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In der Potsdamer Verwaltung ist der Krankenstand überdurchschnittlich hoch.

© dpa

Kampf gegen hohen Krankenstand in Potsdam: Rathaus-Mitarbeiter pro Jahr sechs Wochen krank

Seit Jahren hat die Verwaltung in Potsdam laut Sozialdezernent Mike Schubert einen der höchsten Krankenstände in deutschen Verwaltungen. Das soll sich ändern.

Potsdam - Genau 31,6 Tage pro Jahr fällt jeder Mitarbeiter der Potsdamer Stadtverwaltung im Durchschnitt wegen Krankheit aus – also sechs Arbeitswochen. Das hat ein Stadtsprecher am Montag auf PNN-Anfrage erklärt. Damit sei der hohe Krankenstand im Rathaus im Vergleich zu den Vorjahren leicht gesunken. 2016 lag der Wert noch bei 33,3 Tagen, 2015 auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise und der daraus resultierenden Mehrarbeit für das Rathaus, waren es 34,9 Tage. Doch auch im vergangenen Jahr lag der Krankenstand in der Potsdamer Verwaltung deutlich über dem Durchschnitt aller Berufstätigen: Der lag laut einer Statistik der Techniker-Krankenkasse bei gerade 15 Tagen im Jahr 2016. 

Anlass für die PNN-Anfrage waren Äußerungen des SPD-Oberbürgermeisterkandidaten und Sozialdezernenten Mike Schubert, der bei seiner Wahlrede vor den Sozialdemokraten unlängst erklärt hatte: „Seit Jahren hat die Verwaltung in Potsdam einen der höchsten Krankenstände in deutschen Verwaltungen.“ Auch damit hatte Schubert begründet, dass sich die wachsende Stadt mehr Personal im Rathaus leisten müsse – um Überlastung zu vermeiden. Dem hatte sich die SPD-Fraktion bei ihrer Haushaltsklausur am vergangenen Wochenende angeschlossen. Die Fraktion hatte gefordert, die Verwaltung solle ihre Personalbedarfsplanung „sukzessive“ an die geänderte Bevölkerungsprognose anpassen und die Anstrengungen im Bereich Personalführung und -management erhöhen, „um die Motivation der Beschäftigten zu fördern und Krankenstände zu verringern“.

Hohe Krankenstände bei viel Publikumsverkehr

Hoch seien die Krankenstände gerade in Bereichen mit viel Publikumsverkehr wie etwa dem Bürgerservice, hieß es von dem Stadtsprecher. Gleichwohl sei man bestrebt, die Gesundheit der Mitarbeiter durch „vielfältige Maßnahmen zu fördern“. So sei schon dieses Jahr eine personelle Aufstockung geplant. „Zudem wird die Raumsituation und die IT-Infrastruktur nachhaltig verbessert“, sagte der Sprecher. Und besonders große Fachbereiche würden verkleinert, um die Aufgaben besser aufteilen zu können. Prozesse sollen verschlankt und beschleunigt werden. Unter anderem seien verpflichtende Gesundheitskurse für Führungskräfte eingeführt worden – und es gebe Entlastungsmodelle für flexibleres Arbeiten. Der Stadtsprecher verwies darauf, dass die Krankenstandszahl auch mögliche Wochenenden und Feiertage enthalte – was die tatsächlichen Fehltage, gerade von Langzeiterkrankten, etwas reduzieren würde.

Noch mehr Krankheitstage bei Polizei und im Justizvollzug

Allerdings: Die Stadt Potsdam ist nicht die einzige Institution mit vergleichsweise hohen Krankenständen. Beispiel Polizei: Laut aktuellen Statistiken aus dem märkischen Innenministerium lag die Zahl der durchschnittlichen Krankentage 2017 landesweit bei 35,8 Tagen, 0,3 Tage mehr als noch im Vorjahreszeitraum. Bei der für Potsdam zuständigen Polizeidirektion West lag dieser Wert sogar bei 42,2 Tagen, 0,7 mehr als noch 2016. In den vergangenen Jahren hatte die Polizei die hohen Werte unter anderem mit der Arbeitsbelastung begründet, zumal die Beamten auch Gefahrensituationen für Leib und Leben ausgesetzt sind.

Auch die mit vielen Institutionen in Potsdam ansässige Landesverwaltung Brandenburg hat mit hohen Krankenständen zu kämpfen, wie das Innenministerium erst im vergangenen November auf Anfrage der CDU-Landtagsabgeordneten Sven Petke und Steeven Bretz erklärt hatte. Etwas mehr als durchschnittlich 30 Krankheitstage verzeichneten demnach die Sozial-, Verwaltungs- und Finanzgerichte, aber auch der Brandenburgische Landesbetrieb für Bauen und Liegenschaften, das Amt für Ländliche Entwicklung sowie das Sozial- und Gesundheitsministerium. Auffällig hoch waren dabei die Fehltage in Justizvollzugsanstalten mit 2016 sogar 55 Krankheitstagen.

Krankenstand im Rathaus auh ein Demografieproblem

Das Ministerium hatte unter Verweis auf eine 2004 beschlossene Handlungsempfehlung „Gesundheitsmanagement für die Landesverwaltung Brandenburg“ erklärt, es würden dezentral von den jeweiligen Dienststellen „gesundheitsförderliche Einzelmaßnahmen in unterschiedlicher Art und in unterschiedlichem Umfang angeboten“. Zudem habe der Landtag Mitte 2017 ein Konzept zur Steigerung der Attraktivität des öffentlichen Dienstes vorgeschlagen – auch dort gehe es um „gesundheitsförderliche Arbeitsbedingungen“. Demnach sollen für das Gesundheitsmanagement ab 2019 im Landeshaushalt zweckgebunden 50 Euro pro Vollzeitstelle eingeplant werden.

Zurück ins Rathaus: Zusätzlich zum Krankenstand hat die Verwaltung – wie andere Kommunen – ein Demografieproblem. Denn laut Angaben aus dem jüngsten statistischen Jahresbericht hatten Ende 2016 bereits 320 von damals 2400 Mitarbeitern die 60-Jahre-Marke überschritten, das waren 13,4 Prozent. Weitere 370 Angestellte (15,7 Prozent) waren zwischen 55 und 60 Jahre alt. Das heißt: In den kommenden zehn Jahren werden mehrere Hundert Rathaus-Mitarbeiter in den Ruhestand gehen. Das ist mehr als jeder vierte Angestellte. Dazu kommen knapp 600 Mitarbeiter im Alter von 45 bis 55 Jahren. Demnach sind mehr als 53 Prozent des Rathauspersonals älter als 45 Jahre. Insofern sucht die Stadt schon regelmäßig nach neuen Fachkräften.

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