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Entscheidung zur Garnisonkirche: Will sich ein normaler Potsdamer das wirklich antun?

© A. Klaer

Kommentar über das Zufallsprinzip zur Garnisonkirche: Zweifel erlaubt

25 Potsdamer sollen über die Zukunft der Garnisonkirche diskutieren und ein Bürgergutachten erstellen. Doch ist diese Methode in diesem Konflikt überhaupt sinnvoll? Daran darf gezweifelt werden, kommentiert PNN-Autor Henri Kramer.

Zugegeben: Spannend wäre es schon, was als Ergebnis herauskommt, wenn 25 Otto-Normal-Potsdamer vier Tage zusammensitzen und darüber diskutieren, was auf dem Gelände der 1968 gesprengten Garnisonkirche einmal stehen soll. Vielleicht träfen Hartz-IV-Empfänger auf gutsituierte Unternehmer, Studenten auf Pensionäre, die die Kirche noch aus ihrer Kindheit kennen. Laut Konzept des sogenannten Bürgergutachtens wären sie gezwungen, sich erst zu informieren und dann eine gemeinsame Kompromissentscheidung zu finden, bei Kaffee und Schnittchen.

Auch auf die Garnisonkirche übertragbar?

Die Frage ist nur: Ist dieses Instrument, das in anderen Kommunen langwährende Konflikte zu entschärfen half, auch auf die Garnisonkirche übertragbar? Zweifel sind da erlaubt. So wird die Auseinandersetzung derart ideologisch geführt, dass man sich fragen muss: Will sich ein normaler Potsdamer, dessen Sorgen nach allen Umfragen ohnehin eher dem Verkehr oder den Mieten gelten, das wirklich antun?

Außerdem wären da die Fakten – vor allem die bis 2019 geltende Baugenehmigung für den Turm. Gelingt es den Befürwortern bis dahin, genügend Spenden für ihr Projekt aufzutreiben werden sie den Turm errichten, das ist ihr gutes Recht. Und wer weiß, wie viel Geld im Zuge des 500. Reformationsjubiläums 2017 fließt.

Nicht dem Zufall überlassen

Ergebnisoffen kann aber doch etwas diskutiert werden: Eine Frage ist, ob für das Kirchenschiff eine alternative Lösung gefunden und das Rechenzentrum als Künstlerrefugium erhalten wird. Dem Prinzip Zufall sollten solche Fragen nicht überlassen werden – sondern die gewählten Stadtverordneten, die die Sanierungsziele zugunsten des Rechenzentrums verändern könnten, müssen entscheiden.

Und der Bürgerdialog? Falls die Kritiker der Garnisonkirche aussteigen, macht das Verfahren ohnehin kaum noch Sinn – und der Dialog wird wie bisher, nur ohne kostenintensiven Einsatz eines Kommunikationsbüros, auf der Straße und im Internet stattfinden. Und das reicht vorerst auch, Entscheidungen muss die Politik treffen.


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