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Landeshauptstadt: „Karli sanieren statt Schloss kopieren“

Rund 300 Babelsberger Fußballfans demonstrierten für den Erhalt des Karl-Liebknecht-Stadions

Babelsberg – „Pro Karli – jetzt oder nie!“ schallte es am Samstagmittag durch die Babelsberger Karl-Liebknecht-Straße. Auf einer Route vom Lutherplatz bis zum Karl-Liebknecht-Stadion demonstrierten rund 300 meist jugendliche Fußballanhänger kurz vor dem Freundschaftsspiel des Fußball-Oberligisten SV Babelsberg 03 gegen den Regionalligisten FC St. Pauli für den Erhalt der Spielstätte des SVB 03. „Wir woll“n, dass das Karli-Stadion bleibt“ und „Karli sanieren statt Schloss kopieren“ skandierten sie.

Oberbürgermeister Jann Jakobs hatte sich zwar Mitte Januar eindeutig für den Ausbau des Liebknecht-Stadions statt eines Stadionneubaus ausgesprochen, Babelsbergs Anhängerschaft bleibt aber skeptisch. „Wir trauen dem Frieden nicht“, erklärte Marco Sieg von der „Initiative pro Karli“, die zur Demo aufgerufen hatte, „und fordern deshalb weiterhin ausdrücklich den Erhalt des jetzigen Standorts des Stadions.“ Bei ihrer lautstarken, aber friedlich verlaufenden Willensbekundung erhielten Babelsbergs Fans Unterstützung aus Nord und Süd. Rund 50 St.-Pauli-Anhänger reihten sich unmittelbar nach ihrer Anreise in den Demonstrationszug ein, in dem auch Jenaer „Ultra-Fans“ und die „Ultras Schickeria München“ des FC Bayern vertreten waren. Potsdams Sport-Beigeordnete Gabriele Fischer sprach sich gegenüber den Fans ebenfalls für das jetzige „Karli“ aus.

Hintergrund der Diskussionen über einen Stadionneubau ist die Frauenfußball-Weltmeisterschaft, die 2011 in Deutschland stattfindet. Sollte Potsdam ein Austragungsort der WM sein, braucht die Stadt ein taugliches Stadion. Dazu hatte die Verwaltung eine Machbarkeitsstudie anfertigen lassen. Diese hatte ergeben, dass eine Sanierung des Karl-Liebknecht-Stadions mit einer Kapazität von 10 000 überdachten Sitzplätzen 24,5 Millionen Euro kosten würde. Bei der Finanzierung hofft die Stadt auf Bundesmittel – denn zur Fußball-WM 2006 war die Sanierung der Stadien in Leipzig und Berlin ebenfalls maßgeblich vom Bund bezahlt worden.

Gleichzeitig war in der Machbarkeitsstudie der Neubau einer Arena mit 20 000 Plätzen in der Waldstadt geprüft worden. Dieser sei aber mit Kosten in Höhe von 42 Millionen Euro zu teuer und auf Dauer zu groß, hatte Oberbürgermeister Jakobs gesagt und sich für die Variante „Karli“-Sanierung ausgesprochen. Diese könnte allerdings noch an den Vorgaben des Weltfußballverbands Fifa scheitern: Sollte die Fifa ein Stadion für 20 000 Zuschauer fordern, „wäre das Thema gestorben“, so Jakobs Mitte Januar. Bekannt gegeben werden sollen die Fifa-Bedingungen für die WM 2011 Ende dieses Monats.

Weitere Probleme mit dem Karl-Liebknecht-Stadion scheinen sich langsam zu klären: Wie Sportbeigeordnete Gabriele Fischer bei der Demonstration am Samstag sagte, soll es für die abknickbaren Flutlichtmasten des Stadions wahrscheinlich bald eine unbefristete Genehmigung geben. Diese ist umstritten, denn Anwohner hatten gegen die Lichtbelästigung durch das Stadion geklagt. Vor Gericht gezogen wurde außerdem wegen des Lärms bei den Fußballspielen – was dazu geführt hat, dass die Fans vielleicht nur noch begrenzt jubeln dürfen. In der Stadionordnung steht seit kurzem, dass „das Mitführen von Fanfaren, Pauken, Trommeln, Trompeten und Drucklufthörnern“ verboten ist. M. M./SCH

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