zum Hauptinhalt
Bei den Unter-Dreijährigen hat sich das Betreuungsverhältnis verbessert.

© Fabian Sommer/dpa

Kitas in Potsdam werden besser: Weniger Kinder pro Erzieher

Die Betreuungsrelation in Potsdams Krippen hat sich verbessert, bei den Kindergärten liegt Mittelmark vorne.

In Potsdams Kitas kümmern sich wieder mehr Erzieher um die Kinder. 2017 betreute ein Krippenerzieher im Schnitt 5,8 Kinder. Ein Jahr zuvor waren es noch 6,5, vor drei Jahren sogar noch 7,2. Das zeigt die Studie „Monitor frühkindliche Bildungssysteme“, die die Bertelsmann-Stiftung am Dienstag veröffentlicht hat. Trotz der Verbesserung liegt Potsdam damit immer noch deutlich unter dem Bundesschnitt von 4,3 Unter-Dreijährigen pro Erzieher. In Potsdam-Mittelmark hat sich der Wert nur leicht gebessert, von 6,2 im Jahr 2016 auf sechs im vergangenen Jahr.

Kaum verändert hat sich in Potsdam dagegen der Personalschlüssel bei den Kindergartenkindern. Elf Kinder zwischen drei und sechs Jahren kamen 2017 auf jeden Erzieher, im Jahr vorher waren es 11,1. In Potsdam-Mittelmark ist hier im Gegensatz dazu eine signifikante Besserung zu beobachten: Wurden 2016 noch 11,2 Kinder von jedem Erzieher betreut, waren es 2017 nur noch zehn Kinder. Damit hat der Kreis die Landeshauptstadt in diesem Bereich überholt.

"Hoffnungsvoll" - aber noch weit vom Soll entfernt

„Jede Verbesserung bei der Personalausstattung erhöht die pädagogische Qualität in den Einrichtungen“, erklärte Angela Schweers, Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Potsdam, die 19 Kitas mit rund 3100 Kindern in der Stadt betreibt, auf PNN-Anfrage. Sie habe Hochachtung davor, dass die Landesregierung das Problem erkannt und angepackt habe. „Das stimmt mich hoffnungsvoll“, sagte sie. Jahrelang sei nur gekürzt worden, nun gehe der Trend wieder in die andere Richtung. „Aber gemessen an den Empfehlungen ist man noch weit vom Soll entfernt“, gab sie auch zu bedenken. Für eine pädagogisch sinnvolle Betreuung empfiehlt die Bertelsmann-Stiftung ein Verhältnis von drei Kindern pro Erzieher bei den Krippenkindern und 7,5 Kindern im Kindergartenbereich.

Auch Wiebke Kahl vom Potsdamer Kita-Elternbeirat begrüßt die Verbesserungen beim Betreuungsschlüssel im Krippenbereich. Allerdings reicht dieser aus ihrer Sicht ebenfalls nicht aus: „Ich verstehe nicht, warum wir als Eltern und Kinder in Ostdeutschland es hinnehmen müssen, dass die Betreuungsqualität so viele Jahre nach der Wende noch immer deutlich unter den Standards im Westen liegt“, sagt Kahl. In der Tat zeigt ein Blick auf die Deutschlandkarte beim Betreuungsverhältnis noch immer einen deutlichen Unterschied zwischen Ost und West. Während in den ostdeutschen Bundesländern das Verhältnis fast flächendeckend bei mehr als 5,2 Krippenkindern pro Erzieher liegt, sind es in den westdeutschen Ländern fast überall weniger als 4,2. In Baden-Württemberg sogar oft unter 3,2.

Personalschlüssel: ein "Rohrkrepierer"?

Kahl gibt zudem zu bedenken, dass der Personalschlüssel die Realität in den Einrichtungen nicht zuverlässig abbilde. „Der Betreuungsschlüssel bleibt ein Rohrkrepierer, weil Krankheit, Urlaub und Fortbildungen nicht einberechnet werden. Der Schlüssel existiert nur auf dem Papier“, betont sie. Auch Träger kritisieren schon lange die Art der Berechnung des Schlüssels. „Wir sprechen deshalb auch immer von einer Kinder-Erzieher- Relation und nicht von einer Quote, denn dann müsste das Kitagesetz Fehlzeiten bei der Berechnung mit einbeziehen“, erklärt Schweers von der Awo.

Gesunken ist laut der Studie der Bertelsmann-Stiftung die Zahl der Kitas, die keine Zeit für Leitungsaufgaben haben. Die Stiftung empfiehlt, abhängig von der Größe der Kita, dass eine gewisse Stundenzahl der Kitaleitung ausschließlich für Leitungsaufgaben zur Verfügung stehen sollte. 9,1 Prozent der Potsdamer Kitas gaben an, keine Zeit für die Leitung zu haben. Noch immer ein nennenswerter Anteil, aber ein Jahr zuvor waren es noch 13,7 Prozent. In Potsdam-Mittelmark hingegen ist der Anteil der Kitas ohne Leitungszeit sogar gestiegen: Von 8,1 Prozent im Jahr 2016 auf 9,8 Prozent im Jahr darauf.

Betreuungsquote ist leicht gesunken

Insgesamt gibt es in Potsdam 18 350 Kita- und Kindergartenplätze in 121 Einrichtungen. 87,9 Prozent der Kitas öffnen morgens vor 7 Uhr, 94,7 Prozent schließen um 16.30 Uhr oder später. Die Betreuungsquote ist genau wie die Zahl der Betreuungsstunden in der Stadt traditionell hoch – wie auch die Frauenerwerbsquote. Dabei hat sich im Grundsatz auch nichts geändert. Noch immer liegt Potsdam mit einer Betreuungsquote von 55,4 Prozent der Unter-Dreijährigen sehr deutlich über dem Bundesschnitt von 33,1 Prozent. Allerdings ist der Potsdamer Wert im Vergleich zum Vorjahr um 1,7 Prozentpunkte gesunken. Bei den Drei- bis Sechsjährigen ist die Quote dagegen sogar gestiegen, von 98,9 auf mittlerweile 99,2 Prozent.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false