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Wo kommt das Gemüse her, was kann es? Schülern der evengelischen Grundschule ackern im königlichen Hofgarten – die Ernte hinterher aufzuessen gehört dazu.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Königlicher Gemüseacker

Schüler der Evangelischen Grundschule Babelsberg und der Oberlinschule bauen im Park Babelsberg Gemüse an

Wo im 19. Jahrhundert einst ein königlicher Gemüsegarten mit verschiedenen Obstsorten die Umgebung prägte, stehen heute nur noch zerfallene und verwilderte Gewächshäuser auf dem Gelände der Hofgärtnerei im Park Babelsberg. Seit dem Ende der Kaiserzeit ist das Areal immer weiter in Vergessenheit geraten. Nur der vordere Bereich wird durch den Betriebshof der Gärtner genutzt. Mit der Eröffnung eines neuen Schulackers soll dem Verfall nun entgegengewirkt werden und das Gelände zu neuem Leben erweckt werden. „Die Hofgärtnerei wird so nicht nur wiederbelebt, sondern auch sinnvoll genutzt“, sagt Michael Rohde, Gartendirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg.

Bis Oktober bewirtschaften Schüler der Evangelischen Grundschule Babelsberg und der Oberlinschule im Rahmen des Bildungsprogramms „GemüseAckerdemie“ 22 neu angelegte Beete auf dem Gelände. Auf dem etwa 150 Quadratmeter großen Acker können die Kinder bis zu 30 verschiedene Gemüsesorten anpflanzen, pflegen und ernten. Dabei können sie unter anderem aus Gemüsen wie Bohnen, Mais, Kopfsalat oder auch Kohlrabi wählen. Die erste Ernte soll es schon in rund sechs Wochen geben. Dann sollen die Radieschen reif sein.

Die Ernte verkosten die Kinder anschließend gemeinsam. „Sie wollen das Gemüse natürlich unbedingt selbst probieren“, sagt Grit Raßmann, Lehrerin an der Evangelischen Grundschule Babelsberg. Für ihre Schüler stellt die Ernte des selbst angebauten Gemüses ein großes Erfolgserlebnis dar. „Dafür mache ich mir gerne die Hände schmutzig“, sagt die elfjährige Agnes Rieger. „Es macht doch Spaß, hier Gemüse anzupflanzen und es dann anschließend auch essen zu können“, stimmt der zehnjährige Carl Winter seiner Mitschülerin zu.

Aber nicht alles wird von den Schülern selbst verzehrt. „Die Kinder werden sich alle einen Gemüsepaten suchen, der gegen eine Spende regelmäßig einen Gemüsebeutel erhält“, erklärt Raßmann die Finanzierung des Projekts. Jeden Donnerstag wollen die Schüler der Evangelischen Grundschule Babelsberg im Rahmen ihres Werkstattunterrichts ihre Beete pflegen und Gemüse anbauen.

Auch die Schüler der Oberlinschule wollen sich einmal in der Woche um den Acker kümmern. „Den Kindern soll durch den Acker eine gewisse Kontinuität vermitteln werden“, erklärt Gudrun Aleyt, Lehrerin an der Oberlinschule. Sie sollen lernen, dass die Beete immer wieder gegossen werden müssen, ganz egal wie das Wetter ist.

Bei der Beschaffung von Saatgut und Arbeitsgeräten werden die Schüler vom Potsdamer Verein Ackerdemia unterstützt, der das Projekt koordiniert und begleitet. Neben der Hilfe beim Anbau will der Verein den Kindern ein ganzheitliches Basiswissen über Landwirtschaft sowie über gesunde Ernährung und natürliche Wachstumsprozesse vermitteln. „Wir wollen den Schülern erklären, wo das Gemüse überhaupt herkommt, wie es richtig angebaut wird und warum es gesund ist“, sagt Christoph Schmitz, der Vorsitzende des Vereins. Dieser betreut derzeit 20 Schulen in ganz Deutschland. Für die Zukunft kann er sich aber auch eine Arbeit mit weiteren Zielgruppen vorstellen. „Wir arbeiten bereits mit einer Kita zusammen. Eine Zusammenarbeit mit Senioren ist auch denkbar“, sagt Schmitz.

An der Eröffnung des Schulackers nahm auch die Bildungsbeigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU) teil, die sich erfreut darüber zeigte, dass die Kinder anhand des Projekts mit dem Anbau vertraut werden. „Es ist wichtig, dass sich die Schüler mit unserer Erde beschäftigen. Das ist in unserem Bildungssystem in den letzten Jahren zu kurz gekommen“, so Magdowski.

Svenja Morgener

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