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In Potsdam sind bisher 597 Photovoltaikanlagen angemeldet, die rund 22.000 Megawattstunden erzeugen.

© Andreas Klaer

Klimaschutz in Potsdam: Sonnenschein allein reicht nicht

Potsdam erzeugt zwar weniger Treibhausgas, doch der Weg zur Klimaneutralität ist weit. Besonders die Wärmeversorgung ist ein Problem.

Potsdam - Wenn einem Plan oder einer Idee viel Potenzial zugeschrieben wird, dann bedeutet das oft, dass tatsächlich noch nicht viel passiert ist. So ähnlich scheint es auch bei Potsdams Bemühungen zum Klimaschutz zu sein: Der größte Teil der Arbeit liegt noch vor der Stadt. Ein solches Fazit kann man jedenfalls aus der Antwort der Stadtverwaltung auf eine Kleine Anfrage des Grünen-Stadtverordneten Andreas Walter ziehen. Walter hatte Ende Juni nämlich nach dem Potenzial für Photovoltaik und Solarthermie in Potsdam sowie nach dem aktuellen Stand gefragt. Nun liegen die Antworten vor.

Bei der Photovoltaik wird die Energie der Sonne genutzt, um elektrischen Strom herzustellen. Die Anlagen dazu kann man entweder kleinteilig auf Dächern oder an Gebäuden installieren oder in großen Solarparks auf dem freien Feld. Im Juni 2021 wurde nach Rathausangaben das Solarportal der Landeshauptstadt aktualisiert. 

Demnach werden etwa 4,05 Millionen Quadratmeter Dachfläche als geeignet eingestuft, heißt es in der Antwort. Das heißt aber nicht, dass dort überall Photovoltaikanlagen installiert werden können. „Einschränkungen des Potenzials ergeben sich aus Schutzauflagen und gebäudebezogenen Einschränkungen, wie der Statik.“ Gemeint sind damit Denkmalschutzbestimmungen, Auflagen zur Gestaltung und Bestimmungen aus dem Welterbestatus. Praktisch fallen damit große Teile der Innenstadt und der Stadtteile um die Schlösserparks aus der Rechnung.

Noch weit vom Ziel entfernt

Unter dem Strich rechnet das Rathaus mit etwa 835.000 Quadratmeter Modulfläche, die im Jahr rund 124.500 Megawattstunden Strom erzeugen könnten. Da Potsdam wächst, könnten bis zum Jahr 2050 auf Neubauten weitere rund 310.000 Quadratmeter Modulflächen hinzukommen, die weitere rund 45.000 Megawattstunden Strom bringen. Anlagen auf Freiflächen – wie derzeit bei Satzkorn geplant – könnten weitere 140.000 Megawattstunden erzeugen, nimmt man im Rathaus an.

Derzeit ist man noch weit davon entfernt. In Potsdam sind 597 Anlagen angemeldet, die rund 22.000 Megawattstunden erzeugen. Das entspricht vier Prozent des Potsdamer Stromverbrauchs von rund 550.000 Megawattstunden. Würden alle Potenziale genutzt käme man aber immerhin auf 56 Prozent.

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Bei Solarthermie werden die Sonnenstrahlen genutzt um heißes Wasser zu erzeugen. Das funktioniert auch, wenn die Sonne niedrig steht oder es bewölkt ist. Deshalb sind dafür auch mehr Flächen theoretisch geeignet. In Potsdam sind das laut der Antwort auf die Kleine Anfrage bis zu fünf Millionen Quadratmeter Dachflächen.

Technologie in Potsdam noch die absolute Ausnahme

Allerdings gelten auch für diese Anlagen die gleichen Einschränkungen wie für die Photovoltaik. Außerdem kann ja jede Fläche nur für eine der beiden Technologien genutzt werden. Das Rathaus geht man unter dem Strich von einem Potenzial der Anlagenfläche von rund 130.000 Quadratmetern aus, die pro Jahr 84.600 Megawattstunden Wärmeertrag produzieren. 15.000 Tonnen Kohlendioxid könnten so Jahr für Jahr eingespart werden.

Ob sich ein Hausdach für eine Solarthermie- oder eine Photovoltaikanlage eignet, können Hausbesitzer unter solar-potsdam.ipsyscon.de/start erfahren.
Ob sich ein Hausdach für eine Solarthermie- oder eine Photovoltaikanlage eignet, können Hausbesitzer unter solar-potsdam.ipsyscon.de/start erfahren.

© Andreas Klaer

Bisher ist die Technologie in Potsdam noch die absolute Ausnahme. Wie berichtet betreibt die Energie und Wasser Potsdam im Industriegebiet seit etwa einem Jahr eine Solarthermieanlage, die es auf 2500 Megawattstunden bringt. „Dezentrale Anlagen liefern in Potsdam etwa die gleiche Menge“, heißt es in der Antwort der Stadtverwaltung. Der Gesamtwärmeverbrauch Potsdams im Jahr 2020 lag den Angaben zufolge bei rund 1,5 Millionen Megawattstunden. „Der Anteil der Solarthermie beträgt demnach circa 0,35 Prozent.“ Selbst wenn das berechnete Potenzial vollständig ausgenutzt würde, käme man damit höchstens auf rund sechs Prozent des aktuellen Wärmeverbrauchs.

Trend geht in die richtige Richtung

Solarenergie allein wird also zum Klimaschutz in Potsdam nicht reichen, kann aber einen teilweise erheblichen Beitrag leisten. Ohne die Antwort zu kennen, hatte Walter schon in seiner Fragestellung eine Forderung erhoben: „Zum Erreichen der Potsdamer Klimaziele ist der kräftige Ausbau zur Nutzung von Solarenergie für die Strom- und Wärmeerzeugung in unserer Stadt zwingend notwendig, da der Anteil an erneuerbaren Energien in Potsdam nach wie vor, verschwindend gering ist.“

Wie berichtet hatte Potsdam vor drei Jahren den sogenannten „Masterplan 100 Prozent Klimaschutz“ beschlossen. In 30 Jahren soll der CO2-Ausstoß um 95 Prozent sinken. Immerhin geht der Trend in die richtige Richtung. Laut Antwort der Stadtverwaltung liegen die Gesamtemissionen Potsdams derzeit bei rund 830.000 Tonnen Kohlendioxid im Jahr. Im Jahr 2017 waren es laut Klimaschutzbericht noch 884.000 Tonnen gewesen. Das entspricht einem Rückgang von etwa sechs Prozent – obwohl die Stadt in dieser Zeit weiter gewachsen ist.

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