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Kennenlernen in Potsdam: Buntes Miteinander in Bornstedt

Am Donnerstag eröffnet ein Stadtteilladen in dem schnell gewachsenen Viertel Bornstedt. Der Mietvertrag ist für ein Jahr geschlossen.

Potsdam - Noch ist es weiß und kahl in Bornstedts neuem Stadtteilladen. Nur ein paar Stühle zählen zum Inventar, davor ein kleiner Bierzelttisch, die Wände frisch gestrichen, in der Ecke steht einsam ein Werkzeugkasten. „Ich bin erst vor kurzem in das Büro hier gezogen“, sagt Bornstedts Stadtteilkoordinator Christian Kube entschuldigend. Er hofft, dass sich die 64 Quadratmeter schon bald mit Leben füllen. Denn am Donnerstag, einen Tag vor dem weltweiten Nachbarschaftstag, eröffnet in den Räumen der Georg-Hermann-Allee 27 Bornstedts erster Stadtteilladen.

„Bornstedt ist schnell gewachsen, aber es fehlen Treffpunkte“, erklärt Kube. Derzeit leben 13 000 Menschen in dem viertgrößten Stadtteil Potsdams. „Und die Tendenz sieht so aus, dass der Stadtteil irgendwann auf Platz Zwei hinter Am Stern liegt“, sagt der 40-Jährige.

Mit Treffpunkten seien nicht nur Gaststätten oder Kneipen gemeint. „Es gibt keinen Nährboden für nachbarschaftliches Miteinander.“ Im Stadtteilladen soll genau dies entstehen. „Es soll eine niedrigschwellige Anlaufstelle für die Anwohner sein.“ So können neu Zugezogene im Stadtteilladen Informationen über das Viertel einholen. Ebenso kann der große Raum für Projekte genutzt werden: „Es gibt schon Anfragen für Näh-, Mal- und Sportkurse, für Französisch und für einen Spieleabend“, zählt Kube auf. Einmal wöchentlich soll es ein Nachbarschaftscafé mit Kaffee und Kuchen geben, ebenso wie ein Eltern-Kind-Frühstück und kulturelle Abendveranstaltungen mit Musik oder Lesungen. Jeden ersten Dienstag im Monat sind die Anwohner zum Stadtteiltreffen eingeladen.

Ankommen und kennenlernen

„Die Leute sollen den Laden inhaltlich füllen. Wir wollen nur die Basis liefern“, fasst Kube zusammen. In erster Linie richte sich das Angebot an Erwachsene. „Und über die Angebote hinaus kann man seine Nachbarn hier kennenlernen“, sagt der Stadtteilkoordinator.

Kube ist im Herbst vergangenen Jahres zur Stadtteilarbeit Bornstedt, einer Trägergemeinschaft der drei Vereine Stadtteilinitiative Bornstedt, Mitmachen und Stadtrandelfen, gestoßen – er ist Gründungsmitglied des Vereins Mitmachen, der potsdamweit tätig ist und sich für Bürgerbeteiligung in der Stadt stark macht. Die Organisation des Stadtteilladens ist dabei nicht die einzige Säule seiner Arbeit: Als Sozialarbeiter soll der Babelsberger auch mit Anwohnern ins Gespräch kommen und sich mit ihnen beraten, wie der Stadtteil lebendiger werden kann. Zwei Mal pro Woche wird er deshalb eine Sprechstunde in der Georg-Hermann-Allee 27 anbieten.

Dabei soll es auch um die Debatten vor Ort gehen. Aktuell ist das vor allem die um die geplante Verkleinerung des Volksparks: „Ich kann nur von der Anwohnerseite berichten“, sagt Kube. „Die meisten sind für den Erhalt des Volksparks.“ Dazu gibt es wie berichtet eine Onlinepetition für einen Erhalt des Parks in seiner derzeitigen Größe, die bis gestern bereits rund 3500 Unterstützer gefunden hat. Aber: Schon jetzt höre Kube oft von Beschwerden über Lärm im Bereich des Remiseparks. „Wenn dann noch zusätzliche Sozialwohnungen direkt am Volkspark gebaut werden, wird’s spannend.“

„Wir hoffen natürlich, dass es weitergeht“

Unterstützung bei der Werbung für den Stadtteilladen erhielt Kube von fünf Studenten der Fachhochschule, die für ein Projekt im Studiengang Kulturarbeit Flyer entwickelten und ein Programm für die Eröffnungsfeier gestalteten: Dabei wird die Band Moanú auftreten, es gibt einen Live-Maler und eine Lesung mit Nachbarschaftsgeschichten.

Die Räume und die Arbeit von Kube werden von der Stadt finanziert – aus Mitteln, die für Nachbarschafts- und Begegnungshäuser vorgesehen sind. Stadtteilinitiativen seien jedoch keine Pflichtaufgabe der Stadt. „Ein Stadtteilladen war bei den beteiligten Vereinen bereits seit gut drei Jahren im Gespräch“, sagt Kube. Umso erfreulicher sei es, dass die Eröffnung nun bevorstehe – noch dazu in idealer Lage. „Gerade auf der Georg-Hermann-Allee belebt es sich langsam, der Ort ist ideal“, sagt er. Ähnliche Angebote gebe es in Potsdam etwa mit dem Bürgerhaus am Schlaatz oder dem Stadtteilladen am Kirchsteigfeld.

Nur einen Wermutstropfen gibt es für die Betreiber: Der Mietvertrag, der mit dem Pro Potsdam-Tochterunternehmen Gewoba geschlossen wurde, ist zunächst auf ein Jahr befristet. „Wir hoffen natürlich, dass es weitergeht“, sagt Kube. „Sonst wäre eine Nachhaltigkeit ja nicht gegeben.“

Doch ihr Ziel, einen Treffpunkt für die Menschen in Bornstedt zu haben, haben die Mitstreiter der Trägergemeinschaft nun realisiert. Die Stühle müssen noch geliefert werden, die Kartons zur Seite geräumt. Später soll es auch einen einklappbaren Tresen, eine gemütliche Couch und eine Spielecke geben. Bis zu Eröffnung am Donnerstag hat Kube noch zu tun. Wie es danach im Stadtteilladen aussehen soll, ist für ihn klar: „Ich hoffe, bunt.“

Der Stadtteilladen Bornstedt in der Georg-Hermann-Allee 27 wird am Donnerstag ab 16 Uhr feierlich eröffnet

Anne-Kathrin Fischer

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