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Kein Sexismus in Potsdam: Konzept gegen sexistische Werbung

Keine sexistische Werbung in Potsdam: Die Stadt will ein Konzept gegen diskriminierende Plakate entwickeln und eine Kontaktstelle für Beschwerden einrichten. Deshalb kam es zum Schlagabtausch mit dem AfD-Fraktionschef Dennis Hohloch.

Potsdam - Das Rathaus wird ein Konzept erarbeiten, „um sexistische und diskriminierende Werbung“ auf öffentlichen Flächen der Stadt „zu vermeiden“. Ferner soll kurzfristig eine Kontaktstelle eingerichtet werden, die Beschwerden über sexistische Werbung entgegennimmt. Das hat die Stadtverordnetenversammlung auf Initiative ihrer weiblichen Mitglieder am Mittwochabend mit großer Mehrheit beschlossen – gegen die zwei Stimmen der rechtspopulistischen AfD-Fraktion. Zudem gab es eine Enthaltung aus der CDU. 

Der AfD-Fraktionschef und Oberbürgermeisterkandidat Dennis Hohloch kritisierte die Initiative. Der Antrag habe natürlich etwas „mit Lustfeindlichkeit, Prüderie oder Humorlosigkeit zu tun“, denn genau das würden die Folgen für die Werbevielfalt in Potsdam sein. Und: Werbung sei nur erfolgreich, wenn sie viele Personen anspreche. Provoziert werde mit solchen Vorstößen eine „Melde- und Anschwärzermentalität, wie man sie hier in der ehemaligen DDR 40 Jahre lang ertragen musste“. Der Staat dürfe nicht als Sittenwächter auftreten, so Hohloch. 

Klischeehafte Rollenzuschreibungen überwinden

Die Antragsteller hatten hingegen erklärt, es gehe ihnen darum, klischeehafte Rollenzuschreibungen zu überwinden und öffentliche Herabwürdigungen nicht zu tolerieren. Dabei solle man sich an den Grundsätzen des Deutschen Werberates orientieren – etwa das Frauen nicht auf ihre Sexualität reduziert werden sollen. Ebenso hätten andere Städte wie Bremen, Leipzig und Berlin solche Initiativen gegen Sexismus gestartet. Selbst städtische Unternehmen wie die kommunale Bäderlandschaft würden mit sexistisch wirkender Werbung auf sich aufmerksam machen, sagte Annina Beck von der Fraktion Die Andere.

Oberbürgermeisterkandidatin Janny Armbruster von den Grünen warf Hohloch wiederum vor, die Freikörperkultur in der ehemaligen DDR mit Sexismus zu verwechseln. Dieser hatte es als „Scherz der Geschichte“ bezeichnet, dass auch Die Linke den Vorstoß unterstütze. Demnach sei der nackte Mensch „ein essentieller Bestandteil des sozialistischen Menschenverständnisses“ gewesen – einzig die „Politbonzen des SED-Regimes“ hätten sich dagegen verwahrt – und nun eben wieder ihre Nachfolger, wie er deutlich machte.

Sexistisches Frauenbild in den Medien wirkt sich auf die Jugend aus

Dagegen verwahrte sich am Donnerstag die Linken-Oberbürgermeisterkandidatin Martina Trauth, auch Gleichstellungsbeauftragte im Rathaus, gegenüber den PNN: „Herr Hohloch zeigt, dass er keine Ahnung hat.“ Sexismus sei eine Form der Diskriminierung, die endlich abgeschafft werden müsse. „Und wo lasst sich besser anfangen als auf städtischen Flächen?“ Ein sexistisches Frauenbild in den Medien mache es gerade auch Mädchen schwer, ein gesundes Selbstbewusstsein aufzubauen. 

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