zum Hauptinhalt
Ziemlich zugewachsen. Wo nach Willen des Investors künftig die Ventehalle als Ausflugsgaststätte stehen soll, wuchert das Unkraut. Eigentümer Linckersdorff sagt, er könne ohne Baugenehmigung dort nicht einschreiten.

© A. Klaer

Königliche Matrosenstation: Unesco will Kongsnaes-Pläne

Deutsche Unesco-Kommission schaltet sich in den Konflikt um den Wiederaufbau der Königlichen Matrosenstation Kongsnaes am Jungfernsee-Ufer ein und fordert Informationen von Oberbürger Jann Jakobs.

Berliner Vorstadt - Die Deutsche Unesco-Kommission hat sich in den Konflikt um den Wiederaufbau der Königlichen Matrosenstation Kongsnaes am Jungfernsee-Ufer eingeschaltet. In einem Schreiben vom 24. August, das den PNN vorliegt, fordert der Präsident des in Bonn ansässigen deutschen Zweigs der Kommission, Walter Hirche, Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) auf, die Kommission über die „offenbar geplanten Bebauungen im sensiblen Bereich des Weltkulturerbes am Ufer“ zu informieren. Hirche befürchtet „mögliche Beeinträchtigungen“ durch „unproportionale Baulichkeiten an Land oder großdimensionierte Steganlagen“; auch spielt er auf die „Verkehrsfrage“ an, die bei „anderen Unesco-Welterbestätten () immer eine Rolle gespielt“ habe.

Das Schreiben des Ministers a.D. Hirche - er war unter anderem von 1990 bis 1994 für die FDP Wirtschaftsminister in Brandenburg - ist in Kopie auch dem Baubeigeordneten Matthias Klipp (Bündnisgrüne) und der Schlösserstiftung zugegangen. Es markiert einen neuen Höhepunkt im Kongsnaes-Konflikt, der damit ein Fall für die Unesco werden könnte.

Die Pläne des privaten Investors Michael Linckersdorff, der das Kongsnaes-Areal für eine Million Euro von der Stadt erworben hatte, sind umstritten. Anwohner befürchten eine „Kommerzialisierung des Welterbes“, sie haben eine Initiative gegründet, die sich gegen das Linckersdorff-Vorhaben richtet. Der Berliner Schmuck- und Uhrenhändler Linckersdorff will am Ufer die ehemalige kaiserliche Empfangshalle „Ventehalle“ als Ausflugsgaststätte mit 60 Innen- und 32 Plätze auf der umlaufenden, verglasten Veranda sowie insgesamt 30 Plätze auf den sogenannten Bastionen links und rechts direkt am Wasser denkmalgerecht wiedererrichten. Dazu ist am Wasser ein neuer Küchenanbau geplant. Die erhaltenen Bauten der Matrosenstation – Kapitänshaus, Matrosenkaserne und Bootshaus – will Linckersdorff sanieren und zu Wohnungen ausbauen. Neben der Ventehalle sollen an einem 32 Meter langen Steg Charter- und Fahrgastschiffe und die historische Miniaturfregatte „Royal Louise“ anlegen. Im Hafenrund soll es hufeisenförmig 30 Liegeplätze für historische Boote geben, Nutzer soll ein Bootshändler sein.

Genehmigt sind diese Pläne bisher nicht. Die Stadtverwaltung bestätigte gestern auf Anfrage, das bisher keine Baugenehmigungen erteilt seien. Linckersdorff hatte Ende Juni fünf Bauanträge gestellt – in überarbeiteter Fassung. Zuvor hatte das Potsdamer Verwaltungsgericht nach Klage der Anwohner gegen die bereits erteilten Baugenehmigungen diese in einem „Hinweis-Beschluss“ für eindeutig rechtswidrig erklärt; die Stadt zog sie zurück. Wann über die neuen Anträge entschieden wird, ist unklar.

Die Anwohner und die Initiative „Kein KongsnaesKommerz“ sehen weiter zahlreiche ungelöste Probleme. Ihr Anwalt Reiner Geulen bezeichnete die neuen Bauanträge als unzulässig, da kein Bebauungsplan vorliege – einen solchen aufzustellen, hatte der Bauausschuss jedoch vor der Sommerpause abgelehnt. Endgültig soll das Stadtparlament am Mittwoch entscheiden. Laut der Initiative seien außerdem Lärmauswirkungen und Verkehrsprobleme weiterhin nicht gelöst, auch die Wohnnutzung in den Matrosenstation-Gebäuden hält Bau- und Verwaltungsrechtler Geulen für unzulässig.

Investor Linckersdorff versicherte gestern auf Anfrage, das Welterbe werde durch sein Vorhaben nicht beeinträchtigt, Sichtachsen nicht behindert. Im Gegenteil: Er stelle das Welterbe wieder her. Die Ventehalle sei ein „Wiederaufbau in der alten Kubatur“, an Stelle des modernen Küchenanbaus habe einst ein großes Bootshaus gestanden. „80 Prozent des Denkmals ist erhalten, nur 20 Prozent wird wieder aufgebaut.“ Dass das Areal am Jungfernsee derzeit überwuchert und ungepflegt ist, begründete Linckersdorff mit den bisher nicht erteilten Baugenehmigungen und dem Naturschutz. „Mir sind von Amts wegen die Hände gebunden.“ Er sei aber zuversichtlich, noch im Herbst mit den Arbeiten beginnen zu können.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false