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Einige Potsdamer Stadtverordnete möchten nicht, dass über Flüchtlinge berichtet wird (Archivbild). 

© Andreas Klaer

Kommentar Lokalpolitiker und die freie Presse: Verschweigen ist unlauter

Potsdamer Lokalpolitiker machen die Berichterstattung der PNN für Hasskommentare gegen Flüchtlinge verantwortlich. Doch nicht zu berichten, ist keine Alternative.

In der Stadtverordnetenversammlung warb der Linke-Stadtverordnete Matthias Lack am Mittwoch für Verbesserungen auf der Buslinie 698. Seine Redezeit nutzte er, um „die Berichterstattung der Lokalmedien, die einen ursächlichen Zusammenhang zu den Flüchtlingen, die am Lerchensteig wohnen und die Buslinie nutzen, herstellten“, zu kritisieren. So verbreitete es die Fraktion auch auf Facebook. 

Es ging um einen Text, der im Juli in den PNN erschienen war. Darin wurde über eine Protestaktion von Bewohnern der Flüchtlingsunterkunft berichtet. In der Folge hatte es auf Facebook eine Flut von Hasskommentaren gegeben. Es sei nicht nötig, die Herkunft der Anwohner zu nennen, meint nun Matthias Lack. Berichterstatter hätten auch eine Verantwortung. Letzteres sagte auch Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD).

Tatsächlich wäre es jedoch unlauter, auf die Nennung der Herkunft zu verzichten. Denn es gibt einen inhaltlichen Zusammenhang zwischen den überfüllten Bussen und der in Verantwortung der Stadt liegenden Entscheidung, Familien in einer Flüchtlingsunterkunft mit schlechter Verkehrsanbindung unterzubringen. Hasskommentare sind ekelhaft. Deshalb Fakten in der Berichterstattung wegzulassen, ist jedoch der falsche Weg. Dass Politiker darüber entscheiden, was in der Zeitung steht, ist seit 29 Jahren vorbei. Gut so.

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