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Saskia Ludwig wünscht sich für Potsdam eine Seilbahn.

© David Mercado/ Reuters (Symbolbild)

Kolumne | PYAnissimo: Gondeln von Wolfgang Joop

"We lift you up where you belong…": Potsdam mit Seilbahn - wie wäre das eigentlich? Unsere Kolumnistin hat das Szenario mal durchdacht und gleich ein paar passende Songs dazu in Petto.

Potsdam - Aus gegebenem Anlass habe ich mal zur Seilbahn recherchiert. Sehr interessantes Thema. Es gibt überraschend viele verschiedene Konstruktionstypen. Die mit Abstand größte Personenbeförderungsmenge geht auf das Konto der Skilifte. 

Potsdam hat nur eine Seilfähre und Seilrutschen im Kletterpark. Aber es gibt ein Landesseilbahngesetz, das ist Vorschrift. Die meisten Seilbahnpioniere der Erfinderzeit stammen aus Österreich, Schweiz, Italien, Spanien, alles Länder mit ernstzunehmenden Bergen. 

Steffi Pyanoe ist freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Babelsberg.
Steffi Pyanoe ist freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Babelsberg.

© Sebastian Gabsch

Die erste Seilbahn überhaupt entwickelte Adam Wybe aus Danzig. Er betreute am Stadtrand ein größeres Bauprojekt und holte sich das Material von der anderen Seite des Flusses mit einer Seilbahn. Das war 1644.

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Alle Potsdamer Sichtachsen bieten sich an

Jetzt tut sich auch was in Potsdam. Ich war gerade an der Siegessäule im Babelsberger Park. Das Plateau war mit Flatterband abgesperrt, Bauarbeiter waren zu Gange. Und ich wette, die bereiten hier eine Seilbahnstation vor. Die Sichtachse rüber zur Stadtmitte bietet sich förmlich an – wie alle Potsdamer Sichtachsen! Das war eine sehr weitsichtige Planungsleistung der Herren Lenné und Pückler!

Die Schlösserstiftung ziert sich noch, aber im Geheimen gibt es bestimmt schon Pläne für die Streckenführung. Mein Vorschlag für eine Bürgerlinie: Von Krampnitz über Fahrland bis zum Bahnhof Biosphäre. Von dort zum Heiligen See über Jauch und Raue hinweg, weiter über die Schiffbauergasse, hier könnte man am Parkhaus einen Bahnhof integrieren. Dann mit Schwung über den Tiefen See, durch Babelsberg und parallel am Griebnitzseeufer entlang, da hätte man elegant das Uferwegsdilemma gelöst. Am HPI muss es natürlich eine Haltestelle geben, oder am Filmpark, das wird sich der Filmparkchef nicht nehmen lassen, und auf dem Sterncenterparkdeck ist Endstation. Parkplätze braucht man ja nicht mehr.

Joop wird Gondeldesigner

Für die Touristen wird eine Ringbahn eingerichtet, von Berg zu Berg: Brauhausberg, Telegrafenberg, Babelsberg, Böttcherberg, Pfingstberg (ist eine lange Strecke, aber möglicherweise kann man die alte Grenztrasse für Stützen nutzen), bis rüber zum Normannischen Turm. In den Touri-Gondeln läuft als Türenschließjingle „Freude, schöner Götterfunken“, in den Volkswagen „Steige hoch, du roter Adler“ oder wir schaffen es, der Lufthansa „We lift you up where you belong“ abzukaufen. Als Gondeldesigner kommt natürlich nur Joop in Frage. Was Zeppelinförmiges wäre cool.

Und das Beste: Laut eines "Spiegel"-Artikels ist die Seilbahn nicht nur ein kostengünstiges und sicheres Verkehrsmittel sondern auch fix gemacht: Die Bauzeit betrage im Idealfall nur wenige Monate. „Ein Bürgermeister, der mit einer Gondelbahn Sympathien ernten will, kann den Neubau noch in derselben Wahlperiode einweihen“.

Nie mehr an die Bustür trommeln?

Bleibt die Frage: Sind wir Potsdamer dafür bereit? Nie mehr dem Bus hinterherrennen und flehentlich an die Tür trommeln? Stattdessen Fahrgäste, die einem durchs Dachfenster ins Schlafzimmer glotzen? Auf die Terrassen und Balkone? Könnten wir uns darauf einlassen?

Entscheidend finde ich die kurze Bauzeit. Da hätten wir uns bei der Schwanenbrücke locker mehr Zeit lassen können, wenn man auch drüber schweben kann. Aber es gibt ja alleweil neue Baustellen. In Klein Glienicke soll demnächst die einzige Straßenverbindung zwischen Ober- und Unterdorf gekappt werden. Weil die Fahrbahn auf Privatgrund liegt und um paar Meter verlegt werden muss. Ein Jahr Straße gesperrt. Freude, schöner Götterfunken…

Leider haben die Arbeiter an der Siegessäule nur die Pflastersteine neu verfugt. Das machen sie seit Jahren jedes Jahr, weil der historische Fugenputz nur ein Jahr hält, sagte einer der Männer zwischen zwei Seufzern. Aber das – ist eine andere Geschichte.

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