zum Hauptinhalt
Sicherer Übergang. Zehn Schülerinnen und Schüler der Evangelischen Grundschule Potsdam absolvierten am Montag erfolgreich die praktische Schülerlotsen-Prüfung unter Aufsicht der Polizei. Die Marienschule in Babelsberg ist die einzige weitere Schule in Potsdam, an der die Polizei Lotsen ausbildet.

© Andreas Klaer

Kinder auf der Straße: Mehr Unfälle auf Schulwegen in Potsdam

Nach einer kurzen Verbesserung im vergangenen Jahr sind Potsdams Schulwege wieder unsicherer geworden: Polizei vermeldet einen Anstieg der Unfall- und Verletztenzahlen - und bildet Fünftklässler zu Schülerlotsen aus.

Potsdam/Nauener Vorstadt - Nach einer kurzen Verbesserung im vergangenen Jahr sind Potsdams Schulwege 2017 wieder unsicherer geworden: Insgesamt 33 Schulwegunfälle zählte die Polizei in diesem Jahr, das entspricht etwa einem Unfall pro Woche, wenn man die Ferien herausrechnet. Im vergangenen Jahr waren es 23 Unfälle, im Jahr 2015 lag die Zahl allerdings noch höher, bei 35.

Darüber informierten die Beamten am Montag bei der praktischen Prüfung der Schülerlotsen an der Evangelischen Grundschule Potsdam. Auch die Zahl der Verletzten stieg leicht an: 28 waren es 2017, im Vorjahr 25. Damit ist der Wert wieder so hoch wie 2015: Damals gab es ebenfalls 28 Verletzte bei Schulwegunfällen.

Schwerpunkte für Unfälle auf Schulwegen liegen vor allem in der Innenstadt

Ein Trend nach oben oder unten lasse sich aber nicht erkennen, so Peter Meyritz, Leiter der Polizeidirektion West: „Die Zahlen bleiben relativ stabil.“ Schwerpunkte für Schulwegunfälle seien besonders Schulen in der Stadt, die weniger frei zugänglich sind und im direkten Umfeld über keine Ampeln verfügen, so wie die Marienschule in Babelsberg. Meyritz wies darauf hin, dass bei Schulwegunfällen hauptsächlich Kinder zu den Verletzten zählen: „Jeder Unfall ist da einer zu viel.“

Bei der Schülerlotsen-Prüfung am Montag läuft alles ohne Zwischenfälle ab: Zehn Fünftklässler der Evangelischen Grundschule geleiten die Erstklässler über die Große Weinmeisterstraße nahe der Gedächtnisstätte Leistikowstraße. Es ist eine enge Stelle, nur ein Auto kann die Straße passieren. Trotz der Lage am Stadtrand ist das Verkehrsaufkommen erstaunlich hoch: Fast jede Minute kommt ein Fahrzeug, nicht nur Autos, sondern auch Lkw, Busse und Radfahrer. Die meisten fahren betont langsam, sobald sie die Lotsen sehen.

Polizei bildet in Potsdam an zwei Schulen Lotsen aus

Die Kinder haben sichtlich Spaß an ihrer Aufgabe: „Achtung!“ Je zwei der Lotsen stehen in neongelben Warnwesten mit der Aufschrift „Verkehrshelfer“ am Übergang und stellen synchron einen Fuß auf die Fahrbahn, die Signalkellen gereckt, um die Jüngeren über die Straße gehen zu lassen. Das passiert hier häufiger, denn die Grundschule hat auf der anderen Straßenseite noch ein Gebäude.

Meyritz überwacht die Prüfung: „Es ist eine tolle Sache, wenn Kinder bereit sind, eine solch große Verantwortung wahrzunehmen.“ Die Polizei bildet in Potsdam nur an zwei Schulen Lotsen aus: An der Evangelischen Grundschule und an der Marienschule in Babelsberg; dort wurden in diesem Jahr 15 Schülerlotsen ausgebildet.

Wenn Kinder nicht lernen im Straßenverkehr zurecht zu kommen

Nicht an jeder Schule sei eine solche Ausbildung nötig, da die Infrastruktur mit Ampeln oder Zebrastreifen oft ausreichend sei, sagt Meyritz. Dennoch sei sie wertvoll für die Kinder: „So können sie schon früh an Probleme des Verkehrs herangeführt werden“, so Meyritz. Man müsse Kindern aber auch die Möglichkeit geben, zu lernen, sich im Straßenverkehr zu bewegen: „Manche Eltern wohnen nur 500 Meter von der Schule entfernt und fahren ihre Kinder trotzdem direkt dorthin“, sagt Meyritz. „Der Shuttleverkehr ist in den letzten Jahren immer mehr gestiegen.“ Das führe zudem regelmäßig zu Verkehrschaos kurz vor Schulbeginn. „Auch Eltern verhalten sich leider nicht immer verkehrsgerecht“, sagt Meyritz. Er appelliert an die Eltern, Kinder selbstständig zur Schule gehen zu lassen: „Ab der zweiten Klasse kann man damit schon anfangen.“

Für die Lotsen ist die Prüfung nun vorbei, jetzt geht es zur Urkundenübergabe in die Schule. Die theoretische Prüfung haben die Kinder schon nach den Sommerferien bestanden, davor mussten die Schülerinnen und Schüler lernen, wie man Abstände und Geschwindigkeiten schätzt, wie man sich an Verkehrsübergängen verhält und welche Verkehrsregeln für wen gelten.

„Alle haben bestanden!“, sagt Meyritz vor der Übergabe der Urkunden, ein erleichtertes Aufatmen geht durch das Klassenzimmer. „Ich helfe gerne Leuten über die Straße, da es hier relativ unsicher ist“, sagt die zehnjährige Polly Fandrych. „Es halten sich ja nicht immer alle an die Regeln.“ Nun werden Dienstpläne erstellt, sodass jeder Lotse ein- bis zweimal pro Woche Lotsendienst hat. Muss man dann auch früher aufstehen? „Nein, ich muss nur ein bisschen schneller Frühstück essen“, sagt der zehnjährige Oskar Velke.

+++

Lesen Sie weiter

Kommentar:  Sicherheit im Straßenverkehr ist Übungssache - das müssen auch Eltern verstehen, die ihre Kinder über kurze Strecken mit dem Auto in die Schule bringen. 

Zur Startseite