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Kommentar über Stilblüten im Stadtparlament: „Potsdam schockt“

Behördentexte sollen in Potsdam künftig verständlich formuliert werden, wünschen sich die Grünen. Eine nachvollziehbare Forderung. Allerdings können Vereinfachungen problematisch sein.

Eine bürgernahe Verwaltungssprache, das wünschen sich viele, die häufig mit dem Rathaus zu tun haben. Nun auch die Grünen. Mit einem Antrag im Stadtparlament wollen sie den Oberbürgermeister dazu bringen, dass Behördentexte künftig verständlich formuliert werden – mit weniger Substantiven, ohne unnötige Fachbegriffe und mit übersichtlichen Sätzen. Wer beispielsweise jemals im Bauausschuss war und dort Ausführungen etwa zu „Bestandssituationen“ (wie es jetzt ist) oder zum „räumlichen Geltungsbereich eines Bebauungsplans“ zugehört hat, kennt die Sprachblüten, die das Behördendeutsch treiben kann. Allerdings kann auch die einfache Sprache manchmal skurril wirken, wenn sie nicht präzise verwendet wird.

Auch dazu liefert die Tagesordnung für die nächste Sitzung im Stadtparlament hübsche Beispiele. „Notfalldose auch in Potsdam erhältlich“ heißt zum Beispiel ein Antrag der Linken – demnach soll die Stadt 1000 solcher Dosen mit wichtigen persönlichen Patienteninformationen etwa an sozial schwache Senioren ausgeben, wie dies schon anderswo in der Mark praktiziert wird. Einen weiteren Antrag für eine auch schon anderswo eingesetzte Notfall-App hat die Fraktion Bürgerbündnis/FDP gestellt – dabei soll im Fall eines Herzinfarkts der nächste Defibrillator angezeigt werden. Der Titel des Antrags lautet „Potsdam schockt“. Das schafft zwar Aufmerksamkeit – sprachlich präzise geht aber anders.

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