zum Hauptinhalt
PNN-Chefredakteurin Sabine Schicketanz.

© PNN

Kommentar über den Wahlausgang in Potsdam: Der Anti-Ludwig-Effekt

Der Potsdamer Wahlkreis 61 hat die CDU-Direktkandidatin für ihren Rechtsaußenkurs abgestraft. Damit hat sich die Politikerin selbst ins politische Abseits gestellt, meint PNN-Chefredakteurin Sabine Schicketanz in ihrem Kommentar.

Wäre im Wahlkreis 61 nicht Saskia Ludwig für die CDU angetreten – man darf bezweifeln, dass die SPD-Direktkandidatin Manja Schüle gegen fast alle Trends und trotz eher geringem Bekanntheitsgrad das Direktmandat geholt hätte. Doch was in der Landeshauptstadt und – umso bemerkenswerter – auch im Umland zog, war offenkundig der Anti-Ludwig-Effekt. Denn für viele Wähler war scheinbar klar: Wer Ludwig verhindern möchte, der muss mit der Erststimme Schüle wählen.

Dass es soweit kommen konnte, das hat die radikale CDU-Kandidatin Ludwig selbst zu verantworten. Hätte sie sich mit ihren Hardliner-Positionen, die oftmals eher nach AfD als nach CDU klangen, zurückgehalten – sie wäre wohl auf dem Merkel-Ticket durchmarschiert. Der Beleg: Bei den Zweitstimmen liegt die CDU im Wahlkreis 61 mit mehr als fünf Prozent vor der schwachen SPD. Doch eine solche Strategie kam für Ludwig nicht infrage, im Gegenteil, sie forcierte ihren Rechtsaußen-Wahlkampf noch. Und setzte dabei auch Maßstäbe: So viel Social Media wie Ludwig machte keiner der Potsdamer Kandidaten, und auch viele ihrer anderen Wahlkampfaktionen machten einen bürgernahen Eindruck. Doch selbst dieses Großaufgebot führte für Ludwig letztlich nicht zum Erfolg, sondern ins politische Abseits.

Dass dem so ist, darf als Rückversicherung gelten für die Positionierung vor allem der Sozialdemokraten, aber auch der Linken und der Grünen und sogar der CDU in der Landeshauptstadt, die ja nicht für den Ludwig-Kurs steht. Ins Kalkül zu ziehen ist allerdings, dass Ludwig mutmaßlich auch Stimmen auf sich vereint hat, die sonst der AfD gehört hätten – die jetzt bei Erst- und Zweitstimmen nur viertstärkste Kraft im Wahlkreis 61 ist.

Die nächste Wahl in Potsdam ist nicht lange hin. In etwa einem Jahr wählt die Landeshauptstadt einen neuen Oberbürgermeister – oder (endlich) eine Oberbürgermeisterin. Der Trend ist für die Kandidaten (und Kandidatinnen) mit dem Ergebnis der Bundestagswahl in Potsdam sicher klarer: Potsdam bleibt rot, kann aber auch schwarz.

+++

Was sagen Sie über den Wahlausgang in Potsdam? Schreiben Sie uns an leserpost@pnn.de!

Bericht: Freud und Leid bei SPD und CDU

Interview: Manja Schüle nach dem Wahlsieg im Potsdamer Wahlkreis 

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false