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 In einigen Grundschulen in Brandenburg arbeiten Schüler bereits regelmäßig an Tablets.

© Armin Weigel/dpa

Konferenz: Potsdamer Lehrer werden digital geschult

Eine Expertenkonferenz will heute mit Potsdamer Schulen über Digitalisierung beraten und Lehrer fortbilden. Dabei geht es aber nicht nur um Technik, sondern auch um Sinnhaftigkeit digitaler Inhalte.

Potsdam - Wenn es nach Dominic Becker ginge, gäbe es bald keine Hausaufgabenhefte mehr. Stattdessen sollen Potsdamer Schüler ihre Aufgaben auf einem Schulserver abrufen und ablegen können. Becker ist Vertriebsleiter des Potsdamer Unternehmens alpha2000, die Firma entwickelt digitale Infrastrukturen unter anderem für Schulen. Doch digitale Hausaufgabenhefte erscheinen vielfach noch utopisch – in der Realität herrsche an den Schulen vor allem Überforderung, meint der Experte. Viele Schulen in der Stadt und im Land kämpften mit komplizierten Förderanträgen, Lehrer seien überfordert oder nicht ausreichend geschult, die Technik veraltet.

Was dagegen getan werden kann und wie Schulen sich digitalisieren können, darüber wollen sich Experten wie Becker heute austauschen. Dazu veranstaltet alpha2000 eine Konferenz mit dem Titel „Der Weg aus der Kreidezeit: Lernen und Arbeiten in einer digitalisierten Welt“, für Lehrer eine vom Bildungsministerium des Landes anerkannte Fortbildung.

Hilfe beim Aufbau digitaler Infrastruktur

Potsdamer Unternehmen der Kommunikations- und IT-Branche wollen bei der Konferenz Schulen beraten und Netzwerke aufbauen, sie stellen ihre Strategien vor und stehen für Fragen bereit. Workshops sollen ganz praktisch dort ansetzen, wo Lehrkräfte im Schulalltag oft strandeten: Wie kann man Lehrinhalte interaktiv darstellen? Wie steht es um das komplexe Thema Datenschutz? Wie kann eine Schule eine durchdachte digitale Infrastruktur aufbauen?

Dabei scheint es nicht unbedingt am Geld zu mangeln: Immerhin 9,5 Millionen Euro sollen aus dem Digitalpakt des Bundes an Potsdamer Schulen gehen, diese wurden im Sommer zugesagt. Voraussetzung für die Beantragung der Gelder ist jeweils ein Medienentwicklungsplan. Er soll festlegen, mit welchen digitalen Medien die Schule ausgestattet und wie diese pädagogisch genutzt werden sollen. Ausgangspunkt dafür ist nach Angaben des Bildungsministeriums ein pädagogisches Konzept, das jede Schule für sich erstellen muss.

Niemand lernt schneller, nur weil er digital lernt

Zuletzt hatte Anfang Oktober Landesschulrätin Carola Gnadt, ehemals Rektorin des Potsdamer Humboldt-Gymnasiums, im Bildungsausschuss der Stadtverordneten beklagt, dass die Stadt keine Rahmenbedingungen der digitalen Ausstattung bekannt mache; die Stadt hatte dies zurückgewiesen und betont, man arbeite mit Hochdruck an der Umsetzung.

Solche Vorgänge sind für Experte Becker nicht neu. Er will mit seinem Unternehmen dort ansetzen, wo Schulinstitutionen überlastet seien. Becker, dessen Kinder Grundschule und Gymnasium besuchen, sagt, ihn beschäftige die Digitalisierungs-Problematik auch privat: „Unsere Kinder wachsen als Digital Natives auf. Ihnen wird seit Jahren rund um die Uhr vorgelebt, dass die digitalen Werkzeuge nützlich sein können – wenn man sie sinnvoll anwendet.“ Das gelte genauso für die Schule, so Becker. Allerdings: „Kein Schüler lernt effektiver oder schneller, nur weil man ihm einen Computer vor die Nase setzt.“ Es käme eben auf die Inhalte an und auf die Umsetzung des digitalen Lehrstoffs und Unterrichts. Medienkompetenz sei mehr denn je gefragt: „Wissen ist erst Macht, wenn man es in einem Kontext bringen kann“, sagt Becker.

Anne Jerratsch

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