zum Hauptinhalt
Die Suche nach Kitaplätzen in Potsdam ist nicht einfach.

© dpa

Kitaplätze in Potsdam: Lange Wartelisten und ein Streit

Die Suche nach Kitaplätzen in Potsdam ist nicht einfach: Ein Überblick über die angespannte Lage – und was dagegen getan wird.

Von Katharina Wiechers

Einen Kitaplatz in Potsdam zu finden bleibt schwer, das wissen junge Eltern nur zu gut. Auch wenn die offiziellen Zahlen der Stadt rosig aussehen – manch einer muss seinen Sommerurlaub wohl ohne die Gewissheit antreten, dass das Kind ab dem Herbst betreut wird. Ein Überblick über die wichtigsten Fragen zum Thema Krippen- und Kitaplatz-Mangel – und was dagegen getan wird.

 Wie viele Kinder sind derzeit ohne Platz? 

Den offiziellen Zahlen der Stadt zufolge keines. Die neun Kinder, von denen noch Anfang Juni die Rede war, seien mittlerweile versorgt, hieß es von der Stadtverwaltung auf PNN-Anfrage. Allerdings gebe es aktuell zwei neue Anfragen, denen aber bereits Angebote gemacht worden seien. Für September stünden gegenwärtig 20 Kinder auf der Warteliste beim „Kita-Tipp“, dem städtischen Betreuungsplatz-Service. Diese seien bei ihrer Wunsch-Kita abgelehnt worden, für sie stünden aber in anderen Einrichtungen Plätze zur Verfügung. Allerdings sind diese Zahlen mit Vorsicht zu genießen. Denn nicht jeder, der auf der Suche nach einem Kita-Platz ist, wendet sich auch an den „Kita-Tipp“ – vermutlich, weil Eltern glauben, dass die Chancen deutlich höher sind, wenn man direkt bei den Kitas vorspricht. Schließlich obliegt es den privaten Trägern, welches Kind sie aufnehmen und welches nicht – und welchen freien Platz sie dem „Kita-Tipp“ melden.

 Was wird von der Stadt getan, um die Suche zu vereinfachen? 

Weil Eltern sich aus Angst, keinen Kitaplatz zu bekommen, bei mehreren Einrichtungen auf die Wartelisten setzen lassen, werden diese immer länger – obwohl manch ein Kandidat auf der Liste vielleicht schon längst woanders einen Platz gefunden hat. Eine zentrale Erfassung und Vergabe der Kita-Plätze ist aber laut Stadt nicht möglich, weil alle Potsdamer Einrichtungen in der Hand privater Träger sind. Doch zumindest das Problem der doppelt und dreifach geführten Listen könnte durch eine Software in den Griff bekommen werden – wie etwa durch den Kita-Navigator, der zum Beispiel in Düsseldorf genutzt wird. Eltern können sich dort für mehrere Wunsch-Kitas vormerken lassen. Erhalten sie von einem Träger eine Zusage, wird dies im System zentral vermerkt. Vor einigen Monaten wurde eine Debatte über die Einführung einer solchen Software auch in Potsdam begonnen, doch bislang ohne Ergebnis. Der Prozess werde noch „einige Zeit in Anspruch nehmen“, heißt es derzeit von der Stadtverwaltung. Es muss nicht nur die Software erarbeitet, sondern auch sichergestellt werden, dass alle Träger sich beteiligen – sonst ist das System zwecklos. Auch die Frage, wer die Seite dann pflegt und auf dem aktuellen Stand hält, muss geklärt werden – beziehungsweise, wer das finanziert.

Was tut die Stadt gegen den Engpass?

Gebaut werden Kitas von den freien Trägern, also von der Arbeiterwohlfahrt, dem Evangelische Jugend- und Fürsorgewerk (EJF) oder der Fröbelgruppe. Die Finanzierung läuft aber über die Stadt, genauso wie die Bedarfsplanung. Derzeit rechne man für die kommenden vier Jahre mit einem zusätzlichen Bedarf von 1600 Kita-Plätzen, hieß es nun auf Anfrage aus dem Rathaus. Geschaffen werden sollen diese durch Erweiterungen bestehender Einrichtungen und Neubauten. Nicht mit eingerechnet sind dabei die 423 neuen Plätze, die dieses Jahr noch entstehen sollen oder bereits geschaffen wurden. Eine neue Einrichtung hat kürzlich in Bornstedt eröffnet, zwei weitere in der Waldstadt und in der Teltower Vorstadt sollen 2016 noch folgen. Hinzu kommen Erweiterungen am Schlaatz, in Zentrum-Ost und in Groß Glienicke.

 Streiten sich Stadt und Träger noch über die Finanzierung? 

Ja, aber die Verhandlungen scheinen sich dem Ende zuzuneigen. In der Arbeitsgruppe, in der Vertreter von Verwaltung und Trägern sitzen, werde derzeit noch „abschließend diskutiert“, heißt es dazu von der Stadt. Ziel ist es, dass die neue Finanzierungsrichtlinie zum 1. Januar 2017 rechtskräftig werden kann. Die Träger hatten die Pläne der Stadt für die neue Richtlinie scharf kritisiert, weil diese deutlich schlechtere Konditionen für die Finanzierung von Kita-Neubauten vorsah. So wollte die Stadt die Abschreibungsfristen verlängern, also das Geld für neue Immobilien über einen längeren Zeitraum zurückzahlen. Das Argument der Verwaltung: So würden die mit Steuermitteln finanzierten Gebäude länger für die Kinderbetreuung genutzt und wanderten nicht ins „Immobilienportfolio“ der Träger. Für die Träger hätte das aber eine deutliche finanzielle Mehrbelastung bedeutet. Wie nun ein möglicher Kompromiss aussehen könnte, ist noch nicht bekannt.

 Läuft die Petition für eine bessere Kita-Betreuung noch? 

Ja, sie läuft noch bis zum 2. August. Über 6100 Menschen haben sie mittlerweile unterzeichnet – online oder auf einer der Listen, die in vielen Kitas aushingen. Auch zahlreiche Stadtverordnete haben dazu auf der Petitions-Webseite mittlerweile unterstützend Stellung genommen, 20 waren es am gestrigen Sonntag. Die Initiatorin Wiebke Kahl will mit der Aktion eine bessere finanzielle Ausstattung der Kitas erreichen. Sie fordert, dass die Stadt Mittel zum Beispiel für Vertretungen bereitstellt. Der ohnehin schlechte Betreuungsschlüssel werde in der Praxis so gut wie nie erreicht, weil Erzieherinnen wegen Krankheit, Urlaub oder Fortbildung ausfielen. Hinzu komme, dass das Land nur maximal 7,5 Betreuungsstunden finanziere, obwohl mehr als 70 Prozent der Kinder acht Stunden oder länger in den Kitas seien.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false