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Transparente Weltkugel. Ist zwar Kunst, muss aber trotzdem weg.

© Archiv

Landeshauptstadt: Kein Platz für die Kugel

Die „Transparente Weltkugel“ soll trotz Beschlusses des Stadtparlaments nicht in der Innenstadt stehen

Innenstadt - „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt darauf an, sie zu verändern.“ Das Marx-Zitat prangt auf der „Transparenten Weltkugel“, die lange Jahre neben der Bibliothek in der Friedrich-Ebert-Straße beheimatet war. Verändern soll sich nun der Standort der Skulptur – zumindest wenn es nach dem Willen des Beirats für Kunst im öffentlichen Raum geht. Das geht aus einer Mitteilungsvorlage der Verwaltung hervor, die am morgigen Donnerstag dem Kulturausschuss präsentiert werden soll.

Im Jahr 2010 war die Weltkugel neben der Bibliothek abgebaut worden, um Platz für den Wiederaufbau der Potsdamer Mitte nach historischem Vorbild zu schaffen. Derzeit wird sie auf dem Bauhof verwahrt. Künftig soll die Stahlskulptur von Günter Junge im Innenhof des Oberstufenzentrums (OSZ) in der Jägerallee an einem Ort aufgestellt werden, der weder innerstädtisch noch so richtig öffentlich ist. Dabei sollte nach dem Willen der Stadtverordneten genau ein solcher Platz für das Kunstwerk gefunden werden. Beschlossen hat das Stadtparlament das im Januar auf Antrag der Linken und der Grünen. Gebracht hat es offenbar nichts.

Der Beirat habe sich mit der Standortfrage bereits im Jahr 2013 beschäftigt, heißt es nun in der Begründung der Verwaltungsmitteilung. „Unter Berücksichtigung eines geeigneten Kontextes, der Größe des Objektes und eines angemessenen großen Umfelds sowie der aktuellen städtebaulichen Planungen konnte im innerstädtischen Raum kein geeigneter Standort gefunden werden“, so das damalige Urteil des Beirats. Nach dem Beschluss der Stadtverordneten habe man sich erneut verständigt – allerdings hätten sich keine neuen Sachverhalte ergeben. Welche Alternativen geprüft worden und warum sie nicht infrage kommen, geht aus der Mitteilung nicht hervor. Eine PNN-Anfrage zu den Plänen für die Wiederaufstellung der Skulptur konnte die Stadtverwaltung am Dienstag nicht beantworten.

Offenbar hatten sich Verwaltung und Beirat schon auf den neuen Standort im Innenhof des OSZ festgelegt. Bereits vor Wochen veröffentlichte die Verwaltung eine aufwendig produzierte Broschüre über Kunst im öffentlichen Raum. Darin wird als Standort bereits der Schulhof genannt. Die Aufstellung der Schriftplastik sei bereits für das Jahr 2014 vorgesehen gewesen, sei aber wegen Umschichtung der finanziellen Mittel auf 2015 verschoben worden, heißt es in der Mitteilung der Verwaltung weiter. Ohnehin liege für die Aufstellung am Standort Jägerallee eine rechtskräftige Baugenehmigung vor.

Viele Potsdamer würden die Weltkugel vermissen, meint Karin Schröter (Linke). Sie leitet auch den Kulturausschuss. Mit dem Standort in Oberstufenzentrum ist sie unzufrieden. In der Jägervorstadt sei die Skulptur völlig aus ihrem Zusammenhang gerissen. Der Vorschlag des Beirats sei bekannt gewesen. Dabei handele es sich um eine Empfehlung. „Mit ihrem Beschluss hatten die Stadtverordneten ja einen Auftrag für alternative Standortvorschläge gegeben“, sagt sie. „Nun sind wir wieder dort, wo wir hergekommen sind.“ Es sei schlichtweg unverständlich, dass es in der gesamten Potsdamer Innenstadt keinen geeigneten Standort für die Skulptur geben soll. Zumal sich durch die Transparenz interessante Blickbeziehungen zum Umfeld ergeben würden, so Schröter. Die Linke will nun nachhaken.

Neben Marx wird auf der Weltkugel auch ein anderer großer Denker zitiert: „Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis.“ Der Schlusssatz aus Goethes Faust II. Marco Zschieck

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