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PNN-Chefredakteurin Sabine Schicketanz.

© Sebastian Gabsch

Kommentar | PNN-Chefredakteurin Sabine Schicketanz: Aufklärung ist das Mindeste

Der Corona-Ausbruch im Potsdamer Klinikum hat viele Fragen aufgeworfen. Jetzt muss aufgeklärt werden. Wichtig ist: Dabei geht es nicht gegen die Mitarbeitenden. 

Potsdam - Das Potsdamer Klinikum „Ernst von Bergmann“ sollte ein Bollwerk im Kampf gegen das Coronavirus sein. Es ist zum Gegenteil dessen geworden. Nach dem Ausbruch des gefährlichen Virus im Krankenhaus ist das Bergmann ein Brennpunkt des Geschehens. Doch nicht nur das. Es besteht der Verdacht, dass im Klinikum gravierende Fehler gemacht worden sind im Umgang mit dem Virus. Vielleicht sind es Fehler, die Menschen mit ihrem Leben bezahlen mussten.

Dass die Stadtspitze um SPD-Oberbürgermeister Mike Schubert jetzt harte Konsequenzen gezogen und die Staatsanwaltschaft eingeschaltet hat, ist richtig. Und zugleich Schuberts einzig verbliebene Chance, adäquat zu handeln. Denn es muss schleunigst aufgeklärt werden, was im Klinikum schief gelaufen ist und warum dies geschehen konnte – schonungslos und unabhängig.

Das Klinikum "Ernst von Bergmann" in Potsdam.
Das Klinikum "Ernst von Bergmann" in Potsdam.

© Andreas Klaer

Gleichzeitig ist es wichtig, den Mitarbeitenden im Klinikum zu sagen, dass sich der Verdacht nicht gegen sie richtet. Er richtet sich konkret gegen drei Ärzte und gegen die zweiköpfige Geschäftsführung. Letztere trägt die Verantwortung dafür, wie das Klinikum organisiert ist. Die Arbeit des Personals im Klinikum darf und wird so nicht diskreditiert. Die Mitarbeitenden können nichts dafür, dass die Lage so ist, wie sie ist. Im Gegenteil: Es erfordert größten Einsatz und verlangt ihnen ein hohes Risiko ab, täglich ihre Arbeit dort zu verrichten – trotz der Angst, selbst infiziert zu werden.

Schubert sagte zu Beginn seiner Pressekonferenz am Dienstag, man sei es den Angehörigen der nach Coronavirus-Infektionen in Potsdam Verstorbenen schuldig, ihnen deutlich zu machen, dass man mit ihnen trauere. Doch das reicht nicht. Die Stadt ist es den Angehörigen der Toten im Klinikum auch schuldig aufzuklären, wie es zu dem lange unkontrollierten Ausbruch des Virus kommen konnte.

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