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Katholische Kirche St. Peter und Paul: Potsdamer Kirche schließt für drei Monate

Die Peter-und-Paul-Kirche bekommt eine Heizung – dank einer Erbschaft. Warum diese erst jetzt eingebaut wird, hat seine Gründe.

Innentemperaturen knapp über dem Gefrierpunkt waren in der katholischen Kirche St. Peter und Paul im Winter nicht ungewöhnlich. Daran konnten auch die beheizbaren Sitzkissen auf den Kirchenbänken nicht viel ändern. Kälte und hohe Luftfeuchtigkeit sind nicht nur für frierende Gottesdienstbesucher unangenehm – unter dem Raumklima leiden auch die Kunstwerke und die Orgel in dem Backsteinbau. „Für Konzerte war die Kirche ab Januar bis Mai nicht brauchbar“, berichtet Propst Klaus-Günter Müller. Im kommenden Winter soll das erstmals anders sein. Denn in der Peter-und-Paul-Kirche wird in den nächsten Wochen eine Warmluftheizung eingebaut. Ab dem 7. Januar ist das Gotteshaus am Bassinplatz deswegen geschlossen. Erst am 27. März soll es wieder öffentlich zugänglich sein.

Rund 450 000 Euro kostet die Maßanfertigung, die die Gemeinde beim auf Kirchenheizungen spezialisierten Unternehmen Mahr Söhne in Auftrag gegeben hat, sagt der Propst. Die Hälfte der Summe übernimmt das Erzbistum Berlin, die andere Hälfte die Gemeinde. „Das ist uns nur durch eine Erbschaft möglich – sonst wäre davon nicht zu träumen“, sagt Klaus-Günter Müller. Renate Schäfer, die Tochter des früheren Potsdamer Reichsarchivars Karl Heinrich Schäfer – er war 1934 von den Nazis in den Ruhestand versetzt, später mit seiner Frau verhaftet worden und starb 1945 im Konzentrationslager Sachsenhausen –, hatte die Kirchengemeinde in ihrem Testament bedacht, erzählt er weiter. Renate Schäfer hatte sich zeitlebens um das Andenken ihres Vaters gekümmert – in der Peter-und-Paul-Kirche erinnert auch eine Christus-Figur an den NS-Widerständler.

Nur noch die Heizung fehlt

Dank der Schäfer-Erbschaft kann die Sanierung der Kirche nach rund 16 Jahren abgeschlossen werden. Die Heizung ist der letzte fehlende Baustein. „Wir sind dann fertig“, freut sich Propst Müller. Der Einbau der neuen Anlage ist schon seit dem Herbst vorbereitet worden. Dafür sei zunächst ein Anschluss zum Fernwärmenetz gelegt worden. In den kommenden Wochen sollen unter dem Kirchenfußboden zehn Heizungsmodule installiert werden – dafür wird der Fußboden geöffnet und neben den Heizmodulen auch Gitter eingebaut. Die Arbeiten seien mit dem Denkmalschutz der Stadt abgesprochen, sagt Propst Klaus-Günter Müller.

Statik und Kirchenwände sind von den Bauarbeiten nicht betroffen – wegen einer baulichen Besonderheit des zwischen 1867 und 1870 entstandenen Gotteshauses, wie der Propst erklärt: Anders als die Häuser des benachbarten Holländischen Viertels ist die Kirche nicht auf Eichenpfählen gegründet, sondern auf 92 bis zu 17 Meter in die Tiefe reichenden Brunnen. Die Grundmauern ruhen auf Gewölbebögen, die auf diese Brunnen gemauert wurden. „Eine Technik aus dem Festungsbau“, erklärt Propst Müller. Die Gründung ist nicht nur von eventuellen Grundwasserschwankungen unabhängig, sie zahlt sich jetzt für die Heizungsbauer aus: Sie kommen mit den Rohren durch die Gewölbe direkt zum Kirchenfußboden – ohne die Wände öffnen zu müssen.

Dass man den Einbau ausgerechnet im Winter vornimmt, hat verschiedene Gründe. Für die Gemeinde sei es eine vergleichsweise ruhige Zeit, es stünden beispielsweise kaum Trauungen an, viele Gemeindemitglieder suchten sich in den Wintermonaten ohnehin andere Gottesdienst-Orte – „wegen der Kälte“, erklärt Propst Müller. „Es ist auch die Zeit, in der am wenigsten Touristen in der Kirche sind“, sagt er. Mehr als 230 000 Gäste pro Jahr zählt die Gemeinde außerhalb der Gottesdienste.

Keine Wohnzimmertemperatur in der Kirche

Mit der Entwicklung der Gemeinde ist der Propst zufrieden. Allein im vergangenen Jahr seien 292 neue Gemeindemitglieder dazugekommen, 6626 Mitglieder zählte die Gemeinde zum Jahresende, zu deren Pfarrgebiet neben Potsdam auch Töplitz, „Maria Meeresstern“ in Werder (Havel) und die Orte Bergholz-Rehbrücke und Caputh gehören. Das sei ungefähr doppelt so viel wie zur Wende, sagt Propst Müller. 1945 hatte die Gemeinde rund 5000 Mitglieder gezählt. Bis Ende März wird die Gemeinde nun in Babelsberg in der St. Antonius-Gemeinde in der Plantagenstraße Gast sein. Die Gottesdienste finden dort Samstag 18 Uhr und Sonntag 9 und 11 Uhr statt.

Pünktlich vor Palmsonntag, dem Sonntag vor Ostern, soll das Gotteshaus am Bassinplatz fertig sein. Eine Grundtemperatur von sechs Grad auch in kalten Monaten soll die neue Heizung automatisch halten. Für Gottesdienste soll das Haus langsam auf zwölf Grad, für besondere Veranstaltungen auch auf 18 Grad angehoben werden. „Wir werden keine Wohnzimmertemperaturen haben“, sagt Müller. Aber nicht nur die Heizung wird neu sein – auch das großformatige Gemälde einer biblischen Landschaft von Louis Douzette können Kirchenbesucher dann wieder bewundern. Es wird derzeit restauriert. Propst Müller freut sich vor allem auf die Konzerte, die dann ganzjährig möglich sind. „Das ist auch ein Beitrag zum Kulturleben der Stadt“, sagt er.

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