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Landeshauptstadt: Kollege Krause

Horst Krause verabschiedet sich nach 17 Jahren als Polizeiruf-Ermittler im Thalia-Kino

Wenn jemand als Brandenburger Personifikation taugt, dann mit Sicherheit er: Horst Krause. Der Theater- und Filmschauspieler hat es mit seiner Rolle des Motorrad fahrenden Hundebesitzers im Brandenburger „Polizeiruf 110“ seit nunmehr 18 Jahren geschafft, sich in die Herzen der meisten Zuschauer zu spielen. Für den Polizeiruf zumindest ist damit jetzt aber Schluss: Das liegt auch ein wenig an der Glaubwürdigkeit. Mit 73 Jahren lässt sich eben schlecht ein ermittelnder Polizist verkörpern.

Abschiedszeremonie ist aber nicht Krauses Ding, weder in seinem letzten Polizeiruf, der am übernächsten Sonntag ausgestrahlt wird, noch am Mittwochabend im Potsdamer Kino Thalia, als es den Film als Vorabpremiere zu sehen gab – Abschied auf zwei Ebenen: Im Film geht Krause in Rente und drückt sich vor der Feier. Im wahren Leben ist es ihm genauso unangenehm, von einer Menge verabschiedet zu werden. Manchmal reicht es, wortkarg ins Publikum zu winken und danach einfach nach Hause zu gehen.

Nein, große Würdigungen liegen Horst Krause nicht, erst recht nicht, wenn rbb-Filmexperte Knut Elstermann im vollen Babelsberger Kino eine Laudatio hält, die Krause in eine Reihe mit den großen Brandenburgern wie Theodor Fontane oder Friedrich den Großen stellt: „So viel Herz und so viel Seele hatte Friedrich nicht“, sagt Elstermann, und während alle wohlwollend applaudieren, rollt Krause mit den Augen. Zu sehen ist es nicht, aber zu fühlen.

26 Folgen des Brandenburger Polizeirufs hat Krause immerhin gedreht, immer mit Hund und dem alten Motorrad mit Beiwagen – „so unsterblich wie das Sandmännchen“ nennt Elstermann das, und irgendwie ist er das auch, seitdem er von Regisseur Detlev Buck als Charakterdarsteller des Nachwende-Kinos entdeckt wurde. Ein wenig Rückblick gibt es natürlich auch an diesem Abend: In „Krauses Tour“ gibt es noch ein Best-of des Charakterkopfes, der im Polizeiruf das Bild des mit allen Wassern gewaschenen Bullen herrlich konterkariert. Mitten durch die endlosen Weiten der grünen Wüste Brandenburgs knattert Krause mit seinem Motorrad und schnauft dabei nicht weniger als der zottelige Hund in seinem Sozius.

Fünf Kommissarinnen als Vorgesetzte – gespielt von Katrin Sass, Jutta Hoffmann, Imogen Kogge, Sophie Rois und jetzt Maria Simon – hat Krause überlebt. Für rbb-Intendantin Dagmar Reim ist das schon ein Grund für Melancholie: „Es kann so schlimm mit der Welt nicht sein, solange er für uns arbeitet“, sagte sie.

Diskutieren braucht man mit Krause jedenfalls nicht, erst recht nicht, wenn es um seine Rollen geht: „Es hat keinen Zweck, ihn zu überzeugen“, grinst Drehbuchautor Bernd Böhlich, der die Rolle des Krause damals erfand: Wenn Krause sage, dass Krause das niemals machen werde, dann sei das so. „Es hat keinen Zweck, da weiter zu diskutieren“, pflichtet ihm Regisseur Peter Kahane bei. Oder wie es Horst Krause erklärt: „Der eine Krause hat eine Uniform, der andere nicht. Beide wiegen 150 Kilo.“

Viel Neues gibt es im letzten Krause-Polizeiruf „Ikarus“ von Regisseur Kahane nicht zu sehen, bevor Kommissarin Olga Lenski allein in Frankfurt (Oder) weiterermittelt: Irgendwo bei Prenzlau, unendliche Weiten, viel Vogelperspektive. Wobei Brandenburg so aufdringlich idyllisch dargestellt wird.

Nach der Premiere treibt es Horst Krause sichtlich weg vom Podium. Er will den Abschied nicht feiern. „Mach mal Platz!“, ruft er seinen Hund und Filmpartner Haiduk auf die Bühne und zaubert ein Würstchen aus der Jackentasche. Horst Krause versteht es eben, die Aufmerksamkeit von sich abzulenken.old

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