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(Symbolbild)

© Ottmar Winter

Kampf gegen Fahrermangel: Potsdamer Verkehrsbetrieb dünnt Fahrplan aus

Busse und Bahnen sind seit dieser Woche im Ferienbetrieb – ViP verspricht Besserung.

Potsdam - Der kommunale Verkehrsbetrieb (ViP) muss wegen Personalengpässen einmal mehr seinen Fahrplan ausdünnen. Das gab der dort zuständige Leiter für die Verkehrsplanung, Kevin Karge, am Mittwoch in einer Rundmail bekannt. Demnach gilt bereits ab diesem Montag (13.6.) der für die Sommerferien geplante Fahrplan mit weniger Fahrten auf vielen Linien.

Aktueller Fahrermangel

Hintergrund für die Entscheidung seien die „aktuell verfügbaren Kapazitäten beim Fahrpersonal“, erklärte Karge. Trotz des Einsatzes aller verfügbaren Mitarbeiter – auch von Subunternehmern – könne die Besetzung aller Fahrdienste derzeit „nicht vollständig abgesichert werden“. Etwas mehr Fahrten als im Ferienfahrplan seien nur auf den wichtigen Linien 92 und 93 vorgesehen.  Verwiesen wird auch auf weitere Informationen unter www.vip-potsdam.de.

Auf PNN-Anfrage erklärte ein ViP-Sprecher am Mittwochabend, eine aktuelle Krankheitswelle habe „auch damit zu tun, dass unsere Fahrer in der Corona-Zeit durchgefahren und jetzt einfach erschöpft sind“. Man habe aber mit in den zurückliegenden Wochen neu eingestellten Mitarbeitenden sowie Leiharbeitnehmern und Aushilfen derzeit „annähernd eine Vollbesetzung aller 300 Stellen im Fahrdienst in Aussicht“. Hier stecke man „gerade alle Kraft“ in die Fahrerausbildung – und rechne nach den Sommerferien mit genügend Fahrplanstabilität. Mit dem anstehenden Ferienbetrieb habe man kurzfristig Entlastung geschaffen, dadurch benötige man acht Fahrer weniger, hieß es.

Verdi sieht ein strukturelles Problem

Der Fahrermangel ist nach Meinung der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi ein für den ViP besonders großes Problem. Das Unternehmen sei „hoffnungslos unterfinanziert“, sagte Verdi-Sprecher Andreas Splanemann den PNN am Mittwoch. Im ohnehin sehr schwierigen Arbeitsmarkt für Bus- und Tramfahrer habe der ViP in Potsdam die „rote Fahne“ bei den Einkommen. 

„Das ist das Hauptproblem“, so Splanemann mit Blick auf die Konkurrenz zu anderen Nahverkehrsunternehmen der Region um Personal. Auch die BVG in Berlin habe solche Probleme – wenn auch nicht in dem Ausmaß, fügte er hinzu. Komme noch Krankheit hinzu, entstehe schnell eine Abwärtsspirale, weil noch einsetzbare Fahrerkollegen dann über Gebühr belastet würden, hieß es weiter. 

Der ViP-Sprecher sagte hingegen, man habe zwischen Mai und Juli 13 Einstellungen vornehmen können. Leider habe man „aber immer öfter ein unerwartetes Ausscheiden von Altbeschäftigten aus gesundheitlichen Gründen zu verzeichnen“. Die Suche nach neuen und engagierten Mitarbeitenden werde „also auch in Zukunft nicht aufhören“.

Ein Brandbrief sorgte für Unruhe

Für Unruhe in dem Unternehmen des Stadtwerke-Verbunds hatte zuletzt ein anonymer Brandbrief an Medien gesorgt, in dem auch mangelnde Unterstützung für den ViP durch die Stadtverwaltung und das Mutterunternehmen beklagt wurden. Auch von hohen Krankenständen und vielen ausgefallenen Fahrten in den vergangenen Wochen war darin die Rede war, viele Fahrer seien an der Belastungsgrenze. Der ViP-Sprecher nannte auf Anfrage keine genauen Zahlen zu den Ausfällen. Allerdings dürften die Mai-Zahlen höher als die im April sein, räumte er ein.

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Schon mehrfach hatte der ViP in den vergangenen Jahren wegen Personalmangels seinen Fahrplan ausdünnen müssen, zuletzt Ende 2021. In seinem in diesem Jahr veröffentlichten Geschäftsbericht für das Jahr 2020 hatte der ViP als wesentliches Risiko für die Entwicklung den „wachsenden Fachkräftemangel sowie sich ändernde Anforderungen der Bewerber an das Arbeitsumfeld“ benannt – also der Konkurrenzdruck in der Region beim Kampf um neues Personal. 

41 000 verkaufte Neun-Euro-Tickets

Potsdams Verkehrsbetrieb hat derweil in knapp zweieinhalb Wochen mehr als 41 000 der Neun-Euro-Tickets verkauft. Nach Aussage von ViP-Pressesprecher Stefan Klotz wurden allein rund 31 000 Monatsfahrscheine in den ViP-Kundencentern verkauft. Etwa 10 000 Tickets wurden bislang an den Fahrscheinautomaten in den Bussen und Bahnen erworben. Zwei Drittel der Tickets beim ViP wurden zunächst für den Juni, ein Drittel allerdings auch schon für die beiden Folgemonate Juli und August gekauft, hieß es weiter. 

Neben dem Potsdamer Verkehrsbetrieb bieten auch der mittelmärkische Regiobus, die S-Bahn und die Deutsche Bahn Neun-Euro-Tickets in ihren Kundencentern und an Automaten an. Die stark vergünstigten Tickets erlauben für einen Monat Fahrten im gesamten Nahverkehrsnetz deutschlandweit. Die Fahrscheine gibt es für die Sommermonate Juni, Juli und August. Monatstickets im Abonnement werden anteilig verrechnet.

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