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Haus am Wasser. So wie einst – also samt Säulen und Simsen – soll die einstige Kellertorwache am östlichen Ende des Stadtkanals wieder aufgebaut werden. Einst wurde es für die preußischen Soldaten geschaffen, die den Kanal bewachten.

© Landesgeschichtlichen Vereinigung für die Mark Brandenburg

Klassizistische Gebäude in Potsdam: Die Rückkehr der Kellertorwache

Ein privater Investor baut das klassizistische Bauwerk am Stadtkanal wieder auf – und zieht selbst ein.

Von Katharina Wiechers

Potsdam - Das preußische Königshaus ließ es einst errichten, um desertierenden Soldaten auf die Schliche zu kommen, im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude zerstört und nun soll es – 226 Jahre nach seinem Entstehen – wieder aufgebaut werden: die Potsdamer Kellertorwache. Ein privater Investor aus Berlin will das prunkvolle Haus an der Ecke zwischen Großer Fischerstraße und der Straße Am Kanal nach historischem Vorbild wiedererrichten und als Wohnhaus nutzen. Noch in diesem Jahr soll es losgehen.

Das Kellertor war eines von zwei Wassertoren der Residenzstadt Potsdam, das andere befand sich dort, wo heute die Dortustraße in die Havel mündet, gegenüber der Oberen Planitz. Ende des 18. Jahrhunderts entschied das Königshaus, das Kellertor als Teil der Potsdamer Stadtmauer bewachen zu lassen – hauptsächlich, um unzufriedene Soldaten an der Flucht aus der Stadt zu hindern. Für die Soldaten, die Wache schieben mussten, wurde ein prachtvolles Gebäude mit Säulen und Schmuckelementen auf dem Dachfirst errichtet, 1788 war es fertig.

Obwohl der Alte Fritz zum Zeitpunkt der Bauarbeiten noch lebte, ist es nicht in dem von ihm geliebten spätromantischen, sondern in frühklassizistischem Stil gehalten. „Die letzten beiden Jahre seines Lebens hat Friedrich sich nichts mehr angeschaut und die Baumeister konnten machen, was sie wollten“, sagt der Investor. Der Berliner ist Historiker und will mit seiner Familie in das Haus ziehen – seinen Namen will er noch nicht in der Zeitung lesen.

Potsdams Baudezernent Matthias Klipp (Grüne) ist überzeugt, dass er mit dem Berliner den richtigen Investor für den Wiederaufbau des Hauses gefunden hat. „Ich glaube, dass wir einen Eigentümer gefunden haben, der etwas davon versteht“, sagt er. Der Kaufvertrag über das 450 Quadratmeter große Grundstück ist unterzeichnet, darin ist auch festgehalten, dass das Gebäude „nach historischem Vorbild und nach denkmalpflegerischen Grundsätzen in seiner äußeren Erscheinung“ wiederhergestellt werden muss, wie es aus der Stadtverwaltung heißt. Das Areal liegt im 2004 festgelegten Sanierungsgebiet „Am Kanal – Stadtmauer“.

Nach historischem Vorbild bedeutet, dass Höhe, Breite, Tiefe und auch zum Beispiel die Gesimse so sein müssen, wie einst beim Original. „Das darf kein Fantasiegebäude werden“, sagt der Investor. Weitere Bedingung der Stadt sei gewesen, dass er einen Teil der Stadtmauer und einen Pfeiler des einstigen Tores wiederherstellt.

Knapp 160 Jahre lang stand die Wache an der heute ebenfalls nicht mehr vorhandenen Kellertorbrücke. Doch in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude stark beschädigt, und als in den 1950er-Jahren in unmittelbarer Nähe auch noch ein Blindgänger explodierte, geriet das Haus endgültig in Schieflage. 1958 wurde es schließlich genauso wie die Reste der angrenzenden Stadtmauer abgetragen und offenbar zum Teil im Stadtkanal entsorgt – zumindest wurden beim Öffnen des Stadtkanals Säulenteile gefunden, die wahrscheinlich einst zur Kellertorwache gehörten.

Das Tor war nach der Kellerstraße benannt, die damals von dort zu der im Krieg ebenfalls zerstörten Heilig-Geist-Kirche führte. Einst bildete die Kellertorwache den Endpunkt der Straße Am Kanal und soll es auch künftig wieder. „Wenn man von der Berliner Straße Richtung Havel schaut, wird man künftig die Säulen der Kellertorwache sehen“, sagt der Investor.

Wie damals sollen die Säulen und die Fassade auch wieder aus Sandstein angefertigt werden. Und damals wie heute wird es hinter der Fassade ganz anders aussehen als von außen. „Das war ein typischer preußischer Militärbau: Außen prunkvoll und dahinter ein einfacher Ziegelbau“, sagt der Berliner. Auf rund 100 Quadratmetern waren im Inneren die Wachstube, der Abort und ein Ofen untergebracht – modernes Wohnen sieht heutzutage natürlich anders aus.

Auch ein kleiner Garten ist geplant, „nach hinten raus auf die Halbinsel“. Ein öffentlicher Uferweg entlang des kurzen Kanalstücks bleibt erhalten, die Wache steht ein Stückchen weg von dem kurzen wiederhergestellten Kanalstück. Eigentlich sollte dieses den Anfang bilden für die Wiederherstellung des ganzen Stadtkanals, doch wegen mangelnder Fördermittel liegt dieses Projekt seit Jahren auf Eis. Womöglich hofft Klipp, durch die Kellertorwache wieder Bewegung in das Thema Stadtkanal zu bekommen – er ist ein großer Verfechter dieses Projekts.

Die ersten Arbeiten auf dem Kellertorwachengrundstück sollen schon im Frühling beginnen. Zunächst wird der Boden nach weiteren Hinterlassenschaften des Zweiten Weltkriegs untersucht, dann muss geprüft werden, welche Beschaffenheit der Untergrund hat und ob das Haus möglicherweise durch Pfähle gestützt werden muss. Außerdem läuft derzeit noch eine Mischwasserleitung über das Grundstück, die verlegt werden muss – bis zum Herbst will die Energie und Wasser Potsdam (EWP) damit fertig sein.

Dann kann mit dem Hochbau begonnen werden. Bis dahin hofft der Investor, noch weitere Informationen über die einstige Kellertorwache zu finden – denn bislang hat er lediglich einige wenige Fotos als Vorlage. „Wir wissen noch nicht, wie die Kellertorwache von der Wasser- und von der Südseite ausgesehen hat“, sagt er. Er hofft, dass vielleicht der ein oder andere Potsdamer noch eine alte Aufnahme von der Kellertorwache hat. „Jedes Bild macht uns klüger.“

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