zum Hauptinhalt

Kolumne PYAnissimo: Fridays for Hausmeister

Ein Hohelied auf Hausmeister: PNN-Autorin Steffi Pyanoe erinnert sich an die Hausmeister ihrer Schulen und wettet, dass diese das Licht-Problem beim Bundesrechnungshof im Handumdrehen gelöst hätten.

Es ist ewig her und trotzdem weiß ich noch, wie der Hausmeister meiner Oberschule hieß. Herr Perlitz war ein eher kleiner Mann und wohnte mit seiner Frau hinter bodentiefen Fenstern mit Rüschengardinen im Souterrain der Schule. Er war eine Respektperson: Herr Perlitz war erstens Gewichtheber und zweitens eben der Mann, der alles am Laufen hielt. Der sich um Heizung und wacklige Stühle kümmerte und täglich das Schultor auf- und zuschloss.

Der Hausmeister meiner nächsten Schule hieß Herr Walter. Er hatte im Keller eine ganz gemütliche Werkstatt mit Tisch mit Wachstuchtischdecke und in einer warmen Ecke stand ein extra Stuhl mit Kissen, auf dem die Hausmeisterkatze liegen durfte. Herr Walter war immer da oder irgendwo auf den Fluren unterwegs. Die Jungs aus der 13. rauchten manchmal eine mit ihm, unten im Treppenhaus. Und als wir Mädchen ein paar Kräuterbeete anlegen wollten im Schulhof, grummelte er erst, dass das eh nichts wird, und besorgte dann Muttererde.

Hausmeister sind wunderbar. Sie können reparieren, klempnern und Strom. Herrlich. Ich hoffe, der Beruf stirbt nicht aus, aber es scheint schlecht um ihn zu stehen. Jedenfalls hat er schon einen neuen fetzigen Namen bekommen, das ist immer verdächtig. Hausmeister sind jetzt Facility Manager, tragen saubere Uniformen und Klemmbretter. Wenn irgendwo ein Wasserhahn tropft, darf man rund um die Uhr eine Servicenummer wählen. Das Callcenter aus Frankfurt (Oder) ruft wiederum den Facility Manager an, der sich den Wasserhahn anguckt, ein Protokoll fertigt und dann Klempner Friedjof aus Braunlage bittet, bis Ostern einen Kostenvoranschlag zu schicken. So ähnlich soll es sich zutragen, erzählte mir neulich eine Potsdamer Bekannte.

Ich war entsetzt. Und ich vermute, dass es deshalb nicht nur tropfende Wasserhähne gibt, sondern auch immer mehr Autoverkehr, weil alle mit Klemmbrettern hin und her fahren anstatt mal eben die Rohrzange aus dem Keller zu holen. Besorgt rief ich in der Stadtverwaltung an. Ich wollte wissen: Gibt es an Potsdamer Schulen noch Hausmeister? Ja, versicherte man mir. Und im Rathaus auch, sogar mehrere!

Das finde ich sehr lobenswert. Vielleicht können die mal einen zum Bundesrechnungshof in die Dortustraße schicken. Dort wäre nur eine Sicherung rauszudrehen, damit die 33 Flurlampen ausgehen, die hier seit Monaten Tag und Nacht brennen – es sind seitdem schon viele Fridays for Future ins Land gegangen. Auch am 15. März 2019 werden keine 500 Meter von der Dortustraße entfernt Potsdamer Jugendliche für Klimaschutz demonstrieren. Der Rechnungshof rechnete vor, alles sei halb so schlimm, es sind Energiesparlampen. Sie finden nur leider keinen Experten, der den gordischen Schaltkreisknoten lösen kann.

Ich wette, sie hätten nur einen Herrn Perlitz oder Walter gebraucht. Mal sehen, ob am 30. März ein Wunder passiert. An dem Tag ist dieses Jahr „Earth Hour“, wenn weltweit für eine Stunde das Licht ausgehen soll.

Unsere Autorin ist freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Babelsberg

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false