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PNN-Redakteur Henri Kramer. 

© Sebastian Gabsch

Kommentar | Garnisonkirche in Potsdam: Libeskind kann ein Glücksfall sein

Der Star-Architekt könnte der Garnisonkirche eine neue Symbolik geben und so Kritiker und Befürworter des Wiederaufbaus einen. Auch Oberbürgermeister Mike Schubert lässt Libeskind glänzen, meint unser Redakteur.

Potsdam - Das Engagement von Stararchitekt Daniel Libeskind kann sich für den seit Jahren umstrittenen Wiederaufbau der Garnisonkirche als Glücksfall erweisen. Kaum ein anderer Planer hat es in der Vergangenheit so gut verstanden, auch historisch aufgeladene Gebäude mit Brüchen zu dekonstruieren und ihnen eine neue Symbolik zu geben – und genau das ist es, was viele Kritiker bei der Garnisonkirche einfordern, deren originalgetreuer Barockturm derzeit schon errichtet wird. 

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Daher tobte nun schon seit Monaten auch der Streit darüber, wie ein Kirchenschiff aussehen könnte – und was man mit dem Künstlerrefugium im DDR-Rechenzentrum daneben anfangen soll. Einem erfahrenen Planer wie Libeskind, der schon ganz andere Debatten ausgehalten hat, ist zuzutrauen, dass er hier eine mehrheitsfähige Antwort finden kann, die auch die nötigen Brüche mit der Geschichte des Baus zeigt. 

Daniel Libeskind.
Daniel Libeskind.

© Mike Wolff

Ein berühmter Name kann so ein Großprojekt aber auch noch in anderer Hinsicht befeuern, zum Beispiel bei der Suche nach Spendern oder weiteren Fördermillionen – aber auch perspektivisch, schließlich sind Libeskind-Bauten weltweit gefragte Besuchermagneten. 

Ein Glücksfall stellt die Offerte aber auch für Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) dar, der sich nach der Cyberattacke auf das Rathaus, der Coronakrise im Klinikum und den ewigen Personalengpässen in der Stadtverwaltung nun wieder als Macher präsentieren kann – und zugleich zeigt, dass er es mit seiner Suche nach Kompromissen in diesem lähmenden Dauerstreit ernst meint. So könnte sich dieser Coup noch als ähnlich wichtig erweisen wie das auch von Schubert möglich gemachte Engagement von Hasso Plattner für dessen DDR-Kunstmuseum „Minsk“ am Brauhausberg.

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