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Kantine im Landtag Brandenburg: Deftige Parlamentskost

Die Kantine im Landtag ist nicht nur etwas für Abgeordnete. Zur Mittagszeit sind im Schloss auch externe Gäste willkommen. Ein Blick hinter die Kulissen.

Potsdam - Was isst wohl Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) in der Mittagspause? Welche kulinarischen Vorlieben hat Gesundheitsministerin Diana Golze (Linke)? Wer sich für solche Fragen interessiert, sollte vielleicht einmal die Landtagskantine besuchen. Neben den Angestellten des Parlamentes sind im vierten Stock des Nachbaus des Potsdamer Schlosses auch immer mal wieder Minister und Staatssekretäre hautnah zu erleben. Und im Sommer lockt die Terrasse mit einem grandiosen Blick über die Dächer der Landeshauptstadt.

„Buletten und Schnitzel sind immer als erstes weg“, sagt Constantin Körn und zuckt ein bisschen ratlos mit den Schultern. Ob dies an den besonderen Vorlieben der Brandenburger liegt? Wahrscheinlich, und auch daran, dass viele Angestellte im Landtag aus südlichen Bundesländern kommen. Den Geschmack der Bayern und Franken in der Mark müsste der 25-jährige Koch eigentlich gut treffen. Schließlich lernte Körn das Kochhandwerk in der Nähe von Kulmbach, bei Bayreuth: bei Alexander Herrmann, dem Fernsehkoch, bekannt aus der Küchenschlacht im ZDF oder aus „Lanz kocht“.

Mix aus deutscher Küche und exotischen Speisen

Seit Januar leitet Körn jetzt die Kantine, die ein wenig aus dem Rahmen fällt – nicht nur wegen der Dachterrasse und den Politikern. Bei den Gerichten versucht der junge Koch nach eigenen Angaben ein bisschen Kreativität reinzubringen. Das ist gar nicht so einfach bei der Masse an Mahlzeiten, die Tag für Tag über seine Anrichte geht. Rund 400 Essen sind es im Schnitt, manchmal auch 600 in den Mittagsstunden. Fünfmal die Woche sucht er den richtigen Mix aus deutscher Küche und etwas exotischeren Speisen. Da muss jeder Griff sitzen.

So finden sich im täglichen Angebot der Landtagskantine regelmäßig Schweinemedaillons, Rinderrouladen oder auch mal Sahne-Heringe. Oder wie neulich an einem Mittwoch Rindergulasch in einer deftigen Bratensoße, dazu landen Rotkohl und ein Kloß auf dem Teller. „Ich achte sehr auf regionale Zutaten“, sagt Körn. Und auch die Bezeichnungen der Gerichte müssen leicht zugänglich sein, erklärt er. Spezielle Namen wie „Filet Wellington“ für ein Rinderfilet im Blätterteigmantel würde er auf jeden Fall vermeiden.

Ein internationales Gericht pro Tag

Die Kreativität und der Versuch, Neues auszuprobieren, sind Teil des Konzepts von Körn und seinen zehn Mitarbeitern. Die „Live-Cooking-Station“ etwa oder italienisches und asiatisches Essen. „Ein Gericht am Tag ist international, also griechisch oder Pasta und so etwas“, sagt der junge Koch, der damit auch die Landtagsverwaltung überzeugte. „Man lernt jeden Tag dazu“, betont er. Zunächst war der 25-Jährige nämlich im Herbst als Stellvertreter – der Fachbegriff lautet Sous-Chef – nach Potsdam gekommen.

Ohnehin musste die Kantine in den vergangenen Monaten einige Turbulenzen überstehen. So wechselte nur sieben Monate nach der Eröffnung der Betreiber des Restaurants, das in erster Linie für die Abgeordneten und die Angestellten des Plenums da ist. Unstimmigkeiten über die Leistung des Unternehmens sollen der Grund gewesen sein.

Seit September 2014 leitet nun der Caterer Widynski & Royck GmbH die Kantine. Dieser entschied sich nach kurzer Zeit, auch den Posten des Chefkochs neu zu besetzen – eben mit dem jungen und bereits in Großküchen erfahrenen Constantin Körn. Widynski & Royck kochen auch für das Auswärtige Amt, das Bundesfinanzministerium oder das Berliner Abgeordnetenhaus.

Ein wenig Parlamentsluft schnuppern

Allerdings ist die Aufgabe nicht leicht, einerseits die Mitarbeiter im Haus zufriedenzustellen und andererseits auch Besucher anzulocken. „Natürlich haben die Mitarbeiter und Abgeordneten Vorrang. Aber wir leben von den Besuchern“, betont Körn. Ohne sie würde das System nicht funktionieren und nicht genügend Umsatz reinkommen. Das sind immer wieder auch einzelne Besucher, die mal ein wenig Parlamentsluft schnuppern wollen. Oder Schülergruppen, die eine Führung mitmachen und anschließend Hunger bekommen.

Oder eben die rund 40 Rentner, die kürzlich ebenfalls den Landtag besichtigten. Kurzzeitig ging es hoch her, einige Besucher huschten sicherlich ohne Absicht mit ihren Tabletts an der Kasse vorbei, ohne sich um die Leiterin des Serviceteams, Heide Schuhmacher, zu kümmern. „Nicht da abstellen, sondern hier. Ich möchte doch sehen, was Sie haben“, sagte sie zu dem älteren Herrn in freundlichem Ton, um kurz darauf dem nächsten hinterherzurufen: „Kommen Sie jetzt auch von der anderen Seite?“ Stress? Nein, das war kein Stress, sagt sie etwas später. Man nimmt es ihr ab.

Werbung machen, sichtbar sein für die Potsdamer, die das Mittagsmenü für Preise zwischen drei und knapp sechs Euro für nicht zu teuer halten. Das würde dem Restaurant sicherlich guttun. Vielleicht im Sommer mal eine große Grillaktion unten im Innenhof des Schlosses? „Das würde ich mir sehr wünschen“, sagt Körn. „Das wird aber schwierig“, räumt er sofort ein. Schließlich müsse die Landtagsverwaltung zustimmen.

Stefan Engelbrecht

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