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Kolumne Etwas HELLA: Nur frühe Vögel bekommen Termine

Kein Tisch mehr an Weihnachten? Dann lieber gleich ein Zehnjahres-Abonnement beim Lieblingsgastwirt.

Zur Silvesterknallerei habe ich so meine eigenen Ansichten. Wer unbedingt sein Geld am Himmel verpuffen möchte, den sollte man daran nicht hindern, finde ich. Es leben ja ganze Industriezweige, Reinigungsfirmen und aufgeregte Gemüter davon. Ich selbst liebe Feuerwerke, speziell die mit Sinfonie drumherum im Volkspark. Außerdem lassen sich die Menschen ungern etwas verbieten. 

Die Grünen haben sich ja auch erst in die Herzen der Wähler eingeschlichen, seit sie das nicht mehr tun und versuchen, anderen das Licht auszumachen, oder Fleischessern ein schlechtes Gewissen einzureden, wenn sie auf ihren Schnitzeln herumkauen. Seit die Grünen fröhlich und zukunftssicher auf ihrem Weg voranstürmen, stürmen immer mehr mit. 

Und genau das Voranstürmen möchte ich Ihnen 2019 ans Herz legen. Allerdings mehr in privater Mission. Aber auch die ist schließlich wichtig. Dass die Deutschen zur Miesepetrigkeit neigen und sich geradezu schwelgerisch Sorgen machen, es könnte wieder schlimm kommen in der Wirtschaft, die Chinesen alles aufkaufen oder erneut die Vogelgrippe ausbrechen, dagegen ist kein Kraut gewachsen. Aber privat können gute Ratschläge bestimmt helfen.

Nehmen Sie sich ein Beispiel an mir. Beinahe hätte ich keine Silvesterkarten mehr abbekommen, weil ich im Frühjahr die Grippe hatte, im Sommer mehrfach verreist war und meine persönliche Vorsorge ohnehin etwas im Argen liegt. Nur weil jemand abgesagt hatte, bekamen wir die Chance, uns noch auf einem Potsdamer Luxusschiff an einen eng bestuhlten Tisch zu zwängen. Leider gab es zum leckeren Braten und den Klößen keine Stäbchen. Mit denen hätte man das Essen ja vielleicht noch gekonnt aufspießen können. Messer und Gabel waren dagegen nur zu handhaben, wenn man dem Nachbarn die Ellbogen in den Teller oder die Rippen stippte. 

Da es auch komfortable Zweiertische am Gang gab, habe ich für die Jahreswende 2019/20 sofort einen gebucht. Um beim Essengehen zu Weihnachten nicht zu versagen, habe ich ein Zehnjahres-Abonnement bei meinem Lieblingsgastwirt abgeschlossen. Sollte er nach jeweils drei Durchgängen an den Feiertagen irgendwann mal schlapp machen, muss ich entweder eines fürchterlichen Hungertodes sterben (ich kann nicht Gänsebraten) oder mich beim Pizzadienst im April/Mai anmelden. 

Als ich dieser Tage eine Stadtführerin für Brandenburg buchen wollte, wohlgemerkt für Ende Mai, sagte die Dame: "Na, da komm Se aber och en bisschen spät." Für den Urlaub sind die Last-Minute-Angebote übrigens längst passé. Nur der frühe Vogel fängt da noch einen fetten Rabatt. Zum Glück kann man sich neue Kalender schon im Spätsommer kaufen, sonst wüsste man womöglich gar nicht wie die Feier- und Festtage fallen.

Nur die Stadtwerke haben mich 2018 verschreckt. Da kam der Wandkalender für das neue Jahr doch tatsächlich erst im Dezember. Das kann ich nur geistiger Verwirrung oder einem Cyberangriff auf den Bilderfundus zuschreiben. Denn alle Bilder zeigen grünbelaubte Bäume - egal, ob Januar, Februar oder August. Oder ist das schon der endgültige Klimawandel und alles kommt auch privat schlimmer, viel, viel schlimmer?

Unsere Autorin ist langjährige Redakteurin und jetzt freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Potsdam.

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