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Kohle, Baustellen und Persönliches: Ministerpräsident Dietmar Woidke im Dialog mit den Potsdamern

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke hatte am Dienstag in Potsdam zum Bürgerdialog geladen. Er gab sich kämpferisch bis väterlich - und bekam am meisten Applaus für ein Potsdamer Verkehrsthema.

Von Katharina Wiechers

Potsdam - Der Empfang war nicht gerade herzlich, als Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am Dienstagabend zur Da-Vinci-Gesamtschule im Norden Potsdams kam. Rund 20 Klimaaktivisten hielten Plakate in die Höhe und skandierten „2038 – für’s Klima viel zu spät“, als er aus seiner dunklen Limousine stieg. Sie bezogen sich damit auf das von der Kohlekommission ausgehandelte Datum für den Ausstieg aus der Kohleverstromung. Woidke kennt die Anliegen der Kritiker und begab sich als erstes in einen kurzen Schlagabtausch mit den jungen Demonstranten – noch bevor die eigentliche Veranstaltung begonnen hatte.

Der Ministerpräsident tourt derzeit mit einem Bürgerdialog durchs Land, unter dem Motto „Zur Sache, Brandenburg!“ will Woidke mit den Menschen vor Ort ins Gespräch kommen, schließlich naht die Landtagswahl. Am Dienstag fand der Bürgerdialog nun also in Potsdam statt, direkt im Anschluss an die gemeinsame Sitzung des Kabinetts mit der Potsdamer Stadtspitze.

Nicht nur die Demonstranten am Eingang, auch einige der rund 150 Zuhörer im Saal sprachen Woidke kritisch auf das Thema Klima an. Schließlich gilt er als Verteidiger der Kohle, er argumentiert vor allem mit den wegfallenden Arbeitsplätzen in der Lausitz und mit der noch unreifen Speichertechnologie für erneuerbare Energien. Wie er mit der Verantwortung umgehe, dass er massive Klimaschäden verursache, die er selbst gar nicht mehr miterleben werde, fragte eine Schülerin etwa. Es könne nicht die Lösung sein, dass die Kraftwerke dicht gemacht würden, dann aber alle arbeitslos zu Hause säßen, konterte Woidke. In den 1990er-Jahren habe er schon einmal den wirtschaftlichen Zusammenbruch der Lausitz erlebt. „Ich werde alles tun, dass dies nicht noch einmal passiert.“

Einsichtig bis verständnisvoll

Andere Bürger hatten konkretere Anliegen, wie etwa ein Imker, der seinen Anbau nicht genehmigt bekommt oder ein Flüchtlingshelfer, der einen jungen Sambier betreut und an der Ausländerbehörde verzweifelt. Woidke reagierte teilweise geradezu väterlich („Da setzen wir uns nachher noch einmal zusammen“) oder verwies auf eines der anwesenden Kabinettsmitglieder („Das sollten Sie sich nochmal gemeinsam anschauen.“). Bei Klagen über die Dauerthemen Lehrermangel, Pflegenotstand oder Wohnungsnot zeigte er sich einsichtig bis verständnisvoll, auch Persönliches ließ er wohldosiert fallen. So erfuhren die Zuhörer zum Beispiel, dass eine seiner Töchter früher morgens im Bad geträllert hat – für Woidke ein Zeichen dafür, dass sie gerne in die Schule ging. „Das wäre bei mir nicht passiert“, so der Regierungschef. „Aber ich war vielleicht auch nicht so lange im Bad.“

Gerade bei Themen mit konkretem Potsdam-Bezug verwies Woidke manches Mal auch seinen Parteifreund Mike Schubert, etwa wenn es um Krampnitz ging. Eine Bornstedterin hatte sich besorgt gezeigt, dass der Norden der Stadt mit den gut 10.000 neuen Bewohnern überfordert wäre. Oberbürgermeister Schubert versuchte zu beruhigen. Krampnitz werde ein eigener kleiner Stadtteil mit Schulen, Kitas und sozialer Infrastruktur aber auch Einkaufsmöglichkeiten und Gastronomie. „Im Bornstedter Feld ist nicht alles so gelaufen, wie es gedacht war“, räumte er ein. „In Krampnitz werden wir den Fehler nicht noch einmal machen.“ Für das größte Stöhnen im Saal sorgte übrigens ein Verkehrsthema. Ein Vertreter der Stadt sagte auf Nachfrage, dass bald schon wieder Sanierungen auf der Nuthestraße anstehen, drei Jahre sollen sie dauern. Und auch den größten Applaus gab es für ein Potsdamer Verkehrsthema: Nämlich als Woidke der Havelspange eine Absage erteilte.

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