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Kein Geld mehr für Garnisonkirche: 6,3 Millionen Euro zu verschenken

Max Klaar löst die Rücklagen der Stiftung Preußisches Kulturerbe auf: Die Spenden für Garnisonkirche sollen nun in andere Preußenbauten fließen. Im Februar wird entschieden, wohin.

Es geht um 6,3 Millionen Euro Spenden, die eigentlich für die Garnisonkirche gedacht waren: Doch die von der Stiftung Preußisches Kulturerbe (SPKE) gesammelte Riesensumme wird nun voraussichtlich für andere Potsdamer Kirchen und preußische Baudenkmäler ausgegeben. Profitieren könnten etwa die geplanten Attikafiguren auf dem Landtagsschloss oder der Figurenschmuck des Neptunbrunnens am Lustgarten. Die Entscheidung, welche Projekte mit welcher Summe gefördert werden, fällt im Februar. Dann sei eine Sitzung des Stiftungsrats geplant, bestätigte SPKE-Chef Max Klaar am Mittwoch auf PNN-Anfrage. Dort werde entschieden, ob und welche Institutionen in Potsdam gefördert werden: „Dem greife ich nicht vor.“ Klaar ist Vorsitzender des Stiftungsrates.

Der konservative frühere Oberstleutnant, der seit 1984 mit der „Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel“ in Nordrhein-Westfalen Spenden für das Wiederaufbauprojekt sammelte, hatte sich schon vor Jahren mit der Stiftung zum Wiederaufbau der Garnisonkirche überworfen. Klaar stört sich an dem Nutzungskonzept für Friedens- und Versöhnungsarbeit und kritisiert dies als „zeitgeistigen, polit-historischen Missbrauch der Garnisonkirche zur Volkspädagogik“. Der Ex-Bundeswehrmann wollte die Kirche stattdessen als „Denkmal und Symbol des christlichen Preußens“ erbaut sehen – und sperrte die gesammelten Gelder. Diese 6,3 Millionen Euro schwere Rücklage soll nun aufgelöst und ausgeschüttet werden, bestätigte Klaar den PNN.

Spender wollen auch andere Projekte fördern

Wie berichtet hatte sich die SPKE im vergangenen Februar offiziell aus dem Projekt Garnisonkirche zurückgezogen. Klaar sagte, davon sei die Stiftungsaufsicht unterrichtet worden. Das ebenso informierte Finanzamt habe die in Bonn gemeldete Stiftung im September aufgefordert, die Rücklage bis Ende 2015 aufzulösen und für Stiftungszwecke auszuschütten. Gegründet wurde die Stiftung laut Satzung zur „Wiedererrichtung oder Restaurierung und Erhaltung von Kirchengebäuden der römisch-katholischen und der evangelisch-lutherischen Kirche und Denkmälern“.

Rechtlich gibt es an dem Vorgehen von Seiten der zuständigen Stiftungsaufsicht bei der Bezirksregierung Arnsberg keine Bedenken, sagte der zuständige Mitarbeiter Winfried Jaeger auf PNN-Anfrage. Sollte ein Spender, der explizit nur für die Garnisonkirche Geld gegeben hat, nicht mit der Auszahlung an andere Projekte einverstanden sein, könne er die Summe auf zivilrechtlichem Wege zurückfordern. „Dafür gibt es Regelungen“, so Jaeger. Klaar sagte, die Spender seien bereits im Oktober über die geplante Ausschüttung informiert worden: „Bisher gab es nur Zustimmung.“ Schon 2005 hätten 93 Prozent der befragten Spender sich dafür entschieden, das Geld umzuleiten, sollte die Garnisonkirche ein Versöhnungszentrum werden.

Weitere Spender werden dringend gesucht

Schon in der Vergangenheit hatte die Stiftung für eine neue Orgel in der Nikolaikirche 500.000 Euro überwiesen, dieselbe Summe ging an das Neptunbassin am Lustgarten. Im vergangenen April hatte SPKE-Vize Christian Borup gegenüber den PNN die weitere Unterstützung von Nikolaikirche, Neptunbassin sowie Geld für die Attikafiguren auf dem Landtagsschloss in Aussicht gestellt – Klaar sagte nun, Borups Aussagen seien nicht autorisiert gewesen: „Pressearbeit geht ausschließlich vom Vorsitzenden des Stiftungsrates aus.“ Für die Attikafiguren setzt sich etwa der Stadtschlossverein ein, damit getreu dem historischen Vorbild wieder Skulpturen auf der Attika des Landtagsschlosses zu sehen sind.

Auch Förderer weiterer Preußenbauten suchen händeringend nach Großspendern, zum Beispiel der Förderverein zur stockenden Wiederherstellung des Stadtkanals. Auch gelten einige Kirchen in Potsdam als besonders sanierungsbedürftig: So war erst vor einem Monat eine bundesweite Spendenaktion „Rettet die Friedenskirche“ gestartet worden, die von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) koordiniert wird. Das Gotteshaus im Park Sanssouci muss dringend saniert werden, unter anderem weil der Glockenturm nicht mehr standfest ist. Laut DSD sind insgesamt mehr als sechs Millionen Euro für die Rettung der Friedenskirche nötig – just also die Summe, die nun von der SPKE ausgeschüttet werden soll.

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