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Haben einen Plan. Die Kinder der Grundschule Waldstadt haben – neben Kindern weiterer Schulen – an der Überarbeitung des Kinderstadtplans mitgewirkt. Aber eigentlich ist er schon ziemlich perfekt, finden sie.

© Andreas Klaer

Kinderstadtplan für Potsdam: Zutritt nur für Kinder

Am Dienstag feierte der Kinderstadtplan „Hast’n Plan“ seine vierte Auflage bei einer Party in der Tram-Linie 96. Kinder aus drei Kinderräten waren dabei.

„Linie 30 nach Cocktailtour“ steht auf dem Anzeiger in der Bahn. Überall sitzen Kinder, einige laufen herum, unterhalten sich. Hinten ist ein DJ-Pult aufgebaut, an dem die „Glamour Girls“ Musik auflegen. Auch von außen gleicht diese Straßenbahn keiner herkömmlichen – sie ist beklebt mit dem Potsdamer Kinderstadtplan „Hast’n Plan“, der gestern zum vierten Mal neu aufgelegt wurde. Genau das sollte gefeiert werden. Ungefähr 30 Kinder aus den Kinderräten der Horte Rasselbande, Hort am Bornstedter Feld und Abenteuerland waren bei der Sonderfahrt dabei. Auch Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) sprach ein kurzes Grußwort am Platz der Einheit. „Ich wünsche mir, dass möglichst viele Ziele auf dem Plan nun von den Kindern angesteuert werden.“

In der Bahn müssen die Kinder bis zur Endstation Marie-Juchacz-Straße beschäftigt werden. Manuela Neels vom Kinder- und Jugendbüro stellt ein paar Fragen. „Wir sind gerade an der Bibliothek vorbeigefahren, was glaubt ihr, wie viele Bücher sind da drin?“ „100 000“, ruft einer. „600.“ Die Kinder überlegen. Die Musik der DJanes wabert mal leise, mal laut von hinten nach vorne.

360 Kinder haben an dem Stadtplan mitgearbeitet. In Workshops legte das Kinder- und Jugendbüro Schulklassen und Hortgruppen den Plan vor und fragte nach Verbesserungs-Vorschlägen. „Wir haben alle mitgeredet und etwas aufgeschrieben“, sagt die achtjährige Angelina Daniel, die Mitglied im Kinderrat des Hortes Abenteuerland ist. „Wir wurden gefragt, was noch auf den Plan soll“, ergänzt Doreen Ast, ebenfalls Kinderratsmitglied. „Es geht darum, dass man auch Sachen sieht, die nicht auf jeder Karte sind“, sagt der neunjährige Finn Leteritz. Auch er hat dazu beigetragen, dass alle interessanten Orte für Kinder auf dem Plan zu finden sind.

Der „Hast’n Plan“ zeigt Spielplätze, Sportplätze, Kinderclubs, Kultureinrichtungen und Naturerlebnisorte sowie Sehenswürdigkeiten. „Dieses Jahr sind öffentliche WCs und W-Lan-Spots dazugekommen. Außerdem wurden erste Rubriken auf Englisch verfasst, um auch zugezogenen Kindern den Plan zugänglich zu machen“, sagt Ute Parthum von der Medienwerkstatt Potsdam, die vor 15 Jahren die Idee hatte, einen solchen Plan zu entwickeln. In Berlin war ihr ein Kinderstadtplan in die Hände gefallen, davon inspiriert wollte sie auch einen für Potsdam erarbeiten. Zusammen mit Studenten der sozialen Arbeit erstellte sie einen Modellplan der Stadtteile Schlaatz und Waldstadt. 2001 kam der erste Plan für Potsdam heraus. Neben Manuela Neels war auch Jörg Hafemeister von Anfang an dabei. Er zeichnete den Plan, der seitdem alle drei bis vier Jahre aktualisiert wird.

„Am Anfang mussten alle Spielplätze getestet werden, wir sind sie abgelaufen und haben sie angeschaut“, sagt Manuela Neels. Nun wird der Plan mit Hilfe der Kinder verbessert, Orte werden hinzugefügt, ein Grundgerüst ist jedoch vorhanden.

„Jetzt kommt ein bisschen Eigenlob, aber der Plan ist schon ziemlich perfekt“, sagt Parthum mit einem Lächeln. 20 000 Exemplare wurden gedruckt und können kostenfrei in den ViP-Kundenzentren, den Tourist-Informationen, beim Bürgerservice im Stadthaus sowie in ausgewählten Kindereinrichtungen und im Kinder- und Jugendbüro mitgenommen werden. Unterstützt wird das Projekt vom Förderverein für Sozialarbeit e.V. in Kooperation mit der Medienwerkstatt Potsdam und dem Kinder- und Jugendbüro. Die aktuelle Auflage wird unter anderem durch die Stadt Potsdam und das Deutsche Kinderhilfswerk finanziert.

Auch online können sich Kinder einen Überblick über das Freizeitangebot in Potsdam verschaffen. Dort sind noch mehr Plätze eingetragen, wer sich registriert, kann diese bewerten. Die Website solle auch bald erneuert werden, sagt Parthum, doch dafür brauche man Sponsoren. „Man muss mit der Zeit gehen, mittlerweile haben schon Neunjährige ein Smartphone, da lohnt es die Website auszubauen. Schön wäre auch, wenn Eltern und Kinder selbst Spielplätze eintragen könnten.“

Die beliebtesten Orte sind in der Legende der Karte mit einem Smiley gekennzeichnet. Dazu gehören etwa der Wasserspielplatz im Volkspark und der Urwaldspielplatz in Waldstadt. Der verspielte Stil des Plans komme bei den Kinder und auch Erwachsenen sehr gut an, sagt Neels. Wo steht das Spielmobil, wo kann man baden gehen? Wer genau hinschaut, kann auf „Hast’n Plan“ ganz viel entdecken.

Die Bahn ist an der Marie-Juchacz-Straße angekommen. Nun gehen die Kinder auf den Hexenspielplatz, wo die Party langsam ausklingen soll. Für alle ausgehungerten Party-People gibt es Wraps zu essen. Die Kinder wirken zufrieden. Die meisten sind schon ganz oben auf dem Holzklettergerüst. Das Spielmobil ist auch da, Luftballons sind an einem Holzpfeiler befestigt. „Die Fahrt ist ein Dankeschön dafür, dass ich bei dem Plan mitgeholfen habe“, sagt die neunjährige Enaya Schindler.

Emilie Brummel

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