zum Hauptinhalt
Bundesfinanzminister Olaf Scholz (rechts) besuchte die Potsdamer Kühlanlagenfirma pakt GmbH.

© Andreas Klaer

Keine bezahlbaren Grundstücke: pakt GmbH verlässt Potsdam nach 30 Jahren

Kanzlerkandidat Olaf Scholz hat das Kältetechnikunternehmen vor dem Umzug ins Umland im Kirchsteigfeld besucht. Neben den Gründen für den Wegzug kam auch das Hauptproblem der Firma zur Sprache.

Potsdam - Die Potsdamer Anlagenbau und Kältetechnik GmbH (pakt) verlässt die Landeshauptstadt: Bis 2022 wird der 50 Mitarbeiter starke Betrieb seinen kompletten Firmensitz vom Kirchsteigfeld in das nähere Umland von Potsdam verlagern. Dies verkündete pakt-Geschäftsführer Sebastian Querner am Donnerstag im Rahmen eines Pressetermins mit Bundesfinanzminister und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz, der derzeit verschiedene Institutionen und Unternehmen in seinem Wahlkreis Potsdam besucht. 

Hintergrund des Umzugs, der 2,5 Millionen Euro kosten wird, sind die Pläne der Landeshauptstadt, auf der lange Zeit ungenutzten Brachfläche zwischen Ricarda-Huch-Straße und der Autobahntrasse am Kirchsteigfeld rund 145.000 Quadratmeter Fläche für Gewerbe und 55.000 Quadratmeter für Wohnungen zu entwickeln. 

[Was ist los in Potsdam und Brandenburg? Die Potsdamer Neuesten Nachrichten informieren Sie direkt aus der Landeshauptstadt. Mit dem neuen Newsletter Potsdam HEUTE sind Sie besonders nah dran. Hier geht's zur kostenlosen Bestellung.]

pakt erwirtschaftet rund zwölf Millionen Euro pro Jahr

Man sei aber nicht verdrängt worden, sondern habe sich fair und gütlich mit der Stadt geeinigt, so Querner. pakt wäre auch gerne in Potsdam geblieben, sagte der zweite Geschäftsführer Mathias Gaffke: „Aber es waren keine bezahlbaren Grundstücke zu finden.“ Ein Thema, das auch Olaf Scholz bewegte: „Die Aufwärtsspekulation bei Gewerbemieten sind definitiv ein Problem.“ 

Davon abgesehen konnte sich der Finanzminister bei seiner Besichtigung des Unternehmens davon überzeugen, dass es pakt trotz der Pandemie relativ gut geht: Der 1990 gegründete Betrieb erwirtschaftet mit der Herstellung von Kühl- und Lagerhäusern rund zwölf Millionen Euro im Jahr, Kurzarbeitergeld musste bislang nicht in Anspruch genommen werden. 

Auch mexikanische Brauereien gehören zu den Kunden

„Nur einige Zulieferer von Gaststätten hatten Probleme, aber wir sind breit aufgestellt“, sagte Gaffke. „Und Lebensmittel werden natürlich weiter konsumiert und müssen gekühlt werden.“ Dazu gehört auch Bier, auf dessen Kühlung sich pakt spezialisiert hat: Unter anderem hat das Unternehmen fünf große Brauereien mit Mexiko mit Kältetechnik bestückt. 

Scholz zeigte sich vor allem an den technischen Innovationen von pakt interessiert und ermunterte die Geschäftsführer, die steuerliche Forschungsförderung zu nutzen. Kühlungstechnik sei ein wichtiger Baustein für die zukünftige Speicherung von Wasserstoff in Ammoniak, so Scholz: „Und wir wollen die Wasserstoffwirtschaft ja ausbauen.“  

Gaffke bestätigte, dass man sich ständig weiterentwickle, um mithalten zu können, etwa bei der Automatisierung oder beim Thema Künstliche Intelligenz, wo das Unternehmen demnächst an einem Forschungsprojekt teilnehme.

Zu wenig Nachwuchs 

Doch auch pakt hatte Fragen an den Kanzlerkandidaten: „Unser Hauptproblem ist die Nachwuchsgewinnung“, sagte Sebastian Querner. „Ich sehe in der Bildungspolitik eine gewisse Überakademisierung und würde mir eine Aufwertung des Facharbeiters wünschen.“ Dies sei ein zentrales Thema für ihn, sagte Scholz: „Die Leistungen von Akademikern und Facharbeitern werden zu unterschiedlich bewertet. Das hat etwas mit Löhnen zu tun, aber auch damit, wie wir darüber reden.“ Vor allem müsste die Arbeitsagentur stärker auf Studienabbrecher zugehen und diesen Angebote für die Ausbildung machen. 

Querner wollte auch wissen, was Scholz zur Sicherung der Rente vorhabe: „Mir fehlt da in der Politik derzeit die Phantasie, wie man mit diesem Elefanten im Raum umgehen soll“, so Querner. Der Finanzminister reagierte ausweichend, viele Sorgen um die Rente seien unbegründet: „Wir stehen besser da, als wir manchmal denken“, sagte Scholz. Noch 1998 dachte man, die Rentenbeiträge würden bis 2020 ansteigen: „Und heute sind sie niedriger als damals.“ Entscheidend sei laut Scholz vor allem, dass das Rentenniveau stabil bleibe. Allerdings müsse man sich für die private Altersvorsorge angesichts der gesunkenen Zinsen etwas Neues einfallen lassen, räumte der Vizekanzler ein.

Zur Startseite