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Die Schwanenbrücke in Potsdam ist derzeit Baustelle.

© Ottmar Winter

Keine Rekonstruktion der Schwanenbrücke: Verein Berliner Vorstadt ist enttäuscht

Bekommt das traditionelle Schwanenbrückenfest nun einen neuen Namen? Eigentlich hatte der Verein Berliner Vorstadt bereits Spenden für die Brücke gesammelt - nun muss umorganisiert werden. 

Potsdam - Ende Juni könnte die Schwanenbrücke am Ende der Schwanenallee fertig sein. Das war die gute Nachricht. Die weniger gute, zumindest aus Sicht des Vereins Berliner Vorstadt: Sie wird so aufgebaut, wie sie nach 1945 an dieser Stelle stand. Eine Rekonstruktion der historischen Brücke, 1841 nach einem Entwurf von Albert Dietrich Schadow gebaut, werde es aller Voraussicht nach in Zukunft nicht geben, sagte die Schlösserstiftung gegenüber den PNN.

„Wir sind natürlich sehr enttäuscht“, sagt Vereinsvorsitzende Irmgard Obermayr. „Wir haben über Jahre hinweg Spenden für den Wiederaufbau gesammelt, aber die Brücke ist Stiftungseigentum und die Stiftung entscheidet. Das müssen wir akzeptieren.“ Es habe allerdings mit der Schlösserstiftung eine Vereinbarung zum Verwendungszweck für den Brückenbau gegeben. Vor einem halben Jahr sei der Verein dann informiert worden, dass es keine historische Brücke geben wird. „Das kam für alle sehr überraschend“, so Obermayr. 

40.000 Euro sind bereits gesammelt

Etwa 160 Mitglieder umfasst der Verein, der seit etwa zehn Jahren mit dem traditionellen Schwanenbrückenfest und anderen Spendenaktionen Geld sammelt. Etwa 40.000 Euro seien bisher zusammengekommen. Zusätzlich haben private Sponsoren die vier gusseisernen Schwäne, die die Brücke früher zierten, neu herstellen lassen.

Die ursprüngliche, solide Brücke aus Stein war im Frühjahr 1945 bis auf die beidseitigen Fundamente zerstört worden. Im Sommer 1945 errichteten die sowjetischen Besatzer in Vorbereitung der Konferenz in Cecilienhof darauf eine hölzerne Behelfsbrücke. „Darüber durfte allerdings nur Stalin von seinem Quartier in Babelsberg in den Neuen Garten anreisen, Churchill und Truman mussten außen rum fahren“,  sagt Stiftungssprecher Frank Kallensee. 

Zu wenig Belege von historischer Brücke

Von 1961 bis 1989 war die Brücke Teil der Grenzanlagen und des Postenwegs. In den 1990er Jahren wurde sie saniert. Im vergangenen Winter traten Schäden im Bodenbelag auf, die eine grundlegende Sanierung nötig machten. Die Stiftung entschied sich daraufhin, die Brücke komplett zu erneuern. Für eine Rekonstruktion der Schade-Brücke gebe es allerdings zu wenig Anhaltspunkte. Kallensee: „Es gibt nur ganz schwache Belege vom Zustand der historischen Brücke, das reicht für eine Rekonstruktion nicht aus.“

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Viele Bauteile haben Feuchtigkeitsschäden

Studenten der Potsdamer Fachhochschule hatten allerdings bereits vor Jahren zu der Brücke geforscht und ihre Ergebnisse als Buch „Die Schwanenbrücke im Neuen Garten zu Potsdam“ veröffentlicht. Darin waren auch Zeichnungen enthalten. Die Stiftung entschied sich jetzt dennoch für einen Aufbau, der die Anmutung der jüngeren Vergangenheit wiederspiegelt. „Wir wollen die Holzbohlenbrücke als Teil dieser zeitgeschichtlichen Epoche erhalten.“

Zudem seien bei vielen der geretteten noch vorhandenen Bauteile Feuchtigkeitsschäden, die aus der Zeit vor der Bergung stammen, festgestellt worden. Diese Teile seien nun nicht mehr zu verwenden. Noch gut erhalten seien indes die seitlichen Träger, die 1945 hier verbaut wurden. Sie werden weitergenutzt und sollen den neuen Bodenbelag tragen. Neu wird auch ein Geländer sein. Die Sowjets verzichteten damals darauf, heute sei es aus Sicherheitsgründen unverzichtbar.

Bekommt das Schwanenbrückenfest nun einen neuen Namen?

Die vorhandenen historischen Pfeiler und Bogensteine der alten Brücke sollen weiterhin im Depot der Stiftung verbleiben, auch wenn ein Wiederaufbau nach Sicht der Stiftung derzeit außer Frage steht. Was mit den neu gegossenen Schwänen passiert, weiß man im Verein noch nicht. Auch die künftige Verwendung der Spendengelder ist noch offen. „Dazu gibt es Ideen, zum Beispiel für die Gestaltung des Zugangsbereich oder der Toranlage, aber das muss mit den Vereinsmitgliedern besprochen werden, sagt Obermayr. Das Schwanenbrückenfest soll es aber weiterhin geben. „Vielleicht bekommt es einen neuen Namen.“ 

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