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PNN-Redakteur Henri Kramer. 

© Sebastian Gabsch

Kommentar | Schulbau: Potsdams Schulplanung geht am Bedarf vorbei

Potsdam hat nicht nur ein Problem damit, dass Schulen nicht rechtzeitig fertig werden. Vor allem werden Gymnasien benötigt - und nicht Gesamtschulen, wie von der Politik geplant.

Potsdam - Die Schulplanung in Potsdam ist immer noch davon geprägt, dass die Stadtverwaltung dem Trend steigender Schülerzahlen nur folgen kann. Die Folge sind jahrelange Provisorien für Schüler und Lehrer, die in der Summe auch noch mehr kosten, als der rechtzeitige Bau eines neuen Schulhauses. Aktuelles Beispiel: Die Gesamtschule an der Pappelallee, die schon vergangenes Jahr eröffnet hat – und wohl noch vier bis fünf Jahre an einem Ausweichstandort stehen muss, ehe der eigentliche Schulbau fertig ist.

Doch nicht nur baulich gibt es Debattenbedarf. So hat die Schulverwaltung beispielsweise in den vergangenen Jahren immer mehr Schüler registriert, die nach der Grundschule gern auf ein Gymnasium wechseln würden. Doch bisher gilt die Ansage der rot-grün-roten Rathauskooperation, dass eigentlich nur noch neue Gesamtschulen errichtet werden sollen – was auch laut dem Potsdamer Kreiselternrat an dem bestehenden Bedarf vorbeigeht. Praktisch bedeutet das, dass manche Schüler selbst mit sehr guten Schulnoten nicht an das Gymnasium ihrer Wahl kommen und eine andere Schule in Kauf nehmen müssen. Und dies wohl noch jahrelang, wenn nicht endlich gegengesteuert wird.

Im Sinne vieler Eltern wären mehr Gymnasien

Hier wäre auch eine klarere Positionierung, mehr Initiative und Engagement der bürgerlichen Opposition im Rathaus wünschenswert – im Sinne vieler Eltern. Denn es gibt eben auch etliche Bildungsexperten die seit Jahren predigen, dass Lernen am besten in Lerngruppen gelingt, in denen Kinder mit annähernd gleicher Begabung sitzen – was im Gymnasium eher der Fall ist als an der Gesamtschule. Hingegen profitieren lernschwächere Schüler eben weit weniger von intelligenteren Kindern in ihrer Klasse: Allzu häufig erleben die „schlechteren“ Schüler die demotivierende Erkenntnis, dass ihnen andere Gleichaltrige hoffnungslos überlegen sind – während die begabteren Kinder eben nicht die besondere Förderung erhalten, derer sie eigentlich bedürfen, um ihre Potenziale abzurufen. Vielmehr kann es sogar sein, dass sie sich vom allgemeinen Mittelmaß noch herunterziehen lassen, werden viele Eltern fürchten. Daher werden die Gymnasien in Potsdam auch zunehmend angewählt, weil auch viele Indikatoren – zum Beispiel die Abiturquote oder die Ergebnisse bei bestimmten Prüfungen – an diesen Schulen tendenziell besser ausfallen. 

Und dann sollen gerade Gymnasien nicht mehr gebaut werden? Sperrt sich die rot-grün-rote Mehrheit im Stadtparlament gegen solche Forderungen wird sie vor allem eines Erreichen: Dass Eltern, die ihre Kinder aufs Gymnasium senden wollen, aber keinen Platz finden, notfalls auf Privatschulen ausweichen.

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