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Mehr nicht. Wegen Platzmangels wird niemand mehr bei den Potsdamer Kickers aufgenommen.

© Andreas Klaer

Kehrtwende möglich: Sportplatz am Lerchensteig soll doch kommen

Trotz Kostenexplosion: Eine Mehrheit in der Stadtpolitik will den Bau der Sportanlage am Lerchensteig in Nedlitz nicht abbrechen.

Potsdam - Der Streit um den deutlich teureren Sportplatzbau am Lerchensteig gehört möglicherweise bald der Vergangenheit an. Das zeigte sich bei einem aktuellen Pressetermin der Potsdamer Kickers, die den Platz einmal nutzen sollen. Zu dem Termin waren auch Vertreter der Fraktionen von CDU/ANW, SPD und Linke gekommen. Dabei zeichnete sich ein mehrheitlicher Konsens der Stadtverordneten ab: Das Projekt soll trotz der Kostensteigerung weiter gefördert werden.

Erst vergangene Woche war der Bau des Sportplatzes vom Kommunalen Immobilienservice (Kis) infrage gestellt worden – weil sich die Kosten fast verdoppelt haben. Über diese Nachricht war der Vereinschef der Potsdamer Kickers, Wolfgang Schaffernicht, frustriert. Deshalb hatte er jetzt zu dem Vor-Ort-Termin am derzeit vom Verein genutzten Sportgelände an der Kirschallee eingeladen, um seine Sicht der Dinge und vor allem die des Vereins zu äußern. „Es war sehr ärgerlich, diese Nachricht aus der Zeitung erfahren zu müssen“, so Schaffernicht.

Fast doppelt so teuer wie geplant

Der Grund für die Schwierigkeiten sind die steigenden Baukosten. Ursprünglich waren etwa zwei Millionen Euro für das Projekt angesetzt. Die neu berechneten Kosten würden sich auf mehr als 3,7 Millionen Euro belaufen, hatte der Kis vorgerechnet. Die Stadtverordneten müssen daher in einem nächsten Schritt entscheiden, ob sie die nötigen Extramittel genehmigen oder den Bau des Sportplatzes stoppen. Letzteres will Schaffernicht allerdings nicht hinnehmen. „Nach den langen Diskussionen um den Standort, den Verzögerungen und den Anliegerprotesten habe ich mit vielem gerechnet. Aber dass wir trotz einer Förderzusage vom Land noch einmal über einen Abbruch sprechen, wäre mir im Traum nicht eingefallen“, so der Vereinschef. Die erwähnten Fördermittel von 770.000 Euro würden bei einem Projektstopp auch verfallen.

Schaffernicht wies ferner auf die Probleme hin, mit der der Verein aufgrund der Sportplatzsituation in der Kirschallee seit Jahren kämpft. Aufgrund eines fehlenden Funktionsgebäudes sei es beispielsweise nicht möglich, weitere Kinder in den Club aufzunehmen. Ein Missstand, wie der SPD-Stadtverordnete Daniel Keller findet: „Es tut uns leid zu hören, dass ein wachsender Verein nicht in der Lage ist, weitere Mitglieder aufzunehmen. Wir wollen gemeinsam mit ihm dafür kämpfen, dieses Problem zu lösen.“

"Dem Verein eine Perspektive geben"

Die Potsdamer Kickers müssen bereits seit 1999 ohne eigenes Funktionsgebäude auskommen. Auch die Umkleidekabinen müssen geteilt werden, was viel Koordination mit den anderen Mannschaften, die den Sportplatz ebenfalls nutzen, erfordere, so Schaffernicht. Darüber hinaus sei es für eine Mannschaft wichtig einen Ort zu haben, an dem man sich nach den Trainingseinheiten oder nach Wettkämpfen treffen könne. „Jeder, der schonmal in einem Verein gespielt hat, weiß, dass man auch gelegentlich privat zusammenkommen will. Das stärkt den Zusammenhalt der Mannschaft“, sagte Schaffernicht. Der Verein habe bereits etliche Mitglieder verloren, etwa wegen der zu kleinen Umkleidekabinen. Daraufhin gab sich Stefan Wollenberg (Linke) zuversichtlich, die Umsetzung des Projekts in Angriff zu nehmen – auch mit Mehrkosten. Die Stadtverordneten zeigten sich Schaffernicht gegenüber verständnisvoll. „Wir sollten das hinbekommen, um dem Verein eine Perspektive zu geben“, sagte Clemens Viehrig (CDU/ANW).

Dass der Sportplatz am Lerchensteig nicht mehr wie ursprünglich geplant dieses Jahr zu Ende gestellt werden könne, sei ihm durchaus bewusst, so der Clubchef. Verzögerungen und gewisse Abstriche könne er aber hinnehmen – denn ihm sei in erster Linie die Fortführung des Bauprojekts wichtig.

Sabrina Lösch

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