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Das Luxushotel Bayrisches Haus soll in eine Klinik umgewandelt werden.

© Ottmar Winter

Klinikpläne für Luxushotel bestätigt: Im Bayrischen Haus sind die Tage gezählt

Die Oberberg Gruppe will das Luxushotel mit Sterne-Restaurant im Wildpark doch zu einer Klinik umbauen. Sobald die Genehmigung vorliegt, sollen die Umbauarbeiten losgehen, sagt der Sprecher der Eigentümerfamilie.

Von Carsten Holm

Potsdam - Alexander Dressel hat viel erreicht als Gastronom. Jahr für Jahr wird der 49-Jährige von der Gourmetbibel Michelin mit einem Stern ausgezeichnet, seit 2007 ist er Direktor des Romantikhotels Bayrisches Haus im Wildpark. Am Donnerstagmittag aber musste er ein gut einstündiges Telefongespräch führen, das sicher zu den schwierigsten seines Lebens zählte. 

Thomas Dürbeck, Sprecher und Testamentsvollstrecker der Familie, der das mitten im Wald gelegene Areal gehört, rief ihn an: Die Oberberg Klinikgruppe wolle in dem Hotel eine private Fachklinik für Psychiatrie und Psychosomatik einrichten, sobald die Potsdamer Stadtverwaltung baurechtlich den Weg dafür freigebe.

Tage des Hotels und des Sterne-Restaurants scheinen gezählt

„Herr Dressel war überrascht“, sagte Dürbeck am Freitag den PNN, „aber wir haben ihm viel zu verdanken, und ich wollte nicht, dass er das alles aus der Zeitung erfährt.“ Aber es ist offensichtlich, dass der Hoteldirektor nicht wusste, was sich da wochenlang hinter seinem Rücken abspielte. Nun aber sind die geheimen Pläne nicht mehr geheim: die Stadtverordneten wollen auf ihrer Sitzung am 2. Dezember über den Aufstellungsbeschluss zum Bebauungsplan Nr. 170 „Klinik Bayrisches Haus“ entscheiden – und die Vorlage mit der detaillierten Beschreibung des Bauvorhabens ist schon jetzt öffentlich. Dies berichtete zunächst die MAZ.

Auch wenn es vom Aufstellungsbeschluss des Plans bis zum Baubeginn nach Angaben der Stadtverwaltung „bei gutem Verlauf zwei Jahre“ dauert, scheinen damit die Tage des Hotels und des Sterne-Restaurants gezählt zu sein. Dressel war für PNN-Nachfragen auch telefonisch nicht erreichbar.

Die Oberberg Gruppe plant laut den Unterlagen eine „Umnutzung des gesamten Areals mit dem derzeitigen Gebäudebestand als Klinik“. Das denkmalgeschützte Hauptgebäude soll umgestaltet, ein Haus durch einen Neubau mit Patientenzimmern ersetzt und die übrigen drei Häuser renoviert werden. 

Die Klinik will bis zu 70 vollstationäre Betten und bis zu 20 Plätze in einer Tagesklinik anbieten. Bei voller Auslastung würden mindestens 60 Mitarbeiter in Vollzeitstellen beschäftigt werden. Die Gruppe, die in Deutschland 17 Kliniken unterhält, wurde 2017 vom europäischen Arm des US-Finanzinvestors Trilantic geschluckt.

Unruhe nach Bekanntwerden des Antrags auf Nutzungsänderung

Bereits am 22. Oktober hatte die am Rande eines Pressegesprächs im Rathaus bekannt gewordene Nachricht von dem Antrag auf Nutzungsänderung für eine Klinik unter den 25 festangestellten Mitarbeitern des Hotels für Unruhe gesorgt. Sie waren „schockiert“ und fürchteten um ihre Arbeitsplätze

Thomas Dürbeck, promovierter Rechtsanwalt, CDU-Stadtpolitiker in Frankfurt am Main und Sprecher der Erbengemeinschaft, versuchte die Mitarbeiter zu beruhigen. Es gebe auf der Eigentümerseite „weder einen Bau- noch einen Investitionsplan für eine andere Nutzungsmöglichkeit für das Hotel“. Mit dem Nutzungsänderungsantrag hätten die Erben nur herausfinden wollen, welche anderen Möglichkeiten es gebe.

Dürbeck verwies auf die „Liebe zu Potsdam“, die sein 2016 verstorbener Vater Karl Dürbeck entwickelt habe, seit er das Areal 2001 erwarb, zudem sei dessen Lebensgefährtin Gertrud Schmack lange Zeit dort Geschäftsführerin gewesen. Es war weder Eid noch Ehrenwort, aber es klang wie ein Versprechen, als Dürbeck den PNN am 22. Oktober sagte: „Wir stehen zu dem Haus.“

Keine vier Wochen später sind seine Worte Makulatur. „Wenn wir die baurechtliche Genehmigung erhalten, werden wir das Bayrische Haus als Klinik betreiben“, sagte Dürbeck am Freitag. Völlig offen aber sei, ob der Klinikbetreiber das Ensemble der Immobilien dann kaufen oder mieten werde. 

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Sternekoch Alexander Dressel.
Sternekoch Alexander Dressel.

© Andreas Klaer

Auf die Frage, ob für das Luxusanwesen ein Verkaufspreis zwischen 10 und 14 Millionen Euro erzielbar wäre, antworte der Testamentsvollstrecker: „Das wäre supergut.“ Man wäre aber auch mit zehn Millionen „gut bedient“. Er versicherte außerdem, das Thema Klinik habe sich „erst in den letzten Wochen kristallisiert”. Wenn das stimmt, ist erstaunlich, wie rasch das Potsdamer Architektenbüro Ganter die Vorlage für die Stadtverordneten erarbeitet hat.

2019 noch 200.000 Euro in Sterne-Restaurant investiert

Ob Verkauf oder Vermietung, Hotel oder Klinik: die Ideen der Erben vom Bayrischen Haus scheinen zeitweise recht ziellos entwickelt worden sein. Erst 2019 haben die Eigentümer, wie Dürbeck bestätigte, rund 200.000 Euro in das Sterne-Restaurant investiert. Und gerade ist die neue Ausgabe der Hauszeitung „Wildparkpost“ erschienen – mit schönen Bildern und Geschichten über ein ruhmreiches Haus.

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