zum Hauptinhalt
Das Stück "Illegale Helfer", hier ein Szenenfoto, hat am 9. Juni Premiere. Die AfD-Fraktion möchte, dass es gar nicht erst gezeigt wird.

© HL Böhme

Kommentar über die AfD und das Hans Otto Theater: Entlarvend

Die AfD-Fraktion im Potsdamer Stadtparlament will, dass ein Stück am Hans Otto Theater über Flüchtlingshelfer abgesetzt wird, das noch nicht einmal aufgeführt wurde. Eine entlarvende Forderung, meint Sabine Schicketanz.

Potsdam - Geschichte wiederholt sich nicht, so heißt es zumindest. Aber manchmal doch, unter entgegengesetzten Vorzeichen. Dass die Politik in die Kulturfreiheit eingreift, dass missliebige Stücke an Theatern auch in Potsdam auf politischen Druck abgesetzt wurden, hatte es zuletzt vor dem 89er-Umbruch gegeben. Nun gibt es anno 2016 erneut einen solchen Verstoß: Die Fraktion der Alternative für Deutschland (AfD) im Potsdamer Stadtparlament hat tatsächlich gefordert, am Hans Otto Theater ein Stück abzusetzen. Es ist ein Stück, das noch nicht einmal aufgeführt ist, es heißt „Illegale Helfer“. Es geht um Bergbauern, Richter, Anwälte, Studenten, Studienräte, Aktivisten, die aus den verschiedensten Beweggründen illegalen Einwanderern und Flüchtlingen helfen oder geholfen haben. Es geht um den Spagat von Gewissensentscheidungen, die manchmal auch mit Recht kollidieren. Es ist ureigene Aufgabe von Kunst, genau solche Konflikte aufzugreifen, sie zu verarbeiten, damit umzugehen.

Dass ausgerechnet von den rechten Populisten der AfD, die sich für eine Alternative halten, aber keine sind, eine solche Forderung kommt, ist entlarvend. Gerade in Potsdam, wo der AfD-Landesvorsitzende Alexander Gauland sich um intellektuell-bürgerlichen Habitus bemüht. Erdogan lässt grüßen.

Update 12. Mai, 11.30 Uhr: Der Facebook-Post der AfD-Fraktion, der an dieser Stelle zu sehen war, wurde mittlerweile von den Urhebern gelöscht.

Die Pressemitteilung der AfD-Fraktion zum Nachlesen:

„Illegale Helfer“ heißt das neue Recherchestück der Autorin Maxi Obexer, in der Menschen zu Wort kommen sollen, die sich über Recht und Gesetz hinwegsetzen, um vermeintlichen „Flüchtlingen“ zu helfen.

Menschen in Not zu helfen ist wichtig und richtig. Das Asylrecht gibt jedem Menschen der vor Krieg und Verfolgung flieht eine Chance auf Zuflucht in Deutschland. Aber auch humanitäre Hilfe muss sich an Recht und Gesetz halten. Die Asylkrise ist maßgeblich auch dadurch verursacht worden, dass sich die Politik nicht an bestehende Gesetze gehalten hat.

Die Stadtratsfraktion der AfD im Potsdamer Rathaus lehnt die Aufführung von Theaterstücken in denen Gesetzesbrüche honoriert und für gut befunden werden kategorisch ab. Das Hans Otto Theater täte gut daran, sein Programm noch einmal zu überdenken.

AfD Fraktion Potsdam"

Und was meinen Sie? Schreiben Sie uns an leserpost@pnn.de!

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false