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Nachhaltig. Pfarrer Arnd Franke will als künftiger Propst den Zusammenhalt aller Christen in Potsdam stärken. Für ihn ist die Kirche Wegbereiter einer neuen Gesellschaft. Foto: Martin Müller

© Martin Müller

Katholiken in Potsdam: Potsdams neuer Propst: Die Schöpfung verantwortungsvoll verwalten

Wer ist der Neue? Pfarrer Arnd Franke wird am Sonntag als neuer Propst in Potsdam und Brandenburg eingeführt. Wie er seine Gemeinde voranbringen will:

Von Valerie Barsig

Zwei Monate lang ist er erst einmal mit offenen Augen durch Potsdam gelaufen: Pfarrer Arnd Franke wollte die Stadt ganz in Ruhe kennenlernen. In dieser Woche folgt er nun als Propst auf Klaus-Günter Müller, der nach 19 Jahren im Amt am 30. Juni in den Ruhestand verabschiedet wurde. Am Sonntag um 15 Uhr wird Arnd Franke in der St. Peter und Paul-Kirche offiziell vom Berliner Erzbischof Heiner Koch in sein neues Amt eingeführt. Wer aber ist der Neue, der künftig den Berliner Erzbischof vertreten soll und Ansprechpartner ist für Potsdam, Brandenburg und Vorpommern?

USA prägend für seinen Beruf

Franke wurde 1973 in Stralsund geboren. Als die Mauer fiel, war er 16 Jahre alt. Nach dem Abitur studierte er in Magdeburg und Erfurt. Später ging er für sein sogenanntes Freijahr in die USA. „Für mich als Ossi, großgeworden in der Begrenztheit der DDR, war das eine Horizonterweiterung“, sagte Franke am gestrigen Montag bei seiner offiziellen Vorstellung im Pfarrsaal von St. Peter und Paul. In den USA begegnete ihm auch das Konzept des „Stewardship“, das ihn in seiner Doktorarbeit ab dem Jahr 2012 an der Ruhr-Uni in Bochum beschäftigte: „Wir sind nicht der Eigentümer der Schöpfung, sondern sie ist uns anvertraut“, erklärte Franke.

In Potsdam trifft Nachhaltigkeit auf Glaube

Die ersten Stewardship-Gemeinden entstanden in den 1960er Jahren in den USA, fünf Gemeinden in fünf Regionen des Landes untersuchte Franke für seine Arbeit. „Für mich ist das auch die Brücke zu Potsdam“, sagt der künftige Propst. Denn am Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK) stehe Stewardship für Nachhaltigkeit, die in der heutigen Gesellschaft nicht nur in Sachen Ökologie eine große Rolle spiele – „die Themen liegen in Potsdam sozusagen auf der Straße“, sagte Franke. Ein Steward, das sei für ihn ein guter Verwalter. Da mitarbeiten, wo man die Gesellschaft stärkt, das wolle er in Zukunft. In gewisser Weise wolle er damit eine Pastoralökologie entwickeln, die Werte stärke und sich kritisch mit dem Kapitalismus auseinandersetze.

Von Wilmersdorf nach Rügen

Im Jahr 2000 wurde Franke zum Priester geweiht, arbeitete danach als Kaplan in der Kirche St. Ludwig in Berlin-Wilmersdorf. Von 2003 bis 2006 war er Diözesanjugendseelsorger im Erzbistum Berlin, danach arbeitete er als Pfarrer auf der Insel Rügen, war bei der Weihe der von 2009 bis 2011 erweiterten Kirche Stella Maris dabei. Mit wachsenden Gemeinden kennt er sich also aus.

Und das ist auch gut, denn die katholische Gemeinde in Potsdam wächst stetig – unter anderem durch den Zuzug. Heute hat die katholische Kommune in Potsdam 8700 Mitglieder, vor zehn Jahren waren es noch 7030. Deshalb soll es, wenn es nach Franke geht, auch noch mehr Messen, Andachten und Orgelkonzerte in der Kirche geben. „Ziel wäre, dass täglich abends etwas in der Kirche stattfindet“, sagte Franke – sofern das personell zu stemmen sei. Auch Anfragen für einen Gottesdienst auf englisch habe er bereits erhalten. Bei seiner Arbeit ist Franke auf die Hilfe der vielen Ehrenamtlichen angewiesen, die sich in seiner Gemeinde engagieren. Rund 200 seien es mindestens, die einen Beitrag leisteten.

Neue Gottesdienstordnung ab Samstag

Ab Samstag gilt erst einmal eine geänderte Gottesdienstordnung: montags finden Gottesdienste um 10.30 Uhr in St. Franziskus Bornstedt statt, dienstags, donnerstags, freitags und samstags um 18 Uhr in St. Peter und Paul, mittwochs bereits um 9 Uhr.

Auch die Ökumene will Franke – ganz in der Tradition von Propst Müller – weiter fördern. Der Stewardship-Gedanke habe auch protestantische Wurzeln, insofern habe er eine Brückenfunktion. Christen müssten gemeinsam an einem Strang ziehen. „Kirche muss Teil einer neuen Gesellschaft sein“, sagte Franke gestern. „Sie muss den Zusammenhalt und gemeinsame Werte schärfen.“ Das könne auch durch Projekte wie das Versöhnungszentrum in der sich im Wiederaufbau befindenden Garnisonskirche geschehen, sagte er. Erst einmal wolle Franke aber nur kleine Schritte gehen. „Sie sollen langfristig eine große Wirkung entwickeln.“

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