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Angebot und Nachfrage. Ob gebrauchte Kinderschuhe, Riesenpuzzle oder ausrangierte Hosen – die einen machen ein Schnäppchen, die anderen misten gewinnbringend zu Hause aus.

© Manfred Thomas

Kinder-Trödelmarkt im Volkspark im Bornstedter Feld: Eine Barbie für acht Euro

Der Kindertrödelmarkt im Volkspark ist eine Institution. Jeden zweiten Sonntag ab 9 Uhr wird aufgebaut.

„Was soll die kosten?“ Jessica Lehmann ist fündig geworden. Rasch zieht sie ihrer Tochter Charlotte die Frühlingsjacke über, die sie gerade zwischen vielen anderen Kindersachen am Kleiderständer entdeckt hat. „Drei Euro“, sagt die Verkäuferin. „Nehm ich!“ Ware und Geld wechseln die Besitzer, beide sind zufrieden mit dem Geschäft. Während ihre Mutter nach Kindersachen für die sechsjährige Tochter sucht, ist Charlotte eher an Spielzeug interessiert. Eine Puppe hätte sie gern, sagt sie. Aber diese gibt es heute nicht. „Wir kaufen jedes Mal eine Puppe“, sagt Jessica Lehmann und bleibt resolut. Sie ist etwas in Eile, denn sie muss zu ihrem eigenen Stand zurück, den die Nachbarin gerade mitbetreut. Einen kurzen Bummel über den Markt lässt sie sich trotzdem nicht nehmen. Sie lasse sich gern inspirieren, sagt sie.

Dazu gibt es hier reichlich Gelegenheit. Es ist Trödelmarkt im Volkspark Potsdam. Kindersachen in allen Größen stapeln sich auf den Verkaufstischen, Bobbycars, Laufräder und Ritterburgen stehen daneben. Es werden Schuhe, Schulranzen und Brettspiele angeboten. Bücher, CDs und DVDs warten in Kisten auf neue Besitzer. Die Besucher kommen reichlich, es ist bestes Frühlingswetter. Sie bummeln über den Markt, bleiben stehen, schauen, feilschen. Viele Familien nutzen den Markt als Ausflugsziel, andere kommen, um gezielt Sachen für den anstehenden Sommer zu kaufen. Der Markt ist speziell auf Kindersachen ausgerichtet. „Die Leute bieten hier sehr gute, preiswerte Ware an“, sagt eine Besucherin, die gerade Sportschuhe für ihren Sohn erstanden hat.

Der Kindertrödelmarkt im Volkspark Potsdam ist eine Institution. Von März bis Oktober werden an jedem zweiten Sonntag im Monat am Wasserspielplatz die Trödelstände aufgebaut und Decken ausgebreitet, es wird gefeilscht, gehandelt und verkauft. 80 Stände vermietet der Betreiber Marc Wilke, Inhaber des Cafés am Wasserspielplatz. Für einen Stand bezahlen die Verkäufer 20 Euro Gebühr. „Wir könnten in manchen Monaten auch 120 Stände vermieten, aber dafür reicht der Platz nicht aus“, sagt Wilke. Für ihn sind die Trödelsonntage wichtige Umsatztage. Schließlich versorgen sich Besucher und Händler im Café mit Getränken, Waffeln und Eis oder stillen am Bratwurststand ihren Hunger. Und es sind nicht nur Potsdamer, die den Markt besuchen. „Die Leute kommen auch aus dem Umland, aus Falkensee, Nauen oder Berlin.“

Saisonale Sachen und preiswerte Markensachen sind besonders gefragt, weiß der Café-Betreiber. „Sehr beliebt sind auch Fahrräder.“ Es gibt wenige Regeln zu beachten, wenn man selbst einen Stand mieten möchte. Verkauft werden dürfen nur gebrauchte Kindersachen. Ab 9 Uhr können die Verkäufer aufs Gelände zum Aufbau, von 10 bis 17 Uhr ist der Markt geöffnet. An jedem Stand steht den Verkäufern eine Biertischgarnitur mit Tisch und zwei Bänken zur Verfügung. „Es empfiehlt sich, die Kindersachen nach Größen sortiert anzubieten und auch ansprechend zu präsentieren“, rät Wilke.

Wegen der großen Nachfrage hat Wilke im vergangenen Jahr einen Sondertrödelmarkt im Oktober veranstaltet. Dass der Markt in seiner jetzigen Form erhalten bleibt, steht für den Unternehmer außer Frage, denn das Konzept bewährt sich, seit Jahren ist der Markt etabliert und beliebt. Wilke schmiedet sogar weitere Pläne für die Zukunft: „Ich könnte mir einen Weihnachtströdelmarkt im Dezember gut vorstellen.“ Der Bedarf sei vorhanden – sowohl auf der Käufer- als auch auf der Händlerseite.

Viele Verkäufer sind schon erfahren und kommen immer wieder. Bereits im Januar seien viele Termine ausgebucht, sagt Marc Wilke. Auch Manuela und Enrico sind nicht zum ersten Mal als Verkäufer auf dem Markt. An ihrem Stand gibt es eine große Kramkiste mit Gummitieren für 50 Cent, Bücher, Spiele, Anziehsachen. „Wir wollen es weg haben“, sagt Enrico. Pullover, Hosen, Jacken – alles kostet zwischen einem und drei Euro. Sohn Max durfte aussuchen, von welchen Spielsachen er sich trennen möchte. Der Neunjährige betreut auch selbst seinen Teil des Standes, ist gerade aber mit einem Freund unterwegs. Die Familie hat guten Grund, Platz zu schaffen: Ein Umzug steht an. „Wir wollen in die Sonne“, sagt Enrico und lacht. In wenigen Monaten brechen sie ihre Zelte in Deutschland ab und ziehen nach Spanien.

„Hast du was verkauft?“, fragt Max atemlos, als er zurückkommt. Der Papa kann die Frage bejahen – ein Dinosaurier hat gerade ein neues Zuhause gefunden. Und Max hat sein Taschengeld aufgebessert. Auch Lotte ist glücklich: Gerade verlässt sie mit Mutter Anett Bolze den Markt, die die beiden kleinen Zwillingsbrüder im Kinderwagen schiebt. „Die zwei brauchen immer Sachen“, sagt die Ketzinerin. Doch auch Lotte geht nicht mit leeren Händen nach Hause. Sie hat für acht Euro eine Barbie-Puppe und eine Kutsche auf dem Markt gekauft – von ihrem Taschengeld. Aber ein bisschen hat auch die Mama gesponsert.

Heike Kampe

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