformen durchzusetzen und das Volk wieder hinter sich zu bringen. „Aber das hat er nicht gemacht.“

Djahani glaubt nicht an das Ausbrechen eines Krieges – tatsächlich stimmen ihn die Ereignisse sogar eher hoffnungsfroh. „Ich glaube, das ist das Ende dieses Regimes“, sagt er. Er könne sich nicht vorstellen, dass das Regime etwas tun werde, was eine extreme Reaktion der USA hervorruft – eine Meinung, die angesichts der militärischen Übermacht Amerikas auch viele Beobachter teilen. „Ich glaube das Regime wird versuchen, lebendig aus der Sache herauszukommen – wenn auch mit lautem Geschrei“, so Djahani.

„Trump ist verrückt, aber die Mullahs auch“

Etwas weniger optimistisch blickt der in Potsdam lebende Iraner Christian Saheb Vardan in die Zukunft. „Trump ist verrückt, aber die Mullahs auch“, sagt er im Gespräch mit den PNN. Auch er glaubt aber, dass die Mehrheit der Iraner froh über den Tod Soleimanis ist. Er und seine Brigaden seien verantwortlich für viele Tote im Iran, im Irak, in Syrien oder in Libyen. „Soleimani war kein General. Er war sehr schlecht. Deshalb ist es gut, was Trump gemacht hat.“

Vardan selbst war im Iran Musiklehrer. Vor einigen Jahren ergriff er die Flucht, nach eigener Aussage weil er die Bibel las und deshalb verfolgt wurde. In der Potsdamer Friedenskirche wurde der 32-Jährige, der hier in der Tourismusbranche arbeitet, getauft – seitdem trägt er auch den Namen Christian. Sein Bruder sitzt für sieben Jahre im Gefängnis, weil er regimekritische Posts bei Instagram abgesetzt hat, so Vardan.

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