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Kitabetreuung in Potsdam: Potsdamer Kitas protestieren

Mit einer Protestaktion unter dem Titel „7,5 Stunden sind nicht genug!“ wollen Erzieher in Potsdam auf Missstände in der Kitabetreuung aufmerksam machen - viele Kitas sind deswegen nur 7,5 Stunden geöffnet.

Von Birte Förster

Potsdam - Lange Betreuungszeiten ohne finanziellen Ausgleich: Seit Jahren beklagen Kitas diese Situation, die eine angemessene Betreuung der Kinder kaum noch zulasse. Mit einer Protestaktion unter dem Titel „7,5 Stunden sind nicht genug!“ wollen Erzieher in Potsdam auf diesen Missstand aufmerksam machen. Am Freitag bieten viele Kitas daher nur 7,5 Stunden Betreuung statt wie sonst zehn Stunden an. Von der Brandenburger Politik fordern die Einrichtungen, sich an der Finanzierung der benötigten Betreuungszeiten zu beteiligen. In einer gemeinsamen Aktion betreuen die Kitas der Träger Fröbel, Arbeiterwohlfahrt, Deutsches Rotes Kreuz, Caritas und Diakonie am Freitag die Kinder kürzer. Rund 25 Potsdamer Einrichtungen sind an der Aktion beteiligt, in ganz Brandenburg sind es laut Beatrice Strübing, Pressesprecherin von Fröbel, über 500 Kitas.

Für unter dreijährige Kinder, die mehr als sechs Stunden täglich betreut werden, ist ein Verhältnis Erziehe pro Kind von 1:5 und für über Dreijährige von 1:11,5 vorgesehen. Die gesetzliche Finanzierung decke mit diesem Personalschlüssel jedoch nur eine Betreuungszeit von 7,5 Stunden pro Tag ab. Tatsächlich seien aber viele Verträge von Betreuungszeiten mit bis zu zehn Stunden abgeschlossen worden, sagte Strübing. Das betreffe in Potsdam etwa ein Drittel der Kinder. Das vorhandene Kitapersonal müsse daher den Betreuungsbedarf abdecken, wodurch sich das Betreuungsverhältnis verschlechtere. „Das ist ein Problem, das alle Kitas und Träger betrifft“, sagt Strübing.

„Ich finde es großartig, dass die Kitas das machen"

Das Problem gebe es schon seit Jahren, bestätigt auch Sylva Wille, Leiterin des Fröbel-Kindergartens „Sausewind“ in der Lotte-Pulewka-Straße. Die Stadt Potsdam ist zwar in Vorleistung gegangen, um für eine bessere Personalsituation in den Potsdamer Kitas zu sorgen, und will das Geld vom Land zurückverlangen. Dadurch habe sich die Situation aber nur kurzfristig verbessert. Wie es im nächsten Jahr aussehe sei noch offen, so Wille. Seit Jahren müssten die Erzieher viele Überstunden machen, es gebe einen hohen Krankenstand und keine Möglichkeiten, beispielsweise Projekte mit den Kindern vorzubereiten. Trotz der Einschränkungen würden daher viele Eltern die Aktion am Freitag unterstützen, sagte Wille. Eine von ihnen ist Antje Woiteck. „Ich finde es großartig, dass die Kitas das machen“, sagte die Mutter von zwei Kindern, die in den Kindergarten „Sausewind“ gehen. „Es ist sowas von wichtig, was die hier leisten.“

Die Einrichtungen planen außerdem, am 30. Mai gemeinsam mit Erziehern, Eltern und Kindern im Rahmen der dritten Lesung zum Kitagesetz mit einer Demonstration vor dem Landtag auf die Problematik aufmerksam zu machen. 

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