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Gartenzäune werden derzeit vielfältig genutzt.

© Andreas Klaer

Kolumne | PYAnissimo: Von Zäunen, Staren und einem Kaiser

PNN-Redakteurin Steffi Pyanoe erzählt, wie praktisch in Zeiten der Coronakrise ein Gartenzaun doch sein kann.

Eine Freundin schickte mir einen Ostergruß. Mit einem Zitat von Mark Aurel: „Denke nicht so oft an das, was dir fehlt, sondern an das, was du hast.“ Ich dachte sofort an die Hippie-Hymne der 70er: „If you can’t be with the one you love, love the one you’re with‘. Wenn du jetzt nicht deine Eltern besuchen kannst – dann denke an die Leute hier und jetzt.

Ich finde unsere Nachbarn sehr nett. Wir sind aber diszipliniert und versuchen, beim abendlichen Plausch immer hübsch auf unseren Grundstücken zu bleiben, immer schön hinterm Zaun. Der Zaun – eine Grenze. Sichtbar, fühlbar, messbar. Und das in Babelsberg, wenige 100 Meter vor dem alten DDR-Grenzstreifen. Unangenehme Gedanken. Dass man sich wieder an Grenzen halten soll.

Aber im Grunde ist so ein Gartenzaun auch ganz praktisch. Manche Leute hängen Zettel mit Botschaften daran. Beutel mit Sachen zum Verschenken. Kinderschuhe. Fahrradhelme. Das wäre ohne Zaun schwierig. Und immer öfter wird der Zaun zum Treffpunkt. Dann stehen wir hier mit den Nachbarn, zu zweit oder zu dritt und jeder eindeutig auf seiner Seite, oder auch mal auf dem Gehweg, Hauptsache Abstand. 

Steffi Pyanoe ist freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Babelsberg.
Steffi Pyanoe ist freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Babelsberg.

© Sebastian Gabsch

Meine Entdeckung: Unser Zaun ist dafür besonders geeignet. Der Urheber nutzte seinerzeit kleine Betonelemente, die er aus dem DDR-Autobahnbaukombinat abgezweigt hatte, und kreierte daraus ein durchbrochenes Mauerwunderwerk im Stil der 70er. Ich konnte es noch nie leiden. Aber jetzt ist es toll: Man kann prima Bier- oder Limoflaschen darauf abstellen und sich wie an einer Bar lässig drauf stützen oder dran festhalten, je nachdem. Freu dich an dem, was du hast, würde Kaiser Mark sagen.

Sage ich auch zu dem unentschlossenen Starenpaar im Garten. Was für ein Hin und Her, sie können sich einfach nicht entscheiden, ob sie nun in die alte Spechthöhle im Nussbaum einziehen sollen oder nicht. Mal sind sie hier und schleppen Nistmaterial rein, dann sind sie tagelang verschwunden, kommen plötzlich zurück – und schmeißen alles wieder raus. 

Dabei haben wir extra für sie am Baumstamm ein grandioses Katzenbollwerk errichtet: zunächst einen handelsüblichen Kranz aus Stahlstacheln, der die Katze jedoch sofort herausforderte, sich hindurchzuzwängen. Also haben wir nachgerüstet und aus zwei Plaste-Hundehalskrausen vom Tierarzt einen mächtigen Trichter gebaut. Durchkommen unmöglich. Sieht zwar scheiße aus – kann aber, vorübergehend, Leben retten. So ein Abstandshalter.

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