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Kommentar: "Mitteschön ist kompromisslos"

Dass die Garnisonkirche auch ein Schiff bekommen soll, mag legitim sein. Warum es innen und außen originalgetreu wieder aufgebaut werden soll, leuchtet aber nicht ein. Ein Kommentar.

Von Katharina Wiechers

Potsdam - Dass die Barockanhänger von Mitteschön sich einen historischen Wiederaufbau nicht nur des Turms, sondern auch des Kirchenschiffs der Garnisonkirche wünschen, ist klar. Der zwölfseitige Hefter mit aufwendigen Visualisierungen, der am Mittwoch an die Journalisten verteilt wurde, zeigt, wie lange sich die Initiative schon mit dem Thema beschäftigt. 

Er zeigt aber auch, wie kompromisslos sie bei ihrem Ziel, das preußische Potsdam wieder im alten Glanz erscheinen zu lassen, ist. Nicht nur das Äußere soll originalgetreu wiederaufgebaut werden, auch im Inneren möge es bitte wieder so aussehen wie anno dazumal. Das Argument, dass Potsdam damit einen großen Veranstaltungsraum in der Innenstadt gewinnen würde, kann man ja noch gelten lassen. Doch warum ein solcher innen wie außen das Antlitz einer Kirche mit umstrittener Vergangenheit haben muss, leuchtet schon weniger ein. 

Und warum „unsere Geschichte“ nur mit dem vollständigen Bauwerk erzählt werden kann, überhaupt nicht mehr. Wie soll man bei einer Kirche, die aussieht, als stünde sie seit dem 18. Jahrhundert an dieser Stelle, etwas über die Nazi-Vergangenheit lernen? Erst ein architektonischer Bruch würde doch zum Nachdenken und Nachfragen anregen. Doch womöglich ist das von den Mitteschön-Vertretern gar nicht gewollt.

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